Dishonored: Tod des Outsiders im Test

Dishonored 2 wurde von vielen Kritikern in ein schlechtes Licht gerückt. Zu viele technische Probleme in der PC-Version, zu wenig bedeutende Story, weil man mit zwei unterschiedlichen Charakteren spielen konnte und kein „New-Game-Plus“. Das waren nur einige der Dinge, welche sowohl von der Fachpresse, als auch von Spielern bekrittelt wurden. Arkane Studios hat sich das Feedback aber zu Herzen genommen und will es mit dem Standalone Addon Der Tod des Outsiders besser machen, indem es die einzelnen Kritikpunke der Reihe nach abarbeitet. Ob dabei etwas Gutes rausgekommen ist und das Spiel überzeugen kann?

Ich bin ja stets erfreut darüber, wenn Entwickler auf die Kritik von uns Gamern hören. Auch in diesem Fall bin ich sehr zufrieden mit der Umsetzung, hätte mir aber mehr Länge erwartet bzw mich gleich über einen dritten Teil gefreut. Ansonsten finde ich, Der Tod des Outsiders ist eine wirklich gelungene Erweiterung des Dishonored Universums.

Der Outsider muss sterben

In Der Tod des Outsiders schlüpfen wir in die Rolle der uns nicht ganz unbekannten Billie Lurk, aka Meagan Foster aus Dishonored 2 oder The Knife of Dunwall. Wir kehren zurück in die wundervolle Hafenstadt Karnaca und treffen unseren alten Meister und Vaterersatz Daud wieder. Kurzerhand beschließen wir gemeinsam den Outsider zur Strecke zu bringen, ist dieser doch für die Misere der Assassine verantwortlich. Durch ihn haben wir unsere übernatürlichen Kräfte und auch unsere Hartherzigkeit, die uns zu dem macht was wir sind, nämlich ein skrupelloser Mörder.

Erzählt wird die Geschichte in fünf Kapiteln, in denen es auch die ein oder andere Nebenmission zu finden gibt. Angesiedelt sind diese meist in der Nähe des Hauptziels und führen uns nicht allzu abseits vom „richtigen“ Weg. Wenn man sich die Zeit nimmt alles zu erledigen und sich auch damit beschäftigt diverse Dinge zu sammeln, dann kann man mit einer Spielzeit von etwa acht Stunden rechnen. Die Eiligen unter euch schaffen die Hauptstory in vermutlich sechs Stunden. Somit bietet der Der Tod des Outsiders eine, für den veranschlagten Kaufpreis ordentliche Spielzeit, da gab es schon schlechtere Exemplare. Manches Vollpreis-Game schafft es heutzutage nicht mehr auf solch eine Dauer!

Geradliniger, trotzdem umfangreich

Die Missionen laufen nun deutlich geradliniger ab, nehmen uns aber dennoch nicht den Raum für Handlungsfreiheit. Wir können wie gewohnt einfach drauf los marschieren oder in Stealth-Manier an unser Ziel kommen. Was die Entwickler von den Arkane Studios hier verbessert haben, ist der Wegfall des Chaos-Meter. Ihr könnt also auch mal gerne entdeckt werden und müsst nicht gleich neu laden, sondern die Situation ganz ruhig mit eurer Bleispritze klären. Bei den zwei niedrigeren Schwierigkeitsgraden ist es dieses Mal noch dazu so, dass sich euer Mana ständig selbst wieder auflädt. Dies ermutigt dazu seine Fähigkeiten öfter einzusetzen und nicht immer mit dieser Ressourcen hauszuhalten.

Billie bedient sich drei neuer Fertigkeiten: Weitsicht, Platztausch und Trugbild. Diese sind zur Freude vieler nun auch sehr gut kombinierbar und an manchen Stellen ist das sogar eine Voraussetzung. Mit Weitsicht können wir unseren Körper verlassen und die Welt durch jeden noch so kleinen Spalt erkunden. Sehen wir einen Ort an den wir möchten, können wir dann während wir uns in Weitsicht befinden mit Platztausch einen Teleport-Marker setzen und uns ans Ziel teleportieren. Ebenfalls nützlich ist die Fähigkeit Trugbild. Hier können wir in die Körper der NPCs eindringen und diese steuern, um zum Beispiel verschlossene Türen zu öffnen. Hat man Der Tod des Outsiders dann mal beendet kann, man über das New-Game-Plus die Story nochmals mit den alten Fähigkeiten aus Dishonored 2 erleben. Eine wirklich gelungene Idee!

