DiRT Rally 2.0 – Angespielt

Gut einen Monat bevor der DiRT Rally 2.0 in den Handel kommt, ließ uns Codemasters bereits Hand an eine nahezu vollständige Version des Titels legen. PC- und PS4 Pro-Version standen ebenso zur Verfügung wie Controller und Force Feedback-Wheels inklusive kuschliger Playseats. Das Gatsch-Buffet war also reichlich gedeckt … und wir haben kräftig zugeschlagen.

Ich erinnere mich noch lebhaft an die „gute, alte Zeit“, als Rally-Spiele sich fast schon als Massen-Phänomen wähnen durften. Dabei bekam so ziemlich jeder berühmte Rally-Pilot der Zeit seine eigenen Spiele mit mehr oder weniger eigener Ausrichtung. Richard Burns Rally etwa war eine beinharte Simulation, bei dem die bloße Erinnerung wohl heute noch beim einen oder anderen für kalte Schweißausbrüche sorgt. Dann gab es da noch Tommi Mäkinen Rallye … das vor allem dadurch auffiel, dass es so richtig mies war. Und dann natürlich noch Colin McRae Rally – also den Vorfahren von DiRT. Damals war das Top-Argument für das Spiel, dass es eine erstklassige Steuerung mit einem feinen Spagat aus Simulation und Arcade-Handling bieten konnte – mit Tendenz zu „Arcade“.

Heute aber sind Rally-Spiele selten geworden – die DiRT-Serie dafür umso präsenter. Vor allem auch, weil sie mittlerweile den feinen Spagat zu zwei eigenen Standbeinen weiterentwickelt hat: Arcade-Fans werden mit der Konfetti-sprühenden Action samt Gymkhana-Donuts bei DiRT 4 ebenso bedient, wie Fans von richtig schön realistischer Rally-Bolzerei. Zumindest seit 2015. Da hob Codemasters – quasi als Fan-Service – DiRT Rally aus der Wiege. Das Ergebnis wusste zu überzeugen: Endlich konnten echte Hardcore-Cracks wieder in ihre Gaming-Setups geschnallt auf der letzten Rille durch enge Rally-Passagen brettern, an Fahrzeug-Setups herumfummeln und damit tatsächlich Zehntel um Zehntel aus den Sonderprüfungen zuzeln. Und ging der Ritt auf der Kanonenkugel mal schief, durfte man sich bei einem Abflug zumindest damit trösten, dass der Crash dank des Schadensmodells richtig cool aussah. Doch so happy die Fans auch waren; sie wollten mehr. Und erneut hörte Codemasters zu. Das Ergebnis ist nun also DiRT Rally 2.0 … und es sieht ganz so aus, als könnten die Briten erneut eine neue Bestzeit in den Gamingbranchen-Dreck brennen.

Das ist neu

Nach der sehr prosaischen Einleitung wird es Zeit für kurze, harte Fakten. Was ist neu? Zum einen warten mehr Autos auf euch, die dabei ein noch breiteres Spektrum an Rennserien und Epochen abdecken. Tatsächlich könnt ihr nun also mit einem Mini aus den 60ern ebenso in die Sonderprüfungen der sechs Locations (New Zealand, Argentinien, Spanien, Polen, Australien und die USA) starten, genauso wie mit den legendären Gruppe B-Monstern oder aktuellen Rallyboliden aus unterschiedlichen Klassen (R2, R5 und Co.). Über 50 Autos sind es am Ende des Tages. Einzig WRC-Boliden bleiben euch nach wie vor verwehrt – passend dazu gab es übrigens erst diese Woche die offizielle Ankündigung von WRC 8. Inwieweit dieser Titel, der ebenfalls eine Simulation sein will, DR2 noch das Wasser wird abgraben können, muss sich zeigen. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück zu DiRT!

Obgleich Codemasters die WRC-Lizenz vorenthalten bleibt, haben sich die Briten eine andere geschnappt: Die der Rally-Cross Meisterschaft nämlich. RX-Autos, Strecken und Fahrer haben gleichermaßen den Weg ins Spiel gefunden. Ebenso wie die Regeln des Rally Cross-Sports, versteht sich. Startet ihr also in den entsprechenden Karriere-Modus (ebenfalls neu), müsst ihr euch – ganz wie die echten Piloten – erst durch eine Reihe von Qualifying-Rennen prügeln, bevor ihr in den Final-Rennen tatsächlich um Podium-Plätze kämpfen könnt. Auch die Oldies haben übrigens ihren eigenen Modus spendiert bekommen, in dem ihr euch nach und nach den Zeitstrang aus den 60ern ins Hier und Heute nach vorne arbeitet. Und wenn wir schon bei Modi sind: Natürlich könnt ihr erneut euer eigenes Team gründen und gestalten – Personalentscheidungen inklusive. Ganz wie im Vorgänger eben. Einen Langzeiteindruck der Kampagnen konnten wir aber freilich noch nicht gewinnen – dazu dann also mehr im Test – hoffentlich Ende Februar, pünktlich zum Erscheinungstermin.

