Devil May Cry 5: Special Edition im Test

Ich möchte diesen Artikel mit einem Vorschlag beginnen: Können wir die „Next-Gen“ bitte ab sofort „Re-Gen“ nennen? Denn schön langsam ist es wirklich auffällig: Die besten Spiele, die man aktuell für diese neue Konsolengeneration kaufen und spielen kann, sind alle entweder Remakes (zB Demon’s Souls – Review folgt), oder aber Remaster wie eben Devil May Cry 5: Special Edition… wenn man von den Games absieht, die einfach parallel für alte und neue Konsolen erschienen sind. Worauf ich hinauswill: So gut Watchdogs: Legion oder Assassin’s Creed: Valhalla auch sein mögen, die echten Kracher sind die neuen, alten Spiele. Wie eben auch Devil May Cry 5: Special Edition.

Wobei … „alt“ ist natürlich relativ. Gerade im Vergleich zum angeführten Demon’s Souls, dessen Original nun doch schon elf Jahre auf dem Buckel hat, ist Devil May Cry 5, das im Vorjahr das Licht der Spielewelt erblickt hat eh noch taufrisch und den meisten vermutlich noch recht gut als bombastisches Action-Brett in Erinnerung. Nein? Dir nicht? Dann möchte ich dir an dieser Stelle das ausführliche Review von damals ans Herz legen. Darin erfährst du alles zu Story und Gameplay des Basis-Spiels mit seinen drei Hauptfiguren Dante, Nero und Neuling V (der Kylo Ren schon irgendwie verdammt ähnlich sieht) in sämtlichen blutigen, spektakulär springenden und Dämonen heraufbeschwörenden Details. Ich für meinen Teil konzentriere mich hier nämlich sodann nur darauf, was in der Special Edition neu ist. Los gehts:

Der alte „jetzt mit Virgil“-Trick

Die erste und wohl auch größte Neuheit ist eigentlich kein „was“, sondern ein „wer“: Vergil, Dantes Katana-schwingender Zwillingsbruder, wurde für die Special Edition (wieder mal – wir kennen das schon aus den letzten Teilen) als vierter spielbarer Charakter hinzugefügt. Und wie auch schon die letzten Male, ist er wieder einmal eine kleine Offenbarung in Sachen Gameplay-Design. Mit ihm zu spielen macht einfach lächerlich viel Spaß; tatsächlich ist er wahrscheinlich der stilvollste Kämpfer der Serie. Er verfügt über Teleportation, blitzschnelle Schwerthiebe und eine ‚Konzentrations‘-Anzeige, die sich füllt, wenn man als der arrogante Bastard spielt, der Vergil nunmal ist.

Heißt: Wer also präzise und mit bestmöglichem Timing die Dämonenhorden niedermäht, füllt die Anzeige besonders schnell. Wer es allerdings nicht schafft, seinen Coolness-Level hoch zu halten, also beispielsweise ins Leere drischt, verliert Konzentration. Die Mechanik funktioniert hervorragend, um einerseits den Charakter selbst zu vermitteln, vor allem aber auch um den Spieler anzuhalten so zu spielen, wie es eben gut zum Antagonisten der Serie passt. Denn anfüllen, glaube mir, will man diese Anzeige. Sie ermöglicht einem nämlich die Verwendung von Vergils Doppelgänger-Skill (statt dem „normalen“ Devil Trigger) und dem neuem „Sin Devil Trigger“ – einer coolen Transformation in eine dämonische Form, die man in der Regel erst immer spät in seinen früheren Auftritten freigeschaltet hat, hier aber von Anfang an nutzen kann.

Es ist allerdings echt schade, dass Vergil keine eigene Geschichte spendiert bekommen hat. Wer sich für ihn entscheidet, durchläuft stattdessen einfach die übliche Devil-May-Cry-5-Kampagne, nur ohne Zwischensequenzen. Schade. Aber sei’s drum: Das echte Highlight seiner Implementierung ist ja ohnehin das Gameplay. Und das kann hier umso besser glänzen, weil man die ja eigentlich für einen der drei anderen Charaktere konzipierten Abschnitte des Spiels hier nun total neu erleben kann. Boss-Kämpfe etwa, die eigentlich für Vs Kampfstil à la „ich bleib hinten und schicke meine tierischen Freunde vor“ gedacht waren, fühlen sich komplett anders an wenn man sich nun tatsächlich in den brutalen Infight werfen kann.

