DOOM – Test

Freitag der 13. Mai kurz nach Mitternacht: In unserem Postfach liegt der von uns heiß ersehnte Review Code zu DOOM. Als kritischer Rezensent bewundert man einerseits den Mut des Publishers Bethesda, ein Spiel an so einem vermeintlichen Unglückstag zu veröffentlichen und betrachtet es andererseits mit etwas Skepsis, dass die komplette Presse erst direkt am Release-Tag mit Testversionen beglückt wurde. Aber beide Bedenken waren unbegründet und wir können Entwarnung geben, DOOM ist wieder DOOM und genau jenes Spiel, das sich viele Fans gewünscht haben.

„Dämoneninvasion im Gange“ so in etwa lautet die Story von DOOM und sehr viel tiefgründiger wird es dabei auch im weiteren Verlauf der Einzelspieler-Kampagne nicht. Wieder ein Mal sind es die Forschungen der Union Aerospace Corporation (UAC) die auf dem Mars ein Dimensionstor zu Hölle erzeugt haben. Die „Hintergrundgeschichte“ orientiert sich an dem Original DOOM von 1993 und so schlüpft der Spieler abermals in seinen Praetor Suit und kämpft sich in der Rolle eines Marines durch Horden von teuflischen Kreaturen, um am Ende das Portal wieder zu schließen. Die Simpel-Story wird dabei von den zwei UAC Mitarbeitern Dr. Olivia Pierce und General Hayden getragen, die sich ab und zu per Videobotschaft bei uns melden. Obwohl die Geschichte noch nie zu den größten Stärken der Spielreihe gezählt hat, offenbart sich jedoch in der Neuauflage eine der größten Schwächen von DOOM: Es fehlt ein echter, zusammenhängender Motivator, welcher den Spieler immer wieder vorantreibt. Denn so kämpfen wir uns lediglich von einem einem weitläufigen Arena-Areal zum nächsten weitläufigen Arena-Areal durch, nur um dort dann den Ansturm von Imps, Schreckgespenstern und Dämonen zu stoppen. Keine Fragen, die Scharmützel die uns dort erwarten sind beeindruckend, perfekt inszeniert und für Action-Fans sicherlich ein Fest sondergleichen, trotzdem fehlt mit zunehmender Spieldauer der Anreiz immer wieder weiterzumachen.  Da hilft es leider auch wenig, dass wir als Fleißaufgabe etwa nach Datenprotokolle und Sammlerstücken suchen können. Im Gegenteil , denn dieses Spielelement wirkt in einem actionreichen Shooter, wie es DOOM nun einmal ist, etwas deplaziert. Richtig nett sind dagegen die zahlreichen versteckte Anspielungen auf andere Bethesda und id Software Spiele wie Fallout, Skyrim oder auch Commander Keen. Außerdem können in jedem Spielabschnitt klassische Levels der ersten Teile freigeschalten werden. Eine Hommage an das Original-Spiel und ein toller Service für eingefleischte Fans.

Fight like Hell

Nicht nur storytechnisch sondern auch spielerisch orientiert sich die Neuauflage sehr nahe am Original DOOM. Automatisches Regenerieren der Gesundheit gibt es nicht, Healthpoints zum Auffrischen der Lebenspunkte müssen genauso wie Rüstungsverstärker und Munition  im Verlauf der Kampagne eingesammelt werden. Selbiges gilt für Waffen wie Schrotflinten, Sturmgewehre, Chain-Gun, Plasma-Gewehr, Gaussgewehr, Raketenwerfer, Kettensäge sowie natürlich auch das BFG. Nur die Pistole bekommt man gleich zu Beginn des Spiels und hat den einzigartigen Vorteil von unendlichem Nachschub an Munition. Aber auch wenn sich DOOM noch so sehr um das Retro-Feeling bemüht, ganz ohne Neuerung kommt es nicht aus. Da wären zum einen die Glory Kills. Das sind Nahkampfangriffe mit denen man bereits angeschlagene Gegner auf besonders brutale Weise niedermetzeln kann. Das sieht dank spektakulärer Gore-Effekte nicht nur optisch beeindruckend aus, sondern bringt zusätzliche Gesundheitspunkte und Munition für den eigenen Spielcharakter, welche man für „normale“ Kills eben nicht bekommt. Ebenso neu sind Upgrades für Waffen und den Praetor Suit. An bestimmten Stellen im Spiel oder mittels verdienter Punkte kann sich der Marine etwa passive Skills wie höhere Lebens- und Schildenergie aneignen oder sein Sprungverhalten verbessern. Außerdem verfügen sämtlich Waffen über einen sekundären Schussmodus und können ebenfalls mit diversen Power-Ups verbesserten werden. Die Sinnhaftigkeit des Upgrade-Systems in einem Action-Shooter der nur auf temporeiche Gefechte ausgelegt ist, sei dahingestellt, wirklich störend ist es aber auch nicht.

