Dragon Ball Z: Kakarot im Test

Dragon Ball ist zurück! Nach langem Warten ist es für Fans des Kultanimes soweit, Dragon Ball Z: Kakarot ist erschienen und damit auch das erste, vollwertige Rollenspiel zur gleichnamigen japanischen Zeichentrickserie. Endlich, denn in der Vergangenheit sah die Spiellandschaft rund um das Dragon Ball-Franchise sehr mager aus. Neben Dragon Ball FighterZ gab es kaum einen Titel der bei den Konsumenten, sowie auch Kritikern gut ankam. Jene, die nicht an klassischen Fighting-Games interessiert sind, schauten also durch die Finger. Mit Dragon Ball Z: Kakarot versucht der Entwickler CyberConnect2 mit dem neuen Ableger diese Lücke zu füllen. Ob ihnen das gelingt?

Nostalgie Level over 9000

Wie schon typisch für die meisten Dragon Ball-Games, handelt Dragon Ball Z: Kakarot um den gleichnamigen Anime. Der große Unterschied, welcher den meisten Spielern, die sich mit der Materie auskennen und auch das ein oder andere Spiel dazu gespielt haben, ist, dass sich der neue Zugang viel umfassender mit der Handlung de Vorlage befasst. So werden beispielsweise Charaktere aufgegriffen, die man aus Dragon Ball Z kaum bis gar nicht kennt, sondern nur eine kleine Nebenrolle darin spielen oder gar ihren Ursprung im alten Original von 1986 haben. Auch mit den Erinnerungsstücken zeigen die Entwickler alte Szenen der japanischen Zeichentrickserie, die den Hintergrund aller Charaktere und ihre Beziehung zueinander näher erläutern. Für Fans eine willkommene Überraschung, da besonders darauf geachtet wurde, merkenswerte Szenen zur Schau zu stellen. Nostalgie pur. Darüber hinaus kämpft man sich an der Seite der Z-Krieger nicht nur am namhaften Freeza vorbei, sondern an allen Antagonisten, welche der Anime zu bieten hat. Kurz: Dragon Ball Z: Kakarot erzählt die Geschichte rund um die Z-Krieger von Anfang bis hin zum Ende.

Typisch für japanische Animationsserien ist natürlich auch der etwas „eigene“ Humor. Die Rede ist von den teils übertrieben, kitschigen Szenen, was den Kennern der Vorlage sicher bekannt ist. Ich würde behaupten, dass der Nostalgie-Faktor eine große Rolle dabei spielt, wie man die Handlung entgegennimmt. Klar, episch ist die Geschichte rund um den stärksten Krieger des 11. Universums auf jeden Fall, aber heutzutage ist man ein deutlich höheres Erzähl-Niveau gewohnt. Wer sich also eine wasserdichte Geschichte erhofft, welche genügend Tiefe hat, findet im neuen Rollenspiel der Dragonball-Reihe nicht was er sucht.

Andere Dimension, gleiche Qualität

Die vertonten Zwischensequenzen können wahlweise auf Englisch, oder Japanisch eingestellt werden. In beiden Fällen kümmerte sich Bandai Namco Entertainment glücklicherweise darum, die Originalsprecher mit ins Boot zu holen. Das heißt im Umkehrschluss auch, dass die Vertonung eine sehr hohe Qualität mit sich bringt. Schade ist es natürlich trotzdem, dass es keine deutsche Synchronisation gibt, dennoch bin ich der Meinung, dass die Atmosphäre mit den japanischen Sprechern eine bessere ist. Ausserdem wurde bei den Nebenmissionen gespart, diese blieben nämlich unvertont. Was mir wiederum gefallen hat, ist die Musik. Die ist zwar nichts außerordentliches, aber mit den neu aufgelegten Originaltracks macht sie auch nichts falsch.

Die packende Atmosphäre kommt besonders in den Zwischensequenzen zur Geltung. Einerseits liegt das an der leicht übertriebenen Handlung, andererseits auch daran, dass Szenen teilweise 1:1 aus dem Anime übernommen wurden. Für mich pure Gänsehaut: Meine geliebten Helden wieder in neuem Anstrich vor dem Schirm zu haben. Und das Beste dabei ist, dass nicht nur Son Goku, sondern auch eine große Zahl seiner Gefährten und Rivalen spielbar ist.

Optisch hat mich Dragon Ball Z: Kakarot auf voller Bahn überzeugt. Was auf den ersten Blick ziemlich reduziert und flach wirkt, entwickelt sich schnell zu einer stilisierten Erfahrung, welche das Flair des Animes gut einfängt. Anfangs war ich ein bisschen enttäuscht, da sich die grafische Qualität ziemlich stark von Dragon Ball FighterZ unterscheidet, dennoch bin ich schnell mit dem simplen Artstyle warm geworden. Generell war der Detailgrad sehr beachtlich, wenn man bedenkt, dass es sich im Endeffekt doch um einen sehr reduzierten Stil handelt.

Was mich auch überrascht hat, war die Qualität der Animationen während den Zwischensequenzen. Sehr oft wurde mit übertriebenen Bewegungsabläufen gearbeitet, wofür 2D-Animationen bekannt sind. Das hat einige Szenen optisch nochmal um einiges aufgewertet. Besonders die Gesichter waren sehr liebevoll animiert.

Gameplay, welches überzeugt?

