Die Siedler – Angespielt

Wer eine gewisse Vorliebe für Aufbaustrategiespiele hat, der kann gar nicht anders, als irgendwann einmal in Kontakt mit Die Siedler zu kommen. Egal ob es die Urversion für den Amiga war, eine der vielen Portierungen oder die Fortsetzungen, die es im Laufe von mehr als 25 Jahren gegeben hat. Es gibt vermutlich keinen Genrefan, der noch nie das wilde Gewusel der vielen kleinen Siedler auf seinem Bildschirm gesehen hat und nicht gleich von der Komplexität des Spiels verzaubert wurde. Nach einer langen Wartezeit kündigte Ubisoft letztes Jahr einen Neustart der Die Siedler-Reihe an. Für diesen holte man dann auch gleich Volker Wertich, den Vater der kleinen Männchen mit ins Boot, was vor allem die eingefleischte Community sehr freute. Nach dem durchaus gelungen Anno 1800, sind dazu auch noch die Erwartungen an das neue Aufbaustrategiespiel von Ubisoft natürlich deutlich gestiegen

Wir durften auf der gamescom eine erste spielbare Alpha ausprobieren, bei der wir gleich auf einer neuen Insel landen – ein grünes Paradies, voll mit Wäldern und anderen Rohstoffen. Unser Schiff, mit dem wir die Insel erreicht haben, dient fortan als eine Art Hauptquartier. Aus ihm werden neue Siedler, sowie Feldherren für unsere Armee angeliefert. In unserer neuen Siedlung herrscht gleich reges Treiben: Träger laufen ohne Aufgabe auf und ab, Handwerker sind auf der Suche nach Arbeit und das Militär bewacht das wilde Gewusel. Sobald wir aber die ersten Gebäude errichten, kommt etwas Ordnung in das scheinbare Chaos. Die Träger bringen Baumaterial zu den Baustellen, wo nach Fertigstellung die Handwerker einziehen, um danach sogleich mit ihrere Arbeit zu beginnen. Die erste Änderung, im direkten Vergleich zu den vorangegangenen Teilen, merkt man schon nach kurzer Zeit. Häuser sind ab sofort nicht mehr nur dazu da, um den Siedlern ein Zuhause zu geben oder dafür um mehr Siedler anzulocken, sondern auch für die Mahlzeiten der Arbeiter verantwortlich. Das heißt, die Handwerker arbeiten nur effektiv, solange sie mit Nahrung versorgt werden. Ein weiteres Highlight ist der Detailgrad den die Entwickler an den Tag gelegt haben, denn dieser erreicht ungeahnte Höhen. Diese optisch schöne Vielfalt wurde umgesetzt, obwohl rein spielerisch dafür keine Notwendigkeit besteht. Ein Beispiel. Man kann an die angesprochenen Wohnhäuser so nahe ranzoomen, dass man eine ganze eingerichtete Stube entdecken und bewundern kann, obwohl eine simple Tür, dem Spielspaß keinen Abbruch getan hätte. Doch allein bei einer Inneneinrichtung hat man nicht Schluss gemacht. Jegliche Rohstoffe bzw. Materialien sind sichtbar, das heißt wenn ihr hundert Baumstämme euer eigen nennt, so sind auch genau so viele in eurer Siedlung sichtbar. Gleiches gilt für Flora und Fauna, alle Ressourcen kann man ganz deutlich erkennen, von der großen Tanne, bis zum kleinen Hasen und alles wurde herrlich wunderbar animiert. Ressourcen können aber natürlich auch ausgebeutet werden: Fällt ihr zu viele Bäume ohne sie nachzupflanzen oder tötet zu viele Tiere, so rottet ihr diese aus.

Alles beim Alten?

