Die Sims 4 Nachhaltig leben im Test

Gerade in der letzten Zeit ist das Thema Klimaschutz aus unserer Gesellschaft gar nicht mehr wegzudenken und fast jeder versucht mit kleinen Dingen seinen eigenen Alltag etwas umweltfreundlicher zu gestalten. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Die Sims 4 diesem Thema intensiv annehmen würde und uns auch hier die Chance gibt, unseren eigenen ökologischen Fußabdruck zu simulieren. Doch bietet das Thema wirklich genug Potential, um ein ganzes Erweiterungspaket damit zu füllen?

Willkommen im grünen Lebensstil!

Ich muss offen zugeben, als das Erweiterungspaket Nachhaltig leben vor wenigen Wochen auf den Social Media Kanälen von EA und Co. die Runde machte, war ich durchaus skeptisch. Ein ganzes Paket, nur zum Thema Umwelt? Macht das wirklich Sinn? Denn bereits im Addon Die Sims 4 Inselleben fügte EA eine neue Karriere als Umweltschützer ein. Dort konnte man sich seine Simoleons beispielsweise mit dem Verschönern von idyllischen Inseln und dem Sammeln von Müll in der offenen Welt verdienen. Gibt es da wirklich genug Substanz für ein ganzes Addon? Dieser Frage galt es auf den Grund zu gehen.

Dafür stürzte ich mich auch sogleich – möglichst neutral und unvoreingenommen – in mein neues Abenteuer in der Nachbarschaft „Evergreen Harbor“. Denn wie auch jedes andere Erweiterungspaket im Die Sims-Universum, bringt auch dieses wieder eine neue Nachbarschaft mit sich. Dieselbe ist in drei Siedlungen unterteilt: Port Promise, Grims Quarry und die Conifer Station. Jede Siedlung wurde dabei liebevoll gestaltet und besitzt eigene Plätze mit viel Charme. So bietet Port Promise historische alte Tankstellen mit Hollywood Flair, Grims Quarry einen Steinbruch mit großen Wasserfällen oder Conifer Station große Parks und beschauliche Wiesen. Die grafische Gestaltung ist diesmal definitiv gut gelungen! Leider bleibt aber auch in diesem Erweiterungspaket die Suche nach spannendem, neuen Sound, eher vergebens – und meist düdeln die typischen Sims 4 Melodien weiter fröhlich vor sich hin.

Der ökologische Fußabdruck beeinflusst das Leben unserer Sims auf allen Ebenen!

Grün grün grün sind… alle meine Entscheidungen?

Jede der angesprochenen Siedlungen besitzt nun erstmals einen eigenen ökologischen Fußabdruck. Dieser ist die große Neuerung in Die Sims 4 Nachhaltig leben. Alle Entscheidungen im Laufe des Spiels beeinflussen besagten Abdruck und lassen ihn zwischen den Zuständen „grün“ und „industriell“ schwanken. Beide Arten bieten Vor- und Nachteile für unseren Alltag. Lebt unsere Familie in der industriell geprägten Siedlung „Port Promise“, sind Maschinen ertragreicher oder Sammelobjekte für großes Geld aufgrund der Industrie öfter zu finden. Dafür herrscht intensiver Smog und saurer Regen, welcher sich auf die Gesundheit auswirkt. Im grünen Fleckchen „Grims Quarry“ sind Pflanzen ertragreicher, die Luft besser und Obst und Gemüse haben eine höhere Qualität – dafür sind die Strom- und Wasserkosten hoch und es finden sich weniger Materialien in der freien Natur.

Der Fußabdruck kann auf zwei maßgebliche Arten beeinflusst werden. Einerseits sehen wir direkt im Kauf-Modus, wie sich ein gekauftes (Einrichtungs-)Objekt auf den Fußabdruck der Siedlung auswirken würde. So können wir unsere eigene Siedlung nach Belieben beeinflussen. Hier gefiel mir besonders gut, dass selbst die noch so „kleine Entscheidung“ eine Auswirkung hatte: Eine größere Badewanne die mehr Wasser verbraucht? Wie kannst du nur! Es machte mir definitiv Spaß, hier mit den Auswirkungen etwas herumzuspielen und mich auszuprobieren.