Ist man gerade nicht in Zwischensequenzen gefangen, treibt man sich hauptsächlich auf den verschiedenen Planeten herum, die es für unseren Heldentrupp zu erkunden gibt. Von einer Open-World kann man zwar nicht reden, denn ich würde behaupten der Begriff „Open Areas“ wäre passender. Zwar kann man sich frei in der Spielwelt herumbewegen, diese ist aber in mehrere Sektionen geteilt, die durch den klassischen Ladebalken getrennt sind. Diese Areale sind dennoch bei weitem größer ausgefallen, als ich es mir dachte, also gibt es auch einiges zu sehen. Leider sind die Abschnitte aber nicht so befüllt und damit ist nicht nur das Visuelle, sondern auch der Content gemeint. Meistens gibt es dort ledliglich neue Charaktere mit Nebenmissionen zu finden und diese gestalten sich darüber hinaus größtenteils nicht so interessant. Es ist schön, alte Gesichter wiederzusehen oder auch ab und zu Aufgaben zu erfüllen, die so im Anime passiert sind, dennoch beschränken sich die meisten Nebenaktivitäten auf die typischen „Hol mir dies, bring mir das“-Missionen. Trotzdem bleibt es unseren Protagonisten nicht erspart zu kämpfen!

Wenn man in Duelle verwickelt wird, gestaltet sich das Kampfsystem ähnlich wie in den bisherigen 3D-Beat’em Up-Games der Dragonball-Reihe der letzten Jahren. Je nach Anspruch des Spielers sind die Auseinandersetzungen auch ziemlich fordernd. Wer sich mit plumpen aneinanderreihen von Attacken und vier unterschiedlichen Spezial-Fähigkeiten zufriedengibt, wird die bis zum Ende seinen Spaß haben. Persönlich bin ich der Meinung, dass die Kämpfe komplexer ausfallen hätten können, was nicht heißt, dass ich nicht auf meine Kosten gekommen bin. Zwar werden die meisten Gegner mit der Zeit sehr vorhersehbar, trotzdem habe ich nie aufgehört mich auf den nächsten Bosskampf zu freuen. Der größte Unterschied zu anderen Kämpfen ist, dass sich Bosskämpfe über mehrere Stufen hinweg ziehen, welche auch eigene Angriffsmuster haben und sich auch von den ursprünglichen Fähigkeiten unterscheiden. Oft wird man in kleine Bullet-Hell Situationen verwickelt, was mir sehr gefallen hat. Oft habe ich mich dabei erwischt, dass ich genauso wie in der Vergangenheit beim Anime mitgefiebert habe.

Nebenjob: Küchenchef

Um sich von den verheerenden Angriffen erholen zu können, gibt es die Möglichkeit Items im Kampf einzusetzen. Diese gibt es in allen möglichen Formen, etwa als Heilung oder manchmal auch als temporäre Status-Aufwertung. Um diese in die eigenen Hände zu bekommen, muss der Spieler Nebenmissionen erledigen oder diese selbst herstellen. Dieser Prozess teilt sich grundsätzlich in zwei Teile: Das Kochen und dem Beschaffen von Zutaten. Letzteres bekommt man entweder durch das Fischen oder dem Jagen von Tieren. Hat man seine Zutaten erst gesammelt geht es schnurstrecks zum nächsten Lagerfeuer oder alternativ der eigenen Küche. Im Gegensatz zum Besorgen der Zutaten, bietet das Kochen selbst keine Erweiterung des Gameplays – wobei dazu gesagt werden muss, dass weder das Fischen noch die restlichen Möglichkeiten für den Spieler sonderlich spannend sind.

Zusätzlich kann man die eigenen Statuswerte durch sogenannte Seelenabzeichen in seinem Community-Board erweitern. Je nach Board variieren die Effekte, die sich auf den Spieler auswirken. Will man beispielsweise bessere Boni fürs Kochen, kann man dementsprechende Seelenabzeichen mit den besten Werten dafür einsetzen. Die Abzeichen repräsentieren Charaktere, die man im Laufe der Geschichte trifft. Einige dieser Abzeichen muss man sich durch Nebenmissionen oder sonstige Umwege verdienen. Will man sich einen alten Feind zum Verbündeten machen, kann man ihm mit den Dragon Balls wiederbeleben und anschließend in die eigenen Reihen aufnehmen. Um ehrlich zu sein habe ich großen gefallen am Sammeln dieser Seelenabzeichen gefunden, da man damit auch nach den rund 35 Stunden Spielzeit noch etwas zu tun hat.

FAZIT

Dragon Ball Z: Kakarot ist eine nostalgische Spielerfahrung, welche mich bis hin zum Ende nicht enttäuscht hat. Die spannend inszenierten Kämpfe, die schön aussehenden Zwischensequenzen und vor allem die akkurate Wiedergabe der Handlung, konnten mich durchwegs überzeugen. Trotzdem würde ich Spielern, welche mit Dragon Ball nichts am Hut haben, raten den Titel mit Vorsicht zu genießen. Zwar bietet das Spiel für jene, die sich mit dem Kultanime noch nicht auseinandergesetzt haben, eine sehr gute Zusammenfassung der Geschichte rund um die Z-Krieger, aber dennoch richtet sich Dragon Ball Z: Kakarot eindeutig an die Fans von früher und die Nostalgiker von heute. Darüber hinaus reichen die Gameplay Features allein aber schlichtweg nicht aus, um eine klare Empfehlung meinerseits zu geben. Wer sich spielerisch an Dragon Ball herantasten will, ohne dutzende von Folgen des Animes zu sichten, der wird zwar auch seinen Spaß haben, aber sicher nicht den gleichen wie eingefleischte Fans der Vorlage.

Was ist Dragon Ball Z: Kakarot? Ein Dragon Ball Z Open-World-Action-Rollenspiel, welches der Handlung des Animes folgt.
Plattformen: PC, PS4, XBox One
Getestet: Xbox One
Entwickler / Publisher: CyberConnect2 / Bandai Namco Entertainment
Release: 17.Jänner.2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 7.6

Einzelwertungen: Grafik: 8 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test