Kollektives Inferno

Schon im Original DOOM konnte man im Mehrspieler-Modus gegen drei andere Spieler antreten, damals noch über das heutzutage obsolte IPX-Protokoll und nur im lokalen Netzwerk oder direkt mittels Modem. Schon alleine deswegen darf der Multiplayer natürlich auch in der Neuauflage nicht fehlen. Wir konnten einen Teil davon bereits während den Beta-Tests ausgiebig antesten und trotz zahlreicher Kritik aus der Community hat sich seit dem nicht viel geändert. Noch immer kann der Spieler vor einer Partie sein Waffen-Loadout sowie die Spielerklasse auswählen und mit Erfahrungspunkten werden Hack-Module freigeschalten. Alles Features die in einem Arena-Shooter etwas deplatziert wirken. Generell kann der Mehrspieler-Modus spielerisch nicht mit der temporeichen Einzelspielerkamagne mithalten – hier merkt man ganz eindeutig, dass er nicht von id Software selbst stammt, sondern durch das externe Studio Certain Affinity entwickelt wurde. Bevor aber jetzt der falsche Endruck entsteht: Der Multiplayer-Modus von DOOM ist nicht misslungen, bietet aber trotz sechs verschiedener Modi und zahlreichen Personalisierungs-Möglichkeiten der eigenen Spielfigur eindeutig zu wenig Abwechslung und kann im aktuellen Stadium maximal als solide bezeichnet werden. Hoffnung das sich dieser Zustand ändert, gibt der integrierte Snapmap-Editor. Damit soll es sogar Anfängern möglich sein neue Karten für Einzel-, Mehrspieler- und sogar Koop-Modus zu erstellen.

Technisch einwandfreier Höllentrip

Technisch basiert DOOM auf der neuen id Tech 6 Engine. Schon bei der Konzeption war den Entwicklern bewusst, dass die Welt von DOOM viel dynamischer und lebhafter verhält, als jene Spiele die noch mit der Vorgängerversion der id Tech 5 Engine umgesetzt wurden (Rage, Wolfenstein, The Evil Within). Man verzichtete deshalb auf das vom ehemaligem Technical Director John Carmack entwickelte Feature der so genannten „Mega-Texturen“ und konzentrierte sich dafür auf dynamische, vorberechnete Lichtquellen sowie die Darstellung von Rauch- und Partikel-Effekte. Ein weiteres erklärtes Hauptziel der Entwickler war eine konstante Framerate von 60 FPS mit einer Auflösung von 1080p. Und man kann über viele (spielerischen) Punkte von DOOM diskutieren, rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet, hat id Software hier ein tolles Stück Software abgeliefert, über das man wirklich nur sehr wenig meckern kann. Bestenfalls die wenig abwechslungsreichen Schauplätze könnten bekrittelt werden. Sogar die Konsolen-Versionen bieten eine tolle, flüssige Optik mit sehr hohen Frameraten und auf dem PC sieht es Dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten sogar noch besser aus. Selbst ein Mittelklasse Rechner schwächelt auch bei hohem Gegneraufkommen nicht, wer dann noch eine Nvidia GTX 980 oder vergleichbare Grafikkarte in seinem PC verbaut hat, kann problemlos alle Regler auf die höchste Stufe stellen, ohne merkliche Performance-Einbußen wahrzunehmen. Untermalt wird das Spielgeschehen von einem wuchtigen Metal-Soundtrack, der vielleicht nicht jedermanns Geschmack trifft, aber die actiongeladenen, temporeichen Scharmützel atmosphärisch stimmungsvoll begleitet. Einen weiteren Vorteil hat die PC-Version zusätzlich – die Steuerung. Zwar lässt sich der Marine auf allen Systemen auch mittels Gamepad einwandfrei steuern, mit Maus und Tastatur geht das aber noch um einen Tick präziser. Nur meine ‚F‘-Taste leidet darunter, denn die ist standardmäßig für das Ausführen der Glory Kills belegt und wird seitdem ich DOOM spiele, überdurchschnittlich beansprucht.

FAZIT

DOOM ist wie eine Geisterbahnfahrt: Der Fahrgast, respektive Spieler, weiß genau, dass hinter der nächsten Ecke die Monster lauern – Spannung oder Schockmomente bleiben deshalb meist auf der Strecke. Im Falle von DOOM kommt noch dazu, dass es nur genau eine Taktik gibt, die Dämonenbrut zu besiegen und die heißt „Jump into the fray and Fight like Hell„. Die düstere, spannungsgeladene Spielatmosphäre des dritten Teils bleibt somit völlig auf der Strecke und auf eine fesselnden Hintergrundstory wurde sowieso komplett verzichtet. Fans der ersten beiden DOOM Spiele, so wie ich, wird das aber kaum stören – im Gegenteil, denn die Neuauflage besinnt sich dafür umso mehr auf die alten Stärken der Spielreihe: Schnelle, brachiale Action mit beeindruckender Technik und das praktiziert es sogar verdammt gut. Unterm Strich ist DOOM keine Revolution wie vor 23 Jahren, dafür aber ein kurzweiliges, actionreiches und durchwegs unterhaltsames Spiel. Prognosen wie sich der Mehrspieler-Modus entwickeln wird,traue ich mir aber zum jetzigen Zeitpunkt keine abzugeben. Aktuell ist er zwar solide, aber weder sehr kreativ noch sehr abwechslungsreich. Hier wird es vor allem darauf ankommen, was die Community alles mit dem Snapmap-Editor anstellt. Wird der gut aufgenommen, dann kann DOOM durchwegs zur Alternative für Battlefield oder Call of Duty Spieler werden.

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 10 | Handling: 8 | Spieldesign: 4 | Motivation: 8

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