Dragon Age: The Veilguard im Test

10 Jahre nach dem letzten Dragon Age-Spiel ist es wieder so weit – Electronic Arts bringt das von Bioware entwickelte Dragon Age: The Veilguard auf den Markt. Haben wir damit eine würdige Fortsetzung einer der besten Rollenspielserien der letzten Jahrzehnte erhalten?

Die kanadischen Entwickler von Bioware bringen nicht viele Spiele heraus – dafür aber fast durchgehend großartige Spiele. Baldur’s Gate, Neverwinter Nights, Star Wars: Knights of the Old Republic und Mass Effect gehen unter anderem auf das Konto der Kanadier. Dragon Age ist 2009 erschienen und gilt bis heute als eines der besten klassischen Rollenspiele überhaupt. Seit dem 2014 erschienenen Dragon Age: Inquisition war es aber still mit der IP – bis jetzt. Das neue Dragon Age: The Veilguard setzt die Geschichte von Inquisition fort – es ist nicht notwendig, den Vorgänger zu kennen, schaden würde es aber nicht. Anfangs kann man sogar ein paar Einstellungen betreffend seines Charakters treffen, um die Entscheidungen aus Inquisition zu berücksichtigen. Ist das neue Dragon Age ein ebenso fantastisches Game wie das erst letztes Jahr veröffentlichte Baldur’s Gate 3 (das übrigens nicht mehr von Bioware gemacht wurde)? Mal sehen – beide Spiele sind episch im Umfang, spielen sich allerdings vollkommen unterschiedlich.

Zuerst können wir unseren Charakter erstellen, wobei die Optionen hier überaus umfangreich sind. Ich habe selten einen Editor gesehen, bei dem so viele optische Details unserer Spielfigur verändert werden können. Alleine mit der Frisur kann man Stunden verbringen… wenn man sich auf so etwas steht. Mir ist das (zumindest beim ersten Durchspielen) relativ egal – menschlicher Krieger, männlich, irgendeine Backstory und normaler Schwierigkeitsgrad (sechs stehen zur Auswahl), und los geht’s!

Action RPG

Dragon Age: The Veilguard ist ein Action-Rollenspiel. Im Gegensatz zu den alten Dragon Age Titeln gibt es keine pausierbare Kämpfe, sondern es läuft alles in Echtzeit ab. Ihr steuert einen Charakter mit dem Spitznamen Rook, während eure Begleiter vom Computer übernommen werden. Mehrspieler ist nicht möglich. Ihr läuft wie in einem MMORPG durch die grafisch wunderbar gestaltete Welt. Und mit „wunderbar gestaltet“ meine ich absolut beeindruckend – Wasser, Regen, Spiegelungen, Schatten, Animationen… absolut fantastisch. Ihr rennt voran, immer dem aktuellen Questmarker nach (Verlaufen ist somit fast unmöglich), und eure Party läuft euch hinterher, egal wo ihr gerade hinrennt. Eure Partymitglieder haben auch einiges zu erzählen (mit super Sprachausgabe), wer braucht da noch menschliche Mitspieler? Es liegen immer wieder Kisten herum, die ihr plündert, oder andere Wertgegenstände wie Gold, was ihr an euch nehmt. Auch die Kämpfe erinnern an ein MMORPG, ihr hämmert auf die Angriffsknöpfe, während ihr den Angriffen der Gegner ausweicht. Leichter Angriff, schwerer Angriff, Fernwaffe, Zauberspruch, springen, ausweichen – das kann recht hektisch werden. Euren Partymitgliedern könnt ihr Befehle erteilen, hier wird der Kampf sogar angehalten.

Die Story beginnt damit, dass wir Solas, einen extrem mächtigen Magier, davon abhalten wollen, ein Ritual durchzuführen, durch das der Schleier zerrissen wird und unzählige Dämonen in unsere Welt kommen können. Wir haben mit unserer Aktion Erfolg… mehr oder weniger. Das Ritual wird abgebrochen, aber ein Mitglied unserer Party ist schwer verletzt, und wir befinden uns in einer schwebenden Festung in einer Zwischenwelt – mit einem Portal zurück in die „richtige“ Welt. Diese Festung (The Lighthouse) wird unsere Basis. Noch schlimmer ist es aber, dass bei dem abgebrochenen Ritual scheinbar zwei uralte, extrem bösartige Götter freigekommen sind, die natürlich nichts anderes im Sinn haben, als die Welt zu zerstören. Unsere Aufgabe ist es nun also, dieses Problem wieder zu beseitigen und die beiden Götter zu besiegen. Nichts leichter als das.

