Doom Eternal im Test

2016 gelang mit Doom die glorreiche Rückkehr einer der wichtigsten Reihen im Genre der Ego-Shooter! In der Haut des wortlosen Doomslayers begaben wir uns auf die blutige Jagd nach den Schergen der Hölle. Ich persönlich war nie ein wirklich großer Shooter-Fan, aber Doom zauberte mir damals mit seinem Tempo, der Gewalt und dem gelegentlichen Augenzwinkern ein fettes Lächeln ins Gesicht. Daher konnte ich den Release zum Sequel Doom Eternal kaum erwarten und als ich es endlich in die Finger bekam, fand auch wieder dieses breite glückliche Grinsen zurück zu mir. Denn Doom Eternal nimmt alles, was den Vorgänger genial machte, und toppt dieses um ein vielfaches!

Es ist einiges an Zeit seit den Ereignissen in Doom vergangen. Nach dem Ende des Vorgängers konnte sich die dämonische Höllenbrut ungestört auf der Erde breit machen. Es herrscht Krieg, denn über die Menschen soll gerichtet werden und deren Welt verzehrt, damit ihre Seelen der Dämonendimension als Energiequelle dienen können. Eine Tatsache, welche der Doomslayer als Wächter der Menschheit und Nemesis der Hölle nicht akzeptieren kann. Schweigend und von einer übermenschlichen Willenskraft getrieben, begibt er sich abermals auf einen blutigen Pfad der Gewalt um der drei Höllenpriester habhaft zu werden. Deren Tod, so hofft der wortkarge Schutzpatron der Erde, soll die Invasion aus der Hölle stoppen. Egal was ihn erwartet, egal wie brutal und grausam seine Gegner sein werden, wie tief ihre Verzweiflung, ihre Boshaftigkeit – er wird schlimmer sein. Entschlossen und hungrig nach dem Blut seiner Feinde wird er zerreißen und zerfetzen bis es vorbei ist!

Geschichten aus der Hölle

Doom Eternal baut auf dem Fundament seines grandiosen Vorgängers auf, ergänzt es um etwaige Neuerungen und setzt in Inszenierung und Regie eigene Akzente. So gibt es erstmals richtige Zwischensequenzen, in denen ihr den Slayer auch außerhalb der Ego-Perspektive sehen könnt und die Geschichte vorangetrieben wird. Denn die Story von Doom Eternal ist überraschend gut! Klar, ein narratives Magnus Opus wie The Witcher 3 solltet ihr vielleicht nicht erwarten, aber für das was Doom Eternal ist und sein will, erzählt es eine wirklich interessante Geschichte. Neben der Frage, wie Religionen und Gottesbilder einstehen, wird auch die Vergangenheit des Schnetzlers in Grün beleuchtet. Dies packt dem stummen Killer ordentlich Fleisch auf die Rippen und dürfte gerade Veteranen der Serie ein Strahlen in die Augen zaubern.

Wer übrigens noch Tiefer in die Geschichte des Doom Universums eintauchen will, sollte die unzähligen Kodexeinträge lesen. Diese verleihen Freund, Feind und Spielwelt tonnenweise Background.

Der Eine den sie fürchten

Doch mal ehrlich: Man zockt Doom Eternal nicht wegen seiner Story. Kern und Seele des Shooters liegt im Gameplay und das ist schlicht und einfach der Hammer! Alles was wir aus dem Vorgängern kennen, wird in Doom Eternal weitergedacht und um eine taktische Komponente erweitert. Anders als der Teil aus 2016 setzt Doom Eternal auf Ressourcenknappheit. Das heißt, wir verabschieden uns von der Pistole mit unendlicher Munition, welche wir noch aus Teil Eins kannten, aber vermutlich nie nutzten. Die Knappheit erreicht dabei nicht den Grad eines Resident Evil, zwingt uns aber durchaus zum Haushalten und bringt einiges an Hirn in das schnelle Action-Geballer.

Bei den Ressourcen handelt es sich um Leben, Rüstung und Munition. Geht unser Leben zu Neige, empfiehlt es sich die bekannten – und von mir hoch geliebten – Glorykills durchzuführen. Hierbei fügen wir unserem Gegenspieler solange Schaden zu, bis er taumelt und zerlegen ihn dann auf spektakuläre Weise in seine Einzelteile. Dadurch füllt sich die Lebensanzeige wieder auf. Nähert sich euer Vorrat an Munition dem Ende, dann stürzt ihr euch mit der Motorsäge auf den Feind und bergt aus den Scheibchen seiner Überreste wertvolle Kugeln. Geht euch die Rüstung flöten, fackelt ihr die Schergen der Hölle mit dem neuen Flammenwerfer an eurer Schulter ab. Solange die Teufel Flammenschaden erleiden, so lange droppen sie auch Rüstung.