Und apropos „brutal“: Auch ein neuer Schwierigkeitsgrad ist mit von der Partie: der Legendary Dark Knight-Modus. Er ist hier von Anfang an verfügbar, aber tatsächlich nur für echte Cracks empfehlenswert, da euch das Spiel hier in jeder einzelnen Passage deutlich mehr Gegner entgegenwirft, als das normalerweise der Fall wäre. Cool wenn man weiß, was man tut. Anlass zur blanken Panik und vermutlich eine Garantie für Frust als Anfänger. Ähnliches gilt für den ebenfalls enthaltenen Turbo-Modus. Ein Schmäh, den wir auch schon aus früheren Special Editions von DMC kennen: Er erhöht das generelle Spiel-Tempo um rund 20%. Da will schon gut überlegt sein, wann man blinzelt…

Spieglein, Spieglein an der Wand

Das große Zauberwort dieser neuen Konsolen-Generation, und wohl überhaupt der nächsten paar Jahre im Videospiel-Kosmos, ist Raytracing. Und ja: Auch Devil May Cry 5: Special Edition nutzt diese neue Technik um Reflektionen, aber auch die Ausleuchtung der Welt selbst zu berechnen, was im direkten Vergleich einen riesen Unterschied macht und das ohnehin schon hübsche Spiel wirklich toll aussehen lässt – wenn man will. Tatsächlich bietet die Special Edition auf den Re-Gen-Konsolen nämlich gleich mehrere Einstellungsmöglichkeiten, die von 120 FPS und keinem Raytracing bis hin zu feschem 4k mit vollem Raytracing, dafür aber nur irgendwas zwischen 30 und 60 FPS reichen. Konkret könnt ihr also die RT-Option in drei Stufen einstellen: „off“, „Performance-Raytracing“ und „Quality-Raytracing“. Meine Empfehlung fällt dabei ganz klar auf die mittlere Option. Sie bringt zwar nicht ganz so scharfe Reflexionen wie die höhere Einstellung, auf einen Großteil des zusätzlichen Eye-Candy muss man aber dennoch nicht verzichten und kommt trotzdem in den Genuss von mehr oder weniger stabilen 60 Frames pro Sekunde.

Zusätzlich könnt ihr noch einen „High Framerate Mode“ aktivieren, der sodann die 120 Hz-Ausgabe des Spiels aktiviert. So wirklich „locked“ auf 120 Frames pro Sekunde läuft das Spiel dann zwar auch dann nicht, wenn man Raytracing deaktiviert, so um die 100 schafft es Tests zufolge aber sehr wohl; in jedem Fall eine interessante, neue Spielerfahrung, auch wenn man sich bei den Timings für so manche Combo etwas umgewöhnen muss. Die Probleme, die übrigens mit der ursprünglich etwas schlampigen 120 Hz-Implementierung einhergingen (auf nicht HDMI 2.1-fähigen Fernsehern war kein 4k-Output möglich, auf solchen die das schon können der 120 Hz-Modus hingegen immer aktiv, was zu Stottern führte), sind mittlerweile durch einen Patch behoben worden.

FAZIT

Aufgrund des attraktiven Preises von unter 40 Euro ist mein Resümee recht einfach: Jeder, der mit Hack’n’Slash-Titeln etwas anfangen kann, egal ob er das Original auf den alten Konsolen (oder auch dem PC) schon gespielt hat oder nicht, macht mit Devil May Cry 5: Special Edition definitiv nichts falsch. Die neuen Grafikeffekte heben das „alte“ Spiel mühelos auf und über eine Ebene mit allen anderen, aktuell verfügbaren Next … äh, ich meine Re-Gen-Titeln, die neuen Schwierigkeitsgrade bringen zusätzliche Herausforderung und mit Virgil lässt sich das ganze Spiel tatsächlich noch einmal ganz neu erleben. Klare Kaufempfehlung.

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