Dragon’s Dogma 2 im Test

Nach gut 10 Jahren Wartezeit ist es so weit – der japanische Publisher Capcom hat mit Dragon’s Dogma 2 den Nachfolger eines meiner Lieblingsspiele für den PC und aktuelle Konsolen herausgebracht. Euch erwartet ein episches Fantasy Action-Rollenspiel, in dem ihr wieder als „Erweckter“ durch eine riesige Welt streift und gemeinsam mit euren computergesteuerten Begleitern Monster metzelt und unzählige Quests erfüllt.

Der erste Teil, Dragon’s Dogma: Dark Arisen, war eines meiner persönlichen Lieblingsspiele jener Zeit. Die Story in dem 2012 erschienen Game war wohl ein wenig dünn, die Welt nicht so randvoll mit Orten, Monstern und Charakteren wie beim deutlich erfolgreicheren Skyrim, aber das Spiel hat einfach Spaß gemacht. Eine gigantische offene Welt, actionreiche Kämpfe gegen riesige Monster – das war genau das, was ich damals wollte. Wird mir der zweite Teil ebenso viel Spaß machen?

Zuerst müssen wir einen neuen Charakter erstellen, und bereits hier habt ihr eine ganze Menge an Möglichkeiten und könnt eurer Kreativität freien Lauf lassen. Mensch oder Löwenwesen? Beispielsweise weil es gerade lustig aussieht vielleicht eine Frau mit sehr weiblichen Rundungen – mit Birnen-Figur und Kartoffelsack anstatt der üblichen 90-60-90, D-Size Blondine im hautengen Kettenhemd – dazu einen von (anfangs vier) Berufen – Kämpfer, Dieb, Magier oder Bogenschütze. Der Beruf ist übrigens keine permanente Sache, ihr könnt ihn später in den Gilden kinderleicht (naja, fast kinderleicht) wechseln. Mit dem Aussehen der Figur ist das allerdings eine andere Sache… (dazu später mehr).

Der Erweckte

Wir beginnen das Spiel als Sklave ohne Erinnerung in einem Bergwerk, fliehen und fliegen jedoch mit Hilfe eines anderen Sklaven auf einem riesigen Greif in das Nachbarland, wo wir auf eine Gruppe mysteriöser Wesen aus einer anderen Welt, die Vasallen (Pawns), treffen – die uns als den Erweckten identifizieren und uns fortan unterstützen. Wir sind nun nicht mehr alleine unterwegs, sondern laufen mit bis zu drei Partymitgliedern durch die Welt. Es macht Sinn, unsere Begleiter so auszuwählen, dass sie unseren Hauptcharakter sinnvoll ergänzen. Wir können unseren Begleitern einfache Befehle geben, sie aber nicht direkt steuern. Die Befehle sind nicht unbedingt hochkomplex, eher – geht dorthin, helft mir, wartet hier. Generell sind unsere Gefährten nicht allzu dämlich, sondern unterstützen uns immer wieder auch außerhalb der Kämpfe, geben uns Hinweise oder erzählen nur einfach so was ihnen gerade am Herzen liegt. Dragon’s Dogma 2 hat einen Tag/Nachtmodus. Kluge Leute gehen in der Nacht schlafen, wer aber die Herausforderung sucht, der erkundet das Land auch in der Nacht. Ihr werdet dabei auf andere, stärkere Gegner treffen als unter Tags. Die haben dafür aber auch oft recht begehrenswerte Beute bei sich.

Wie im ersten Teil von Dragon’s Dogma wird auch im neuen Spiel unserem Helden von einem riesigen Drachen das Herz fein säuberlich aus dem Leib geschnitten und dann genüsslich gefressen, was uns jedoch nicht umbringt sondern uns in eine gewisse Nahebeziehung zu der Echse bringt. Die Geschichte präsentiert sich in einer Vielzahl von kleinen Quests, die oft recht unterschiedlich ausgehen können, was natürlich die weiteren Quests bzw. den Fortgang der Story beeinflusst. Alleine das sorgt für einen ordentlichen Wiederspielwert. Generell gibt es für das Lösen von vielen der Aufgaben verschiedene Lösungswege. Die Kämpfe gegen kleinere Gegner sind ok, aber wirklich beeindruckend sind vor allem die Kämpfe mit größeren Feinden. Das Hinaufklettern an einem (lebenden) Drachen hat mich ein wenig an die Kolosse in Shadow of the Colossus (Team Ico, 2005) erinnert. Eine Übersichtskarte wird permanent eingeblendet, hier seht ihr auch den Zielpunkt der gerade aktuellen Quest.