Da die Kämpfe wie gewohnt schnell ablaufen ist es durchaus eine tolle Herausforderung, neben den rasanten Schusswechsel und explodierenden Eingeweiden auch unsere Vorräte im Auge zu behalten. Ist es anfangs noch recht schwierig alles gezielt zu koordinieren, entwickelt sich mit der Zeit und wachsender Übung ein wahnsinnig befriedigender Flow.

Die Kämpfe Steuern sich zudem unheimlich präzise und man gleitet butterweich durch wahre Horden der Hölle. Damit wir der schieren Anzahl an Dämonen Herr werden, hat der Slayer den Dash in sein Bewegungsarsenal bekommen. Damit kann er in der Luft bis zu zweimal nach vorne schießen, um weiter weg liegende Areale bei Sprungabschnitten zu erreichen oder den Attacken seiner Gegner auszuweichen. Im übrigen sind die (doch zahlreichen) Sprungpassagen die einzige Komponente in der Doom Eternal von mir einen Abzug in der B-Note bekommt. Die haben mich gelegentlich in den Wahnsinn getrieben und den eigentlich so geilen Spielfluss leider etwas gehemmt.

Die Schönheit der Hölle

Das Welten- und Kreaturendesign in Doom Eternal ist eine Wucht. Ich mag diese Kombination aus Fantasy- und Technik, sowie die Mischung aus Gothic und Si-Fi in der Architektur der Level. Sehr gutes Beispiel hierfür ist das Fortress of Doom. Die Raumstation dient dem Doom Slayer als Rückzugsort zwischen den Missionen und erinnert an eine Kathedrale. In dieser, wie auch in den jeweiligen Missionen, gibt es allerlei zu entdecken. Die Gebiete sind wieder sehr verwinkelt aufgebaut und bergen diverse Geheimnisse in sich. Wer mit offenen Auge durch die Welten geht, kann unter anderem Cheatcodes, Schallplatten mit Tracks aus der Doom-Historie oder Actionfiguren finden.

Es verstecken sich aber auch spielrelevante Goodies. Mit Wächterkristallen lassen sich Munition, Leben und Rüstung verbessern. Außerdem warten versteckte Drohnen mit nützlichen Upgrades für unsere Waffen darauf entdeckt zu werden, oder Münzen um unseren Anzug zu verstärken. Dadurch lässt sich unter anderem die Präzession unserer Bewegungen oder der Schadenswert unserer Granaten steigern.

Technisch sieht Doom Eternal spitze aus! Ich konnte das Game auf meinem Rechner (Daten dazu im Infokasten) auf der zweithöchsten Grafikstufe und einer 2K Auflösung mit konstant 60 Frames in der Sekunde spielen. Leider konnte ich aufgrund der momentanen Corona-Situation keinen vernünftigen Blick auf den Battle-Modus, den Multiplayer von Doom Eternal, werfen, da mein Internet derzeit einfach zu langsam ist. Ich werde jedoch eventuell einen eigenen kleinen Artikel dazu schreiben, sobald es geht!

FAZIT

Von Sekunde eins weg war er wieder da, jener Grinser, den ich schon bei Doom 2016 mein Eigen nannte. Als vermutlich härteste Sau im Universum tritt man einer wahren Legion der Hölle entgegen und zeigt den Dämonen, was Angst bedeutet. Doom Eternal ist eine wahre Freude! Wie eine Naturgewalt gleitet man durch die Horden der Hölle und zerlegt sie stilvoll in ihre Einzelteile. Begleitet vom grandiosen Score von Mick Gordon, der gekonnt bekannte Tracks referenziert und mit eigenen Ideen bereichert, treibt es einem bei jedem Scharmützel das Adrenalin durch den Körper. Die Kämpfe sind selbst auf der mittleren Stufe sehr fordernd und verlangen taktisches Denken sowie gutes Ressourcenmanagement. Abseits der brachialen Kämpfe – welche in ihrer Brutalität immer sehr comichaft wirken und stets mit einem Augenzwinkern um die Ecke kommen –  überzeugt Doom Eternal mit einer überraschend guten Story, toll inszenierten Zwischensequenzen und einer interessanten Lore. Der Aufbau der Level ist äußerst kreativ. Dadurch erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich versteckten Goodies oder Bonuskämpfen hinterher jage. Die Bewegungsmöglichkeiten im Kampf sind enorm. Der neue Dash ergänzt das Movement ideal. Nur bei den kniffligen Sprungeinlagen bin ich gelegentlich etwas verzweifelt. Das ist aber nur ein kleiner Fleck an der sonst lupenreinen Weste von Doom Eternal. Ich zweifle keine Sekunde daran, dass dieser Titel abermals wegweisend für die Shooter der Zukunft sein wird!

Was ist Doom Eternal? Eine immens temporeicher Ego-Shooter.
Plattformen: PC, PS4, XBox One
Getestet: PC Intel Core i5-6500, 8GB RAM, Radeon RX Vega
Entwickler / Publisher: iD Softwares/Bethesda
Release: 20. März 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 9.6

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

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