Dry Drowning im Test

Ein Detektiv Noir Thriller eingebettet in einer düster-futuristischen Dystopie? So verdächtig das nach Blade Runner klingen mag, handelt es sich tatsächlich um Dry Drowing. Einen Visual Novel von Entwickler Studio V. Ursprünglich bereits 2019 für den PC erschienen, darf man sich ab heute auch auf der Nintendo Switch in die Ermittlungen rund um mysteriöse Mordfälle stürzen. Umsetzungen von Dry Drowning für PS4 und Xbox One sollen im weiteren Verlauf dieses Jahres folgen. 

Als Spieler schlüpft man in Dry Drowning in die Rolle von Mordred Foley. Archetyp des mürrischen Privatdetektivs, inklusive dunkler Vergangenheit. Im Büro angekommen gilt es zunächst eine frische Packung Zigaretten aufzuspüren. Was sein muss, muss sein. Aus Gründen deren Details erst später ans Licht treten, steht die Detektei kurz vor dem Ruin. Ziemliches Glück für Foley und seine Partnerin also, dass just in diesem Moment die Assistentin eines bekannten Politikers mit einem Auftrag erscheint. Die Geliebte des Politikers wurde grausam ermordet und eine Augenzeugin belastet eben diesen schwer. Doch die Assistentin ist sicher, dass hier mehr dahinter steckt. Da sonst scheinbar niemand wahnsinnig genug ist Foley zu beauftragen, bleibt keine andere Wahl als den Auftrag anzunehmen.

Endlich geht es auf zum ersten Tatort. Dort angekommen stellt sich heraus, dass der Modus Operandi exakt dem des Serienmörders Pandora entspricht. Damit wird die Sache für Mordred und seine Partnerin Hera persönlich. Denn diese waren dem Verbrecher bereits in der Vergangenheit auf der Spur. Namen sind hier allerdings nicht die einzigen Referenzen verschiedener mythologischer Quellen. Denn Pandora selbst hat es sich zur Angewohnheit gemacht, mit seinen Morden sorgfältig Szenen aus der griechischen Mythologie nachzustellen. So beginnt man den Tatort zu untersuchen. Dabei führt der Spieler den Cursor über die Szene und sucht nach Bildbereichen die farblich hervorgehoben werden. Diese kann man dann per Tastendruck genauer inspizieren, um Indizien zu finden. Sobald man alle Beweise erkannt hat, wird die Untersuchung automatisch abgeschlossen und es wird Zeit Zeugen, beziehungsweise Verdächtige zu verhören.

Jeder hier trägt eine Maske

Wer befragt wird darf man sich leider nicht aussuchen. Stattdessen scheint die Devise zu lauten, jene Person zu vernehmen die sich gerade am nächsten befindet. Das stört angesichts der Tatsache, dass es sich bei Dry Drowning um einen Visual Novel handelt jedoch nicht allzu sehr. Es wirkt aber doch wie eine verpasste Chance dem Spieler etwas mehr Kontrolle zu geben. Insbesondere da man bereits selbst herausfinden muss wo auf der Karte man sich hinbewegen soll, um weiterzukommen. Das ist auch nicht immer so klar wie man sich wünschen würde. Beispielsweise gibt es einen Fall in dem man „zufällig“ an einem öffentlichen Platz auf einen der zentralen Charaktere stößt. An sich eine nette Idee, um das Narrativ aufzubrechen, praktisch etwas ungeschickt umgesetzt, da es zu dem Zeitpunkt für den Spieler keinen Grund gibt sich dort aufzuhalten.

Ähnliche Probleme tauchen während der Konversationen auf. Zum Großteil fließen Gespräche wie man sich das erwarten würde. Gelegentlich aber sagen Charakter Dinge die den Eindruck vermitteln offensichtlich nur dazu da zu sein, um Exposition unterzubringen. In manchem Fall kommt das Gesagte auch schlicht vom falschen Gesprächspartner und wirkt daher nicht ganz stimmig. Etwaige Grammatik- und Rechtschreibfehler machen die Sache nicht gerade besser. Hier sei anzumerken, dass ich Dry Drowning ausschließlich in der englischen Übersetzung gespielt habe. Neben Englisch stehen Italienisch, Chinesisch und Japanisch zur Auswahl. Die deutsche Lokalisation stand während der Testperiode nicht zur Verfügung, folgt jedoch per Patch am Tag der Veröffentlichung.

