Donkey Kong – Highscore!

Er gilt als einer der prestigeträchtigsten Rekorde in der Geschichte der Videospiele, doch nun scheint die Highscore-Jagd ein Ende zu haben. Am 5. Mai 2016 hat der Donkey-Kong-Spieler Wes Copeland im Arcade-Klassiker von 1981 einen neuen Weltrekord aufgestellt. Er selbst bezeichnet es als das „perfekte Spiel“ und bezweifelt, dass dieser noch zu überbieten ist.

Der Wettkampf um den Highscore in Donkey-Kong ist genauso alt wie das Spiel selbst. In den Achtziger Jahren waren es vor allem die Arcade Gamer Billy Mitchell und Steve Wiebe die sich gegenseitig immer wieder zu neuen Bestmarken pushten. Im Juni 2005 war es dann Mitchell der erstmals einen Score von über 1 Million Punkte erzielte. In den kommenden Jahren übertrumpften sich die beiden immer wieder um einige wenige tausend Punkte, bis 2010 dann der amerikanische Chirug Hank Chien erstmals eine neue Bestmarke aufstellen konnte. Der als „Dr. Kong“ bekannte Gamer galt bis zum Jahr 2014 als unschlagbar und übertrumpfte seine eigenen Rekorde mehrmals. Erst dem Spieler Robbie Lakeman gelang es im Jahr 2014 Dr. Kong zu schlagen. Er durfte sich aber nur knapp ein Jahr lang Donkey Kong Champion nennen, denn am 17. September 2015 überbot Wes Copeland mit 1.170.500 Punkten seinen Highscore. In den letzten Monaten wechselte der Titel insgesamt fünf Mal zwischen den beiden hin und her (teilweise sogar stündlich). Unterdessen beanspruchte der 39-Jährige Immobilienmakler Dean Saglio den Rekord für sich. Sein Highscore von 1.206.800 Punkte wurde aber offiziell nicht gewertet, da er diesen mittels MAME-Emulator erzielt hatte und nicht an einem Arcade-Automaten.

Seit dem 5. Mai 2016 gibt es aber keine Diskussionen mehr, denn mit einem Score von 1.218.000 Punkten hat Wes Copeland nun endlich auch auf einem Arcade-Automaten die magische Grenze von 1,2 Millionen überschritten und darf sich nun unangefochtener Donkey Kong Champion nennen. Copeland hat dafür genau 3:17 Stunden benötigt. Er selbst glaubt nicht daran, dass man es noch besser machen kann und hat deshalb auch gleich via Facebook seine Karriere als Donkey Kong Highscore-Jäger beendet.

Seinen Rekord hat er natürlich auch mittels Video dokumentiert:

Das Level 22

Copelands Spiel wird als nahezu „perfekter Rekordlauf“ bezeichnet. Er meisterte die Levels ohne Fehler und ohne auch nur einen Jumpman (aka Mario) zu verlieren. Genau genommen erreichte er 1.173.800 Punkte in den ersten 24 Levels bevor eine seiner Spielfiguren erstmals sein Leben lassen musste. Das war aber keiner Unachtsamkeit geschuldet, sondern zu diesem Zeitpunkt geplant. Diese Taktik wird unter Insidern „cash-in“ genannt, denn in den letzen vier Levels sind die Extraleben mehr oder weniger überflüssig und werden demnach „geopfert“, um die Runde nochmals wiederholen zu können. Weil er eben zu diesem Zeitpunkt alle vier Jumpmen noch zur Verfügung hat, kann Copeland laut eigenen Angaben rund 40.000 Punkte, so genannte „death points“, zusätzlich generieren.

Aber warum verbraucht er seine Extraleben und spielt nicht einfach weiter? Dazu sollte man wissen, dass der Programmcode des Donkey Kong Automaten einige Fehler enthält. Das zeigt sich etwa darin, dass eine falsche Punkte-Anzahl beim Springen über mehrer Fässer angezeigt wird, oder dass der höchste anzeigbare Highscore 999.999 beträgt. Viel schlimmer als diese kleineren Bugs ist jedoch der berüchtigte Kill Screen. Hat man Pauline zum ersten Mal (scheinbar) gerettet, startet stets ein erneuter Durchgang. Ein jeder solcher Spielabschnitt verfügt über einen Bonus-Counter, welches gleichzeitig ein Zeitlimit für das Absolvieren des Levels repräsentiert. Dieser Zähler wird anhand der Formel ([Levelstufe] x 10 + 40) *100 ermittelt, wobei jedoch 8000 das Maximum ist. Daraus ergibt sich für jedes Level ein Bonus wie in nebenstehender Tabelle ersichtlich.

Lvl Rechnung Ergebnis Bonus
1 10+40 = 50 5000 5000
2 20+40 = 60 6000 6000
3 30+40 = 70 7000 7000
4 40+40 = 80 8000 8000
5 50+40 = 90 9000 8000
6 60+40 = 100 10000 8000
21 210+40 = 250 25000 8000
22 220+40 = 260 400 400

Bis zum Level 21 funktionierte das alles auch einwandfrei, Probleme gibt es aber dann in der darauf folgenden Spielstufe. Im Jahr 1981 basierten praktisch alle Arcade-Automaten auf 8-Bit-Prozessoren, so auch Donkey Kong. Die größte Zahl die man einem solchen System darstellen kann, ist die 256. Die Rechnung mit der erwähnten Formel ergibt jedoch 260. Der dadurch entstandene Overflow bewirkt, dass der Spieler in Level 22 nur wenige Sekunden Zeit hat, bevor das Zeitlimit abläuft. Es gibt somit keine Möglichkeit Pauline rechtzeitig zu retten und das Spiel sowie die Highscore-Jagd endet unweigerlich an dieser Stelle.

Unschlagbar?

Trotz der beeindruckenden Leistung von Copeland stellt sich nun für alle Gamer die Frage: Ist dieser Highscore wirklich unschlagbar? Es gibt bereits einige Zweifler, denn die Punktevergabe in Donkey Kong ist teilweise (pseudo)zufallsbasierend. Zumindest hat Copelands aktuell ärgster Konkurrent bereits resigniert. „Er sei zwar vielleicht gut genug, habe aber nicht das notwendigte Glück, um einen ähnlichen Versuch hinlegen zu können“, so der Kommentar von Robbie Lakeman. Aber wer weiß was die Zukunft bringt – und vielleicht hat ja Franz Klammer recht: „Rekorde sind da, damit sie gebrochen werden.“

Wer sein Interesse am Thema entdeckt hat, dem empfehlen wir den übrigens die Dokumentation The King of Kong aus dem Jahr 2007.

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