Noch mehr Neues

Hier und jetzt wollen wir noch weiter über die Neuheiten sprechen: Auch an so ziemlich allen Aspekten des Handlings wurde gefeilt. Die Fahrzeugphysik wurde verbessert, die Aerodynamik verfeinert (merkt man vor allem bei Sprüngen) und zudem eine Untergrund-Verformung hinzugefügt. Insbesondere bei Rallycross-Rennen in nasser Umgebung merkt man so schnell die Auswirkungen der in den Gatsch gearbeiteten Furchen. Und wenn wir schon von Regen sprechen: Auch das Wetter wurde überarbeitet. Zwar gibt es nach wie vor keine dynamische Wetterverläufe wie etwa in Project Cars 2 (das auch RX-Rennen bietet übrigens), dafür fühlt sich das Fahren auf feuchtem und nassem Untergrund nun noch einmal ein ganzes Stück kniffliger an als zuvor.

Wer es sich zutraut, kann diesen Veränderungen nun zudem in den Fahrzeugeinstellungen noch detaillierter gegenübertreten. Zu den bereits sehr reichlichen Setup-Möglichkeiten kam nämlich die von vielen Fans geforderte Option hinzu, auch die Reifen auswählen zu können. Je nach weicher, mittelharter oder harter Gummi-Mischung hat man somit entweder einen seine Performance besser haltenden, oder zumindest kurzzeitig besonders viel Grip bietenden Pneu im Gepäck.

So spielt es sich

Wem es bis hier her noch nicht klar geworden ist, dem sei es nun in aller Deutlichkeit gesagt: DiRT Rally 2.0 ist eine Simulation – eine humorlose Nachbildung der echten Welt. Und die ist unbarmherzig. Wer hier bei 120 km/h auf losem Schotter vergisst einzukalkulieren, dass die Straße vor ihm in einer Kurve nach außen abfällt, fliegt in den Wald. Wer mit deaktiviertem ABS voll auf die Bremse latscht, rutscht mehr oder minder schnurgerade aus weiter … vermutlich in einen Wald. Wer in einem Allrad-Wagen, der leicht quer geht, voll gegenlenkt und Gas gibt, erlebt live und in Farbe was ein „Gegenpendler“ ist … und, ihr habt es erraten, fliegt in den Wald.

Ganz genauso ist es auch in DiRT Rally 2.0. Die Physikengine ist unbarmherzig und bestraft auch kleine Fehler gerne mit weitreichenden Konsequenzen. Zumindest, wenn alle Fahrhilfen deaktiviert sind und das Schadensmodell auf Anschlag gedreht wurde. Wobei „Fahrhilfen“ hier nichts in die Richtung von automatischem Lenken oder Bremsen bedeutet, sondern schlicht, dass ihr ESP, ABS und Co. aufdrehen könnt. „Einfach“ ist das Fahren also nie. Ein deutscher Kollege, der mit uns gemeinsam Hand anlegen durfte, stellte gar den treffenden Vergleich auf: DiRT Rally 2.0 sei wie Dark Souls auf Rädern. Also bockschwer, gnadenlos, aber gleichzeitig auch äußerst befriedigend – genau weil es eben keine „leichte Unterhaltung“ ist. Dennoch hatte zumindest ich in den paar Stunden mit dem Spiel bereits einen Riesenspaß.

So läuft und klingt es

Auch die Technik wusste zu überzeugen. Zwar haut einen die Grafik der mittlerweile schon ziemlich angestaubten Ego-Engine alles andere als aus den Socken, unterm Strich sieht die Raserei aber durchaus nett aus. Dafür lief es auch auf der PS4 Pro butterweich flüssig und schien auch die zugegeben recht potenten Gaming-PCs nicht allzu sehr ins Schwitzen zu bringen. Ich traue mich zu attestieren: Wer den Vorgänger am PC flüssig spielen konnte, wird bei DiRT Rally 2.0 auch kein Problem haben.

Natürlich wurden aber nicht nur die moderaten Anforderungen von einem zum nächsten Teil weitervererbt, auch so manche Stärken. Das Schadensmodell zum Beispiel, das nach wie vor von leichten Kratzern bis hin zu sich nach und nach verschlimmernden, mechanischen Schäden alles bieten kann, was einem Rally Piloten das Leben schwer macht. Und dann ist da natürlich wieder der großartige Ton: Die Motorensounds sind innen wie außen überaus kernig und authentisch gelungen, die restlichen Geräusche des Autos – vom Heulen des Getriebes bis hin zum Sausen des Windes – perfekt umgesetzt und selbst das Prasseln von Teilen des Untergrundes in den Radkästen klingt verdammt lebensecht. Ein echter Genuss.

FAZIT

DiRT Rally 2.0 verspricht eine durch und durch solide Fortsetzung des bereits wirklich guten Vorgängers zu werden. Der Simulations-Aspekt wurde noch weiter verfeinert, der Umfang deutlich gesteigert und auch der eine oder andere Fan-Request wurde erhört. Wenn das fertige Gesamtwerk also eine so runde Sache wird wie ich aktuell glaube, kommt hier Ende Februar ein Pflichtkauf auf alle Rally-Fans zu.

Was ist DiRT Rally 2.0? Eine beinharte Rally-Simulation – jetzt mit mehr Umfang.
Plattformen: PC, PS4, XBox One
Entwickler / Publisher:  Codemasters / Koch Media
Release: 26. Februar 2019
Link: Offizielle Webseite

Passende Beiträge

Mandragora erscheint am 17. April 2025 für den PC

Flint: Treasure of Oblivion erscheint am 17. Dezember

War Robots: Frontiers-Playtest – Mech-Action auf PlayStation und Xbox