Als zweite Möglichkeit gibt es ein gemeinsames Nachbarschafts-Brett. Hier dürfen sowohl die eigenen Sims, als auch die computergesteuerten NPCs regelmäßig darüber abstimmen in welche Richtung sich die eigene Siedlung entwickeln soll. Die Auswahlmöglichkeiten fielen hier jedoch teilweise etwas mager aus; ob ich nun die Künstler oder Musiker vor Ort fördere zeitigt ziemlich ähnliche Folgen.

Die neuen Möglichkeiten das eigene Heim zu verschönern brauchen sich definitiv nicht zu verstecken!

Outfits, Frisuren und Möbel – Recycling in allen Lebenslagen!

Natürlich wäre es kein neues Erweiterungspaket für Die Sims 4, wenn es nicht auch wieder Neuerungen für den Create-A-Sim Modus geben würde. Die neuen Frisuren und Outfits waren dabei zwar schön anzusehen, brachten aber eher wenig Neuerung. Die neuen Frisuren unterschieden sich nur marginal von bereits Dagewesenem und gerade die Outfits boten sehr wenig Abwechslung. Ich bin leider aber auch wirklich kein Fan von Jeans-Looks der 80er Jahre, die das typische „Recycling-Feeling“ unterstreichen sollen. Die neuen Bau-Objekte überzeugten mich dafür umso mehr! Sie fügten sich sehr gut in das bestehende Set an Möbeln ein und passten gut zum Umwelt-Thema. Farben, wie Grün und Braun, wurden ansprechend verarbeitet und speziell die neuen Holzmöbel gefielen mir sehr gut.

Ergänzt werden die neuen Möbel durch die erstmalige Möglichkeit selbst via Recycling gestalterisch Hand anzulegen. Dies wird durch zahlreiche neue Basteloptionen unterstützt. Unsere Sims haben dafür eine Art großen 3D-Drucker, welcher nur darauf wartet mit unterschiedlichen Materialien befüllt zu werden. Diese können in Mülltonnen der Umgebung gesucht werden oder durch das Verschrotten alter Objekte selbst gewonnen werden. So können auch aus kaputten Objekten neue Betten entstehen – wenn auch oft eher qualitativ schlecht als recht! Dennoch gefiel mir das Feature wirklich gut und man konnte sich hier gut austoben.

FAZIT

Nachdem ich nun bereits zahlreiche Stunden in Evergreen Harbor verbracht habe, kann ich sagen: ja, der Fußabdruck macht mehr Spaß als erwartet. Er macht die Welt etwas dynamischer und gerade die neue Nachbarschaft macht – durch den Fokus auf die Umgebung und die Umwelt – grafisch auch einiges her. Die neuen Inhalte sind stimmiger als erwartet und Neuerungen wie das Recycling wissen zu überzeugen. Auch die Idee als gemeinsame Nachbarschaft einem Ziel entgegenzuarbeiten gefiel mir in den gebotenen Ansätzen wirklich gut. Einige meiner ersten Zweifel konnten definitiv beseitigt werden. Die Frage nach dem Wiederspielwert stellte sich mir dennoch immer wieder. In allen Bereichen war einfach zu wenig Abwechslung vorhanden. Dadurch, dass sich der Fußabdruck beispielsweise zwischen „industriell“ oder „grün“ schwanken kann, hat man schnell den Bogen raus, wie man die Leiste idealerweise beeinflusst. Ich hätte mir hier viel mehr – mindestens vier oder fünf – mögliche Szenarien gewünscht. Gleichzeitig ist die Auswahl an neuen Frisuren und Outfits eher wenig überzeugend, der Sound bietet typischerweise nur Altbekanntes.

Die Sims 4 Nachhaltig leben ist in meinen Augen deswegen zwar eine schöne und spaßige Ergänzung zur simlischen Welt – verschenkt jedoch Potential. Gerade Fans des Sims-Universums oder der Themenstellung sollten jedoch einen zweiten Blick riskieren. Grundsätzlich tut sich das Paket aber einfach sehr schwer damit, den Spieler auf lange Dauer zu fesseln und vor allem wirklich den Preis als eigenes Erweiterungspaket zu rechtfertigen.

Was ist Die Sims 4 Nachhaltig leben? Das neunte Erweiterungspaket im Universum von Die Sims 4 – ganz dem Thema Umwelt verschrieben.
Plattformen: PC, PlayStation 4, XBOX One 
Getestet: auf PC, Intel Core i7-6700K, 16GB RAM, NVIDIA GTX 1080
Entwickler / Publisher: Maxis/ Electronic Arts
Release: 05. Juni 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 4 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 6

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