Die Sache mit Batman: Arkham Knight am PC

Inzwischen ist es kein Geheimnis mehr, dass der PC-Start von Batman: Arkham Knight, der eigentlich der fulminante Abschluss von Rocksteadys Batman-Trilogie hätte werden sollen, so richtig in die Hose gegangen ist. Abstürze, Leistungsanforderungen jenseits jeglicher Vernunft und trotzdem grottige Performance und eine Grafikqualität, die hinter der von deutlich schwächeren Konsolen hinterherhinkt. Die Konsequenz: Unzählige negative Bewertungen und eine noch nie dagewesene Anzahl von Rückerstattungen bei Steam. Knapp 48 Stunden nach dem Verkaufsstart stellte Warner den Verkauf der PC-Version darum komplett ein, nahm den Titel von Steam und bat auch große Versandhändler wie GAME den Verkauf einzustellen. Man arbeite an der Behebung der Probleme und werde das Spiel erst wieder veröffentlichen, wenn es wirklich spielbar sei.

An dieser Stelle möchte wir einige Fakten rund um die Misere zusammentragen und auch gleich mit einigen Gerüchten aufräumen, die derzeit die Runde machen:

Was sind die Hauptkritikpunkte (Kurzfassung)?

  • Schlechte Gesamt-Performance:
    Auch Besitzer sehr potenter Systeme haben immer wieder schlimme Frameraten-Einbrüche und Texturen laden nicht oder sehr langsam nach. Besitzer von AMD-Grafikkarten dürften besonders betroffen sein und klagen auch vermehrt über Komplettabstürze.
  • Eingeschränkte Grafikoptionen, fehlende Texturen und Effekte:
    Die Einstellungsmöglichkeiten der Grafik sind relativ schlicht und außerdem ist die Engine auf 30 Frames pro Sekund limitiert. Die maximale Texturauflösung ist „normal“, an vielen Stellen wirkt das Spiel deswegen (und wegen nicht deaktivierbarer Blur-Filter) leicht verwaschen. Texturen mit einer ursprünglich geplanten „Ultra“-Auflösung scheinen komplett zu fehlen. Damit sehen die Texturen an vielen Stellen auch deutlich schlechter als auf Konsolen aus. Im direkten Vergleich Konsole/PC fällt außerdem sofort auf, dass Regeneffekte (z.B. auf Batmans Cape & Anzug sowie auf dem Batmobil) komplett fehlen.
  • Irreführende Werbung / Das NVIDIA-Video
    Was sehr viele Spieler – und das zu Recht – besonders ärgert, ist die irreführende, man möchte fast schon sagen betrügerische Bewerbung der PC-Version. NVIDIA hatte erst kurz vor Verkaufsstart ein Video veröffentlicht, in dem die grafischen Höchstleistungen des Spiels herausgestrichen wurden: Stabile 60 Frames pro Sekunde, tolle Regeneffekte und knackige Texturen. Wie aus dem vorigen Punkt zu ersehen gibt es all diese Dinge (im Moment) in der PC-Fassung einfach NICHT.

Warum hat Warner den Verkauf eingestellt?

Gerne würde man annehmen, dass es Warner vor allem um das Wohl des Kunden geht, aber in der Vergangenheit hat KEIN Publisher – auch Warner selbst – zu diesem Mittel gegriffen. Was hat sich geändert? Es darf wohl zu recht spekuliert werden, dass vor allem Steams neue Refund-Politik eine entscheidende Rolle gespielt hat. Befindet sich ein Titel weniger als zwei Wochen im Besitz des Spielers und wurde weniger als zwei Stunden gespielt, kann man sich den Titel auf jeden Fall rückerstatten lassen. Wurden diese Grenzen überschritten, prüft Steam zwar zuerst die Begründung für die Rückgabe, verhält sich aber auch hier angeblich sehr kulant. Zum ersten Mal hat ein Publisher es also auch finanziell gespürt, dass die Leute nicht zufrieden waren. Früher wurden wirklich schlimme Fehler halt nach und nach ausgebessert bzw. wurde das von der Community selbst übernommen (*hust* Gothic). Man konnte einfach hoffen, dass Gras über die Sache wächst, denn das Geld der Kunden hatte man ja schon. Diese Zeiten sind vorbei und es wird interessant zu beobachten, wie die Hersteller auch in Zukunft auf diese (zumindest für den Endkunden) schöne neue Welt reagieren werden.