Bis hier hin wäre man versucht zu sagen, dass der neue Teil ein klassisches Die Siedler ist, doch das wäre weit gefehlt und ein zu oberflächlicher Blick auf das gesamte Spiel. Allein das Kochen in den Wohnungen ist nicht bloßes Kochen. Die Bewohner in Die Siedler müssen sich die Zutaten für die Speisen, vom jeweiligen Produzenten holen, was dann zu langen Transportwegen, sowie zu einer großen Verzögerung in der Produktionskette führen kann. Hierfür gibt es Marktstände, welche die entsprechenden Waren vom Erzeuger abholen und näher an den Häusern verkaufen, wodurch diese schneller zu ihren Rohstoffen kommen. Das ist aber nur ein kleiner Einblick in die Komplexität, die man integriert hat, denn nicht nur in den Techtree wurde viel Entwicklungsarbeit gesteckt, man hat auch einiges an Arbeit in das Gameplay investiert, um dieses neuer und frischer wirken zu lassen. Eine Änderung betrifft das Militär. Es ist zwar nicht möglich, wie in einem Echtzeitstrategiespiel einzelne Soldaten zu steuern, sondern ihr müsst einem Feldherren Einheiten zuweisen, sodass man über diesen dann die ganze Gruppe kommandiert. Eine weitere Änderung betrifft die Möglichkeit, wie ihr feindliche Gebiete übernehmen könnt. Die bekannte Version diese militärisch zu übernehmen ist zwar geblieben., aber eine neue Option ist hinzugekommen: Das Übernehmen durch höheren Ruhm. Hierfür könnt ihr einen Champion ausbilden, der für euch in Turnieren antritt, um so eure Fähigkeiten als Anführer zu untermauern. Wenn ihr dies erfolgreich absolviert und die gegnerischen Bewohner, mehr von euch überzeugt sind, als von ihrem aktuellen Herrscher, dann laufen diese zu euch über. Ihr übernehmt somit das Gebiet kampflos. Dieser Weg ist zwar langwierig, hat aber den großen Vorteil, dass ihr dann die gesamte Infrastruktur des annektierten Terrains weiter nutzen könnt, denn alle Gebäude gehen in euren Besitz über und werden nicht wie bei der militärischen Variante zerstört. Auch eine dritte Möglichkeit soll integriert werden, aber hier hüllt man sich noch in mystisches Schweigen, wie diese aussehen könnte – doch mystisch könnte bereits ein wichtiger Hinweis sein.

Auch für längeren Spielspaß wird gesorgt sein, denn neben der Kampagne mit besonderen Herausforderungen, die sich speziell an Genre-Experten richtet, wird ebenso ein Sandbox-Modus mit von der Partie sein. Dieser soll durch seinen Karteneditor schier unendliche Möglichkeiten beim Aussehen der Insel bieten. Apropos Karte: Diese werden nicht mehr nur saftige Wiesen zeigen, denn eine andere Topographie wird sich etwa an der Vegetation Brasiliens orientieren und auch ein drittes Thema wurde bereits angekündigt – allerdings noch nicht welches es sein wird. Man munkelt etwas von einer Winter-Landschaft.

FAZIT

Obwohl ich erst eine Alpha Version von Die Siedler spielen durfte, konnte man schon sehr gut erkennen wo die Reise hin gehen wird. Den Einfluss vom Siedler Erfinder Volker Wertich merkt man sehr deutlich, denn es fühlt sich an, wie wenn man nach einer langer Reise wieder in seine geliebte Heimat zurückkehrt. Vieles kommt einem vertraut vor, kaum etwas wirkt unpassend oder abschreckend und trotzdem ist es irgendwie neu. Kleinere Bugs und fehlende Texte standen zwar noch an der Tagesordnung, doch selbst diese trübten den Spielspaß in keinster Weise. Ich in mir sicher, dass Fans der Spielreihe mit dem neuen Die Siedler voll auf ihre Kosten kommen werden und dass der neue Teil auch frische Spieler für sich gewinnen kann. Einziger Wermutstropfen: Nach den wenigen bereits absolvierten Spielstunden möchte man jetzt schon weiterspielen, muss sich aber noch bis nächstes Jahr gedulden, da Blue Byte (nunmehr Ubisoft Düsseldorf) den Release erst für 2020 plant.

Passende Beiträge

Microsoft Flight Simulator 2024 im Test

Rogue Waters im Test

The Spectrum mit 48 vorinstallierten Spielen ist ab sofort erhältlich