Aber kommen wir nochmal auf die Verhöre selbst zurück. Diese sind insofern ungewöhnlich, als dass es nicht nur darum geht die richtigen Fragen zu stellen. Es gilt auch das im Moment passende Indiz zu präsentieren. Denn immer wenn ihn jemand anlügt, sieht Mordred Foley eine Horror-Maske tragende Vision besagter Person vor sich. In Folge geht es nicht darum herauszufinden wer lügt, sondern die Lüge zu entlarven. Leider treten auch hier kleinere Schwächen der Texte an die Oberfläche. Etwa ist nicht immer eindeutig welches Indiz zu wählen ist, um die vorausgegangene Aussage Foleys zu untermauern. Da man pro Befragung dreimal daneben liegen darf allerdings keine Tragödie, aber doch etwas lästig. Außerdem war diese Situation eher die Ausnahme und wirklich unschlüssig kam mir die Beweislage nie vor.

Sei ein artiger Bürger

Während die Untersuchung des Tatorts und Führung von Gesprächen immer nach dem gleichen Schema abläuft, bringen die unterschiedlichen Fälle zusätzlich eigene Mini-Puzzles mit sich. Beispielsweise müssen einmal Radiosender platziert werden deren Sendebereiche einerseits nicht überlappen, andererseits aber die gesamte Stadt abdecken. Mit diesen Puzzles sollte wohl versucht werden das Spielgeschehen etwas aufzupeppen. Leider sind diese Puzzles sehr kurz und haben oft nur peripher etwas mit der aktuellen Situation zu tun. Die überraschende Ausnahme bildete für mich das Minigame Be a Good Citizen das ab einem gewissen Zeitpunkt jederzeit aus dem Menü gestartet werden kann. Dabei handelt es sich um eine Art Pipe Mania ohne Zeitdruck, die erstaunlich süchtig macht. Abgesehen vom ersten Level muss man sich damit übrigens nicht auseinandersetzen, wenn man nicht will.

Ob man lieber das Narrativ vorantreibt oder seine Zeit mit Minigames verbringt ist indes nicht die einzige Entscheidung die man im Laufe des Spiels treffen muss. Immer wieder gibt es zwischen Optionen zu wählen. Legt man etwa das Telefon auf, um Hera den schrecklichen Anblick eines verstümmelten Leichnams zu ersparen? Auch wenn man es damit gut meint, nimmt man sich damit die Chance ihre Einsichten in den Tathergang zu erfahren. Dabei handelt es sich hier noch um eine vergleichsweise belanglose Entscheidung. Im Laufe der Story drängen sich tatsächlich so viele davon auf, dass es fast etwas zu viel wird. Muss wirklich jeder einzelne Fall damit enden, dass ich die Zukunft der gesamten Stadt, wenn nicht gar Welt auf den Kopf stelle?

Dry Drowning oder: Einen Mordfall zum Mitnehmen bitte

Wie gut lässt es sich aber nun auf der Nintendo Switch eigentlich brutale Morde aufklären? Nun ja, leider nicht großartig. Ein bisschen schade ist die fehlende Touchscreen-Steuerung. Nicht ganz verständlich, da die bestehende Benutzeroberfläche geradezu dafür gemacht zu sein scheint, aber auch nicht wirklich wichtig. Per Analog-Stick und Tastendruck navigiert man einwandfrei durch die Ermittlungen. Wenn man denn lesen kann was da eigentlich auf den Bildschirm steht. Denn die Textgröße hätte man ruhig etwas hochschrauben können. Die Konversationen lassen sich noch ganz gut erkennen, aber vor allem Menüs und Tooltips sind etwas klein geraten. Leider lässt sich die Textgröße auch in den Einstellungen nicht anpassen.

In der Version die ich testen durfte existierte noch ein Bug mit unschönen Folgen. Als ich nach längerer Spielzeit speichern wollte, fror das Menü einfach ein. Als Folge musste ich nicht nur das Spiel neu starten, sondern auch feststellen, dass mein Savegame weg war. Ganze zweimal bin ich in dieses Problem gelaufen. Glücklicherweise wurde dieser Fehler mit einem Day-One-Patch beseitigt. Wäre schön wenn es ohne gegangen wäre, aber immerhin, der Bug wurde rechtzeitig behoben.

Zusammenfassung

Passende Beiträge

Planet Coaster 2 im Test

Little Big Adventure – Twinsen’s Quest im Test

LEGO Horizon Adventures im Test