Behauptung: Rocksteady / Warner / Iron Galaxy ist an der Misere „schuld“

In unzähligen Postings in Foren und in Sozialen Netzwerken findet man viele Behauptungen darüber, wer an der ganzen Geschichte die (Haupt)schuld trägt. Warner hat zuwenig Geld und Zeit für den Port veranschlagt, Rocksteady hat den PC links liegen lassen, Iron Galaxy (das für die PC-Portierung zuständige Studio) ist inkompetent etc. pp. Es liegt irgendwie in der Natur des Menschen, dass man gerne EINEN alleinigen Schuldigen ausmachen möchte, aber so einfach ist es leider nicht. Die traurige(n) Wahrheit(en): Ein bisschen Schuld trifft vermutlich alle Beteiligten und woran es wirklich gelegen ist, werden wir vermutlich nie erfahren. Eines steht natürlich fest: Die Qualitätssicherung hat hier komplett versagt und vor allem Warner sollte (und wird vermutlich) entsprechende Lehren daraus ziehen.

Behauptung: Ein ranghoher Marketing-Beauftragter von Warner hat PC-Spieler als Heulsusen (engl. crybaby) beschimpft.

Längst widerlegt, aber es klingt gut und lässt Warner schlecht dastehen, darum wird es immer noch von manchen durch die Gegend posaunt: Eín NeoGAF-Forenposter hatte PC-Spieler tatsächlich so bezeichnet. Neugierige Leser haben sich das Profil des Posters dann genauer angesehen und festgestellt, dass dieser genau so heißt, wie ein Marketingleiter bei Warner. Und schon ging es rund, erzürnte Fans auf der ganzen Welt schlugen sich empört auf die Brust. Einziges Problem: Es handelt sich um zwei verschiedene Menschen, die nur zufälligerweise den gleichen Namen tragen. Noch nicht Beweis genug? Der Poster ist ein Mann, die beschuldigte MarketingleiterIN eine Frau …

Behauptung: „Der PC-Port wurde in nur 8 Wochen zusammengeschustert.“

Eine oft zitierte Behauptung, der es aber komplett an Quellen oder auch nur Realitätsnähe fehlt. Offensichtlich bekam der PC-Port wirklich nicht genug Zeit zugestanden, aber 8 Wochen sind einfach nur lächerlich. Die vermutliche Quelle für dieses Gerücht: die Datenbanken von Steam. Dort sind nämlich erst 8 Wochen vor Verkaufsstart erste Einträge zum Spiel zu finden. Was das mit der Gesamtentwicklungszeit zu tun haben soll, verstehen vermutlich nur Verschwörungstheoretiker …

Wie sieht der weitere Fahrplan aus?

Das wurde noch nicht kommuniziert und vermutlich weiß es einfach noch niemand. Allein sich einen Überblick über die zugrunde liegenden Probleme zu verschaffen kann Tage oder Wochen dauern. Ein erste (kleiner) Patch soll zumindest schon einige Abstürze behoben haben, an den wirklichen Problemen kratzt man aber noch nicht einmal. Hoffentlich wird sich in den nächsten 1-2 Wochen ein genaueres Bild abzeichnen.

FAZIT

Da ist wohl mehr als einiges schiefgegangen und besonders Warner – bei denen trotz allem die finale Qualitätssicherung liegen sollte – hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Vergessen wir nämlich nicht, dass es auch sonst einige Probleme rund um den Start gab – z.B. Batmobile-Sammleredition eine Woche vor Start gecancelt, Limited Edition mit Figur um 3 Wochen nach hinten verschoben. Im Moment kann man leider nur abwarten oder – wenn man nicht warten kann oder will – versuchen eine Rückerstattung zu bekommen.

Wir haben uns auf jeden Fall entschieden unseren Test zu verschieben. Wenn man einen Titel nicht kaufen kann, macht auch eine Rezension wenig Sinn. Sobald Warner den Verkauf wieder startet, werden wir uns für euch wieder hinter das Lenkrad des Batmobils klemmen und herausfinden, ob Arkham Knight vielleicht beim zweiten Versuch hält, was es versprochen hatte: der krönende Abschluss einer ansonst großartigen Trilogie zu werden.

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