Also gerade im Gameplay kann das Spiel wieder wirklich absolut überzeugen. Die Story verzichtet zwar leider auf große Höhepunkte oder Entscheidungen die das weitere Geschehen beeinflussen, trotzdem lässt uns die Spielmechanik genug Raum für Experimente. Brechen wir in eine Bank ein nachdem wir alle Mitarbeiter mit Gas betäubt haben oder schießen wir uns einfach durch die Menge oder nutzen unsere übernatürlichen Kräfte? Oder probieren wir alle Szenarien einmal durch? Es ist eure Wahl!

Die Charaktere sind glaubwürdig und sympathisch präsentiert und die Story ist trotz vorangegangener Kritik wirklich sehr spannend. Die Arkane Studios haben uns auch wieder mit zwei unterschiedlichen Enden versorgt – der Wiederspielwert ist somit auch gegeben. Ich würde mir für eine Fortsetzung hier kaum noch Änderungen wünschen, der Entwickler sollte nur sein Potential bei der Story ausbauen, der ein oder andere besondere Höhepunkt wäre schon ganz nett.

Etwas staubig, dennoch schön

Technisch gesehen ist Der Tod des Outsiders immer noch in einer guten Form. Klar, die Grafik wurde kaum überarbeitet und wirkt nun schön langsam in die Jahre gekommen. Dennoch ist der Stil immer noch sehr ansprechend und mit viel Liebe zu Details versehen. Auch die Probleme mit der PC Version des Vorgängers hat man in den Griff bekommen. Ich habe hier zwar die PS4 Version getestet, aber auch einen Blick auf die PC-Version werfen könne und dort ebenfalls keinerlei Probleme mit FPS-Einbrüchen oder dergleichen festgestellt. Auch auf der PS4 Pro lief ebenfalls alles reibungslos!

Der Soundtrack hat mich schon in den zwei Vorgängern sehr beeindruckt und passte stets sehr gut zum Bild. Auch die Dialoge sind überzeugend gesprochen und schaffen es, sich wirklich ins Spiel zu finden und die Umgebung auszublenden. Die Steuerung ist gewohnt einfach und auch für Neueinsteiger sicherlich kein Problem. Es sind also alle Dinge da, die man benötigt, um genüsslich für einige Stunden in eine faszinierende Welt einzutauchen. Also auch an dieser Stelle kann ich keine Kritikpunkte finden!

FAZIT

Arkane Studios hat alles richtig gemacht. Dishonored: Der Tod des Outsiders hat sich allen großen Kritikpunkten des Vorgängers angenommen und diese fast mühelos eliminiert. Das Einsetzen der Kräfte macht mehr Laune denn je und auch Billie als Hauptcharakter kann überzeugen und steht Corvo oder Emily in nichts nach. Die Story ist spannend, auch wenn es ihr an Höhepunkten fehlt. Alleine der Umstand den Outsider zu jagen und womöglich zur Strecke zu bringen, hat einen sehr großen Reiz! Auch das New-Game-Plus ist eine geniale Sache, waren die „alten“ Fähigkeiten ja ebenfalls sehr bemerkenswert und durfen nun zu Recht ihren Platz in diesem Standalone Addon einnehmen.

Dass sich das Mana nun selbst regeneriert, hat mich ebenfalls sehr erfreut. Dadurch sind die Kräfte nun zwar zeitlich begrenzt oder nur auf bestimmte Distanz einsetzbar, ich habe sie dennoch deutlich öfter benutzt, als noch in den älteren Spielen. Und das für mich schon fast nervige Chaos-Meter ist endlich weg! Somit kann ich nun auch mal sehr aggressiv vorgehen, wenn mir denn danach ist und damit ein kleines Chaos veranstalten hat ja auch seinen ganz eigenen Charme.

Dishonored: Der Tod des Outsiders ist auf jeden Fall für alle Fans der Serie ein Must Have, aber auch Neueinsteiger sollten sich nicht vor dem Titel scheuen. Alles ist so aufgebaut, dass auch jemand der Dishonored bislang nicht gespielt hat, sich nicht verloren fühlt. Man benötigt weder die Geschichte der ersten zwei Teile, noch Vorwissen über das Gameplay. Und für alle wie mich, die schon gespannt auf das dritten Abenteuer warten, ist das Spiel eine wundervolle Lösung, um die Wartezeit zu überbrücken. Also, worauf wartet ihr noch?

Ein Gastartikel von Alexander Wittek

Gesamtwertung: 9.2

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test