Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging im Test

Wie fit ist dein Gehirn? Ist es so alt, wie du dich fühlst? Nach jahrelanger Abwesenheit, haben wir endlich wieder die Chance, genau dies herauszufinden – oder uns gar vor unserem „geistigen Alter“ komplett zu erschrecken! Denn Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging feiert sein Debüt auf der Nintendo Switch. Kann das Franchise überzeugen, oder sind Logikrätsel eigentlich „so 2013“, und damit 2020 nicht mehr zeitgemäß?

Es darf wieder geknobelt werden!

Obwohl uns das mittlerweile allseits bekannte Gesicht von Namensgeber Ryuta Kawashima – einem Neurologen aus Japan – bereits seit dem Jahr 2006 auf den heimischen Handhelds begleitet, hatte mich die spontane Ankündigung von Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für die Nintendo Switch in der letzten Nintendo Direct dennoch wirklich überrascht – war es doch seit dem letzten Ableger im Jahre 2013 für den 3DS mehr als ruhig um das Franchise geworden. Da ich jedoch bereits in jüngeren Jahren stets meinen Spaß daran fand, meinen Bruder zu „heiß umkämpften Duellen“ in kniffeligen Übungen am DS herauszufordern, war es dennoch selbstverständlich für mich herauszufinden, wie das Franchise sich nun nach jahrelanger Abwesenheit gemacht hat!Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging bietet eine Auswahl an kleinen oder auch längeren Übungen für das eigene Gehirn. Kenner der Reihe werden sich auch im Switch-Ableger ohne Probleme zurechtfinden. Wie bei den bisherigen Teilen ist das Spiel in einzelne Bereiche unterteilt, und bietet sowohl die täglichen Übungen für das „Gehirnjogging“, als auch den immer vorhandenen Alterstest für das eigene Gehirn. Dieser besteht immer aus zufällig generierten Übungen, und bestimmt je nach Erfolg das „Alter“ deines Gehirns.

Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging lässt sich dabei sowohl alleine, als mögliches „tägliches Training“, oder auch gemeinsam für einige Runden mit Freunden genießen. Ob die Übungen unsere grauen Gehirnzellen auch wirklich auf Vordermann bringen, ist bis heute wissenschaftlich umstritten und wird immer wieder heiß diskutiert. Wer es jedoch als kleine Spielerei ansieht, wird mit einigen Übungen definitiv seine Freude haben. Die Aufgaben sind breit gefächert, und es ist fast für jeden was dabei.Was ich in diesem Test besonders hervorheben möchte ist der dem Spiel beigelegte Stylus. Dieser ist bei Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging direkt in der Plastikhülle enthalten und wurde durchaus hochwertig angefertigt. Der Spieler kann also sofort loslegen! Dies hat mich wirklich total beeindruckt, denn was hatte ich mich damals bei Super Mario Maker 2 darüber geärgert, weder direkt beim Spiel noch im Geschäft einen passenden Stylus zu finden – trotz beworbenem Handheld-Modus!

Ich hoffe sehr, dass Nintendo die Idee des beigelegten Stylus auch für andere Titel übernehmen wird!

Kleine Übungen fürs große Hirn

Zu Beginn des Spieles stehen den Spielern lediglich drei Übungen zur Verfügung – „Zahlen rechnen“, „Sudoku“, und „Zeitunglesen“.  Hier wird das mathematische Verständnis, sowie die Lesekompetenz des Spielers geprüft. Mit der Zeit schaltet man durch erfolgreiches Abschließen der bisherigen Aufgaben bis zu 13 tägliche Übungen frei. Die Switch-Version bietet hierbei einen bunten Mix aus den Übungen bisheriger Ableger und neuen Übungen, welche speziell auf die Fähigkeiten der JoyCons setzen. Ich hätte mir jedoch definitiv mehr Übungen erhofft. Nur 13 Einzelspieler-Übungen finde ich für einen Switch Ableger, nach einigen Jahren an Wartezeit, definitiv zu wenig und bringt auch wenig Abwechslung ins Spiel.

Die Aufgaben selbst bewegen sich alle zwischen „ganz solide“ bis hin zu „wirklich super“ ! Einige Aufgaben sind dabei eher klassisch geprägt, andere dafür wirklich innovativ. So wird beispielsweise in einer Übung das fotografische Gedächtnis getestet, in dem man die unterschiedlichsten Bilder einprägen muss. Diese sind oft aber auch mal gespiegelt, geteilt, auf dem Bildschirm verteilt… und bieten somit eine wirkliche Herausforderung! In einer anderen Übung zeigt sich der Einsatz der IR-Kamera des rechten Joy-Cons. So können wir mit unseren eigenen Fingern einfache Matheaufgaben zwischen eins und fünf in zeitbasierter Abfolge lösen. Die Aufgaben werden dabei immer schneller und die Verbindung von Hand und Gehirn immer fordernder. Auch „Figurenbauen“ oder auch „Quadrate zählen“ – die Namen sprechen in diesem Fall definitiv für sich – waren durchaus fordernde, aber dennoch unterhaltsame Übungen. Es hat mir wirklich gut gefallen, dass Nintendo sich hier wieder mal traute, die JoyCons auf innovative Weise einzusetzen!