Alles gut?

Schnellreiseoption gibt es (mit Ausnahme von ein paar sündteuren Teleoprtations-Kristallen) nicht. Für ein  paar Goldstücke könnt ihr aber mit einem Ochsenkarren zwischen manchen Städten hin- und herfahren – das ist unbequem, langsam und außerdem werdet ihr am Weg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mehrmals überfallen. Macht euch auf lange Reisen zu Fuß gefasst, wenigstens gibt es am Weg immer wieder interessante Dinge zu entdecken. Generell ist Dragon’s Dogma 2 ein Spiel, das ihr langsamer angehen solltet. Lauft ihr wie ein Irrer blind durch die Gegend, entgehen euch nicht nur viele Items, sondern auch viele NPCs und Nebenmissionen. Um das Spiel in seiner vollen Pracht zu genießen, solltet ihr euch ein wenig Zeit nehmen.

Auf Steam gibt es nun einige negative Rezensionen die behaupten, dass man den Dragon’s Dogma 2: Art of Metamorphosis – Character Editor DLC kaufen muss, um seinen bei der ersten Erstellung gebastelten Charakter je wieder zu ändern. Das ist falsch, der (unnötige) DLC ist nur beim Friseur (einmalig) einsetzbar und betrifft nur das laufende Spiel. Außerdem findet man die notwendigen Ressourcen auch im Spiel. Allerdings, ein neues Spiel zu starten ist nicht so einfach, ihr müsst nämlich dazu manuell euren Spielstand löschen (zuvor Cloudsaves abdrehen)! Danach könnt ihr ohne Mehrkosten einen neuen Charakter erstellen (und damit ein neues Spiel beginnen). Ein absoluter Scherz, keine Ahnung was sich Capcom dabei gedacht hat. Ich hoffe doch stark, dass im Startmenü noch eine Option für „Start a New Game“ kommt. Das der zuerst genannte DLC (und die anderen 20 kostenpflichtigen DLCs) sinnlose Geldverschwendung sind, ist allerdings richtig. Leider gibt es solche „Zusatzinhalte“ für viele ohnehin nicht billige AAA-Spiele zu kaufen, das ist eben derzeit eine von vielen Publishern genutzte Möglichkeit, zusätzlich Geld zu verdienen.

Ein Grafikwunder ist Dragon’s Dogma 2 sicher nicht, aber wer braucht schon extrem detaillierte Texturen wenn das Design der Welt so atemberaubend ist? Hier haben die Entwickler wirklich gezeigt, wie man eine umwerfende Fantasy-Welt in einem Spiel darstellt. In den umfangreichen Grafikoptionen könnt ihr die Qualität der Schatten, die Kantenglättung und Effektqualität im Detail feinjustieren, ihr solltet aber trotzdem mindestens eine NVIDIA GeForce GTX 1070 oder AMD Radeon RX 5500 XT besitzen. Mit meiner RTX 3070 sind mir am PC keine groben Framerate-Probleme aufgefallen, die PlayStation 5 und XBox Versionen sind jedoch trotz 30 FPS-Lock angeblich spürbar davon betroffen. Die (einmalige) Erstellung der Shader dauert am PC ein paar Minuten, aber seit dem mehrstündigen Erstellungsmarathon in The Last of Us erschreckt mich so etwas nicht mehr. Ultrawidescreen (21:9) funktioniert ohne Verzerrung und schwarze Balken, mein PlayStation 4 Controller wurde (am PC) problemlos vom Spiel erkannt. Die Sprachausgabe ist auf Englisch oder Japanisch, die Texte sind jedoch auch ins Deutsche übersetzt worden.

Zusammenfassung

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