Dragon Quest Builders 2 im Test

Die Dragon Quest-Spielreihe hat in der Zwischenzeit mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Buckel und kann aktuell sogar mit einer beträchtlichen Anzahl an genrefremden Ablegern aufwarten. Einer davon ist das Baublock-RPG Dragon Quest Builders, welches vor knapp drei Jahren das Rollenspiel-Universum um einen ganz besonderen Vertreter erweiterte. Nun steht Teil zwei in den Startlöchern und will vieles besser machen als sein Vorgänger – und das durchaus mit Erfolg!

Kenner der Haupt-Spielreihe, allen voran jene des zweiten Teils, sind in Sachen Story ganz klar in Vorteil, denn Dragon Quest Builders 2 knüpft nahtlos an diese Geschichte an und erzählt quasi eine alternative Zeitlinie zu den bekannten JRPG-Ablegern. Dabei haben sich der böse Hohepriester Hargon und seine Anhänger dazu entschlossen, alle „Erbauer“ zu vernichten und das Bauen, Kochen und generell das Erschaffen aller Dinge gesetzlich verboten. Blöd, dass ihr genau dieser Berufsgruppe angehört und nun ein Sklavendasein auf einem Boot fristet. Unglück im Unglück werdet ihr dann auch noch nach einem Sturm mit anschließendem Schiffbruch an einer verlassenen Küste angespült. Dank eurer anfangs noch bescheidenen Fähigkeiten macht euch mit eurem neu gewonnen Kumpel Malroth daran, die Insel  zu erkunden sowie die für das Überleben notwendigen Materialen zu sammeln oder herzustellen.

Diese erste Insel bildet dann auch gleich eine Art Hub für die restliche Kampagnen-Story, denn um an weitere Materialen, Ausrüstung, Rezepte und NPC-Helfer zu gelangen müsst ihr mittels Expeditionen zu anderen Orten in der Spielwelt reisen. Im Vergleich zum Vorgänger hat das nun den Vorteil, dass so eine einigermaßen zusammenhängende Geschichte erzählt wird, auch wenn diese nur wenig spannend Höhepunkte bietet und vor allem aufgrund der teils ausufernden Text-Dialoge nur mittelprächtig in Szene gesetzt wird. Dafür fällt der Umfang der Story mit voraussichtlich etwa 40 Stunden überdurchschnittlich lange aus.

Schaffe schaffe, Häusle baue

Zum Bauen benötigen wir genau zwei Sachen: Ein Rezept und die dazugehören Ressourcen. Ersteres wird durch bestimmte Quests während der Kampagne freigeschalten, denn dann bekommt unsere Figur einen Geistesblitz und notiert diesen in seinem Buch. Dort sehen wir dann welche Rohstoffe wir brauchen, suchen diese dann in der Spielewelt und erzeugen anschließend an einer Werkbank das entsprechende Objekt. Das Repertoire reicht dabei von einfachen Nahrungsmitteln, bis hin zu verschiedenen Baustoffen, Werkzeugen und Möbel. Genau hier zeigt sich die große Stärke von Dragon Quest Builders 2, denn sind es anfangs nur sehr simple Gegenstände die man herstellen kann, werden diese im Verlauf der Story-Kampagne immer komplexer und erfordern stetig eine vielfältigere Anzahl an unterschiedlichen Ressourcen. Der Anreiz des Erschaffens von neuen Objekten zusammen mit den stets anspruchsvolleren Aufgaben sorgt auch für ein adäquates Maß an Motivation zum Weiterspielen. Wer dann auch noch seiner Kreativität seinen freien Lauf lassen will, der kann dann sein neu erlerntes Wissen auf der Hub-Welt, dem „Eiland des Erwachens“, umsetzen.

Abseits der Bau-Mechaniken bietet Dragon Quest Builders 2 aber noch zahlreiche andere Gameplay-Elemente. So gibt es nun eine umfangreichere Auswahl an Obst und Gemüse, die man anpflanzen kann, wodurch dann eine Prise Farmville oder Harvest Moon ins Spiel kommt. Dazu gesellen sich kleinere Rätsel und diverse Kämpfe, die mittels simpler Mechaniken in Echtzeit ausgetragen werden. Bei all diesen Aufgaben unterstützen euch euer Bewohner, um die ihr euch natürlich auch kümmern müsst. In Dragon Quest Builders 2 gibt es an allen Ecken und Enden etwas zu tun, gut dass dabei auch nicht an diverse neue Komfortfunktionen gedacht wurde. So wurde das Inventar etwas vergrößert und mittels Gleiter könnt ihr nun größere Wegstrecken viel schneller bewältigen. Nur schade, dass man solche Fähigkeiten erst freischalten muss und diese nicht bereits zur Beginn der Kampagne zur Verfügung stehen.