Besonders überzeugen konnten die „Battle“-Aufgaben im Multiplayer Modus. Hier werden sechs Übungen geboten, welche man in der Familie oder im Freundeskreis gemeinsam am Fernseher absolvieren kann. So kann man sich hier mit Anderen in Spielen wie „Schere, Stein, Papier“ messen. Hier fühlte ich mich sofort in die DS Zeit zurückversetzt und habe natürlich sofort meinen Bruder zu der ein oder anderen Revanche herausgefordert – leider diesmal mit viel weniger Erfolg als damals noch mit ganz jungen Jahren. Diese Multiplayer-Spiele machten um einiges mehr Freude als viele der Einzelspieler-Aufgaben. Es ist wirklich schade, dass es hier nur sechs Stück zur Auswahl gibt. Man kann nur hoffen, dass Nintendo vielleicht in kleinen Updates noch Übungen (kostenfrei) nachschickt.

… wie auch mal Schere – Stein – Papier oder…

Kleine Macken – bei ebenso kleinen Übungen

Auch wenn Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging einige, ansprechende Übungen im Gepäck hat, bin ich doch von der eigentlichen Umsetzung etwas enttäuscht – denn es besteht hier definitiv noch viel Luft nach oben! So können beispielsweise die normalen Einzelspieler-Übungen wirklich nur im Handheld-Modus der Switch gespielt werden. Lediglich der spielerisch stark eingeschränkte Multiplayer-Modus bietet eine Fernseher-Unterstützung an. Dies fand ich sehr schade und schöpft das Potential der Switch leider nicht wirklich aus.

Auch auf der technischen Seite gab es einige Probleme. Denn die Erkennung der Schrift des Users braucht noch einen großen Feinschliff. Speziell Zahlen werden oft nicht richtig erkannt, was bei den kleinen Übungen oft zu unverdient schlechten Ergebnissen oder viel investierter Zeit, und damit durchaus Frustration beim Spieler führt. Auch die innovative IR-Kamera hatte nicht immer alle Bewegungen des Spielers richtig erkannt. Die Grundidee ist hier aber definitiv gut, braucht aber noch mehr Unterstützung seitens Nintendo.

Was mich auch enttäuscht hatte, war ein fehlender Online-Modus. Ich hatte mir erhofft, mich nicht nur im lokalen Modus mit Freunden messen zu können, sondern beispielsweise auch online gegen Gegner aus aller Welt antreten zu können. Das ist aktuell leider nicht möglich, es gibt lediglich eine Bestenliste, welche jedoch eher undurchsichtig berechnet wird.

FAZIT

Das Announcement von Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging kam für mich wirklich unerwartet – dementsprechend ging ich auch Großteils ohne Erwartungen an das Spiel heran. Ich wurde dabei von den kleinen Übungen teilweise durchaus positiv überrascht. Speziell der Multiplayer-Modus bringt gute Unterhaltung und weiß zu überzeugen. Die vorhandenen Aufgaben sind bunt gefächert, und es ist fast für jede Vorliebe etwas dabei, ob für Rechen- oder Leseprofis. Man muss jedoch wie bisher in dem Franchise eine große Vorliebe für Logikrätsel mitbringen – ansonsten wird man das Spiel bereits nach kurzer Zeit auf die Seite legen.Es gibt jedoch für meinen Geschmack fast noch zu viele Verbesserungsmöglichkeiten und zu viel Luft nach oben. Im Vergleich zur 3DS Version aus dem Jahr 2013 hat sich – trotz der langen Pause im Franchise – wirklich fast gar nichts geändert. Selbst ein, zwei Übungen wurden wirklich 1:1 aus dem Vorgänger übernommen und quasi nur auf das Switch Format übertragen sowie etwas visuell angepasst. Ich hätte mir hier definitiv etwas frischen Wind im Franchise, sowie eine um Welten größere Auswahl der gebotenen täglichen Übungen gewunschen – so ist doch wirklich schnell die Luft raus, da man in kürzester Zeit bereits alles gesehen hat.

Zwecks technischer Probleme, als auch dem Wiederspielwert will Nintendo in der nächsten Zeit kleine Update-Patches, sowie eine „Gehirn-Olympiade“ im Online Modus nachliefern. Ich bin sehr gespannt, ob diese Verbesserungen den Wiederspielwert für mich steigen lassen – und mir vielleicht noch mehr Motivation liefern, das Spiel erneut zur Hand zu nehmen!

Was ist Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging? Eine bunte Sammlung aus kniffligen Übungen für das Gehirn. Ob Sprach-, Rechen-, Bilder-, oder Denkübungen.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Switch-Version
Entwickler / Publisher: Nintendo / Nintendo
Release: 03. Jänner 2020
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 4

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test