Bald müssen wir die erste schwere Entscheidung treffen. Der Bürgermeister einer kleinen Stadt wird von einer ekeligen fleischartigen Masse verschlungen – ganz langsam. Befreien wir ihn, oder überlassen wir ihn seinem Schicksal, immerhin hat er seine Stadt für Geld an den Feind verkauft… natürlich helfe ich so einem Typen nicht, was meine weiblichen Mitstreiter jetzt nicht so toll finden. Weichlinge. Ich habe schon lange kein Spiel mehr gespielt, bei dem ich so extrem das Gefühl hatte, mitten in einem AD&D Abenteuer zu sein. Ich bin mit den Gold Box Spielen aufgewachsen, habe daraufhin einige der AD&D Romane (wie Pool of Radiance oder Curse of the Azure Bonds) gelesen – und genau dieses Feeling stellt sich beim mir ein, wenn ich heute Dragon Age: The Veilguard spiele. Baldur’s Gate 3 war zwar ein unmenschlich gutes Spiel, aber es hat mich mit seinem Szenario und seinem Gameplay irgendwie nicht an die alten AD&D-Zeiten erinnert. Dragon Age: The Veilguard jedoch ist wie die Versoftung eines dieser alten Romane – wir durchqueren mit unserer Party mit unterschiedlichen Archtypen (Kämpfer, Zauberer, Heiler) und unterschiedlichen Rassen (Mensch, Elf, Zwerg) die Fantasy-Welt voller Magie, immer im Kampf mit Monstern und regelmäßig von einem einfachen Rätsel aufgehalten. Herrlich.

Kämpfe

Die Kämpfe sind wohl nicht das Highlight von Dragon Age: The Veilguard. So wirklich schlecht sind sie allerdings auch nicht, sofern ihr typische Action-RPGs mögt. Zuschlagen, ausweichen, ein wenig Unterstützung durch eure Partymitglieder, sogar eine kleine Pause während ihr den Partymitgliedern Befehle gebt – wer mit dem Gamepad umgehen kann, wird damit kein allzu großes Problem haben. Der Schwierigkeitsgrad liegt nicht gerade auf Souls-Like Niveau, auch die ersten Bossgegner lassen sich noch verhältnismäßig leicht besiegen. Ich habe zwar oft das Gefühl, dass die Gegner nur mich angreifen und meine Freunde ignorieren, aber immerhin füge ich auch den meisten Schaden zu. Die anderen Partymitglieder sind oft nur Unterstützung – wobei beispielsweise der Heilzauber von Bellara extrem hilfreich ist. Euer Inventar ist recht klein (Zwei Waffensets, Helm, Rüstung, dazu zwei Ringe, ein Amulett und einen Gürtel), dafür ist der Fertigkeitenbaum sehr umfangreich. Immer wenn ihr genug Erfahrung gesammelt habt, könnt ihr neue Fähigkeiten freischalten. Eine automatische Karte wird mitgezeichnet, mein Xbox Controller hat problemlos funktioniert.

Bei Erscheinen haben rund 90.000 Spieler das Spiel gleichzeitig auf Steam gespielt, aktuell (5 Tage nach Release, 21 Uhr MEZ) sind es gerade 60.000 – aber die Amerikaner sind um diese Zeit noch überwiegend bei der Arbeit. Das ist jedenfalls einer der erfolgreichsten Releases für Electronic Arts auf Steam. Die PC-Version lädt rund 90 GB an Daten herunter. Obwohl die Grafik wirklich gut aussieht, kann das Spiel bereits ab einer NVIDIA GTX 1650 / AMD Radeon R9 290X gespielt werden. Kaufen könnt ihr es auf Steam, im Epic Store oder direkt über die EA App. Die Steam-Version benötigt übrigens keine Verbindung zur EA App, sehr löblich. Darüber hinaus gibt es das Spiel natürlich auch im PlayStation und Xbox Store.

Zusammenfassung

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