Mincraft meets JRPG

Dragon Quest Builders 2 verfügt nun auch über einen Mehrspieler-Modus. Habt ihr ein paar Stunden in der Kampagnen-Story absolviert, wird dieser freigeschalten und ihr könnt euch mit bis zu drei weiteren Mitstreitern gemeinsam auf dem „Eiland des Erwachens“ austoben. Einen Koop-Modus für die Kampagne oder eine Offline-Variante gibt es dagegen nicht, was dann doch etwas enttäuschend ist, weil sich das Gameplay dafür geradezu anbieten würde. Nett aber eher belanglos ist hingegen das Community-Feature, bei dem man mit Hilfe einer Anschlagtafel seine Kreationen mit anderer Spieler teilen oder jene der anderen betrachten kann.

In Sachen Optik präsentiert sich das Spiel als eine Mischung aus dem typischen JRPG-Flair der Dragon Quest-Reihe, vermischt mit dem Klötzchen-Look eines Minecraft. Die technische Umsetzung ist dabei ganz passabel, lediglich gelegentliche Kamera-Probleme stören hier den Gesamteindruck etwas. Auch die Schriftgröße in den sehr textlastigen Dialogen könnte durchaus etwas größer sein, was sich durch die fehlende Sprachausgabe umso negativer auf den Spielverlauf und die Inszenierung  der Story auswirkt, da man irgendwann einmal diese Fenster einfach nur mehr wegklicken will und so wichtige Teile der Geschichte und die Ziele der vergebenen Aufträge verpasst. Soundtechnisch sind hingegen typische Dragon Quest-Musikstücke zu hören. Insgesamt kann die Präsentation von Dragon Quest Builders 2 als solide bezeichnet werden, richtige Höhepunkte oder negative Ausreißer gibt es jedoch nicht.

FAZIT

Vielleicht bin ich etwas vorbelastet weil ich so gar nichts mit dem Gerne der JRPGs anfangen kann, aber die träge inszenierte Einzelspielerkampagne mit ausufernden Textfenstern und platter Story lässt mich nicht nur kalt, sondern hat mich streckenweise auch ziemlich genervt. Trotzdem hat mich die Motivationsspirale von Dragon Quest Builders 2 aus stetig anspruchsvoller werdenden Aufgaben und dem Erlernen von neuen Rezepturen sofort in das Spiel hineingezogen und mich meistens erst nach mehreren Stunden wieder ausgespuckt. Im direkten Vergleich zum Vorgänger fällt dabei vor allem der deutlich gestiegene Umfang auf, denn es gibt nun von allem ein bisserl mehr – genauso wie man es sich von einer würdigen Fortsetzung wünscht. In Sachen Spielmechaniken setzt man dagegen auf Altbewährtes: Entdecken, Sammlen, Craften, Bauen – eine Mischung die sich vor allem für den Handheld-Modus auf der Nintendo Switch eignet, auch wenn  man aufgrund der Akkuleistung der Konsole meistens nie länger als zwei Stunden am Stück zocken kann. Für mich ist Dragon Quest Builders 2 trotz der etwas schwachen Story-Kampagne und genreüblichen Inszenierung ein tolles Spiel geworden, wer dann aber auch noch ein Faible für JPRGs und Baublock-Spiele hat, der sollte sich den ungewöhnlichen Genremix unbedingt genauer anschauen.

Was ist Fitness Dragon Quest Builders 2? Ein Baublock-RPG mit einer Einzelspielerkampagne ganz im Stil der Dragon Quest-Spielreihe.
Plattformen: Nintendo Switch
Getestet: Nintendo Switch
Entwickler / Publisher: Square Enix / Nintendo
Release: 12. Juni 2019
Link: Offizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 6 | Handling: 8 | Spieldesign: 10 | Motivation: 10

Passende Beiträge

Microsoft Flight Simulator 2024 im Test

Rogue Waters im Test

Planet Coaster 2 im Test