Dune: Spice Wars im Early Access Test

Wer die Kontrolle über das Spice hat, der kontrolliert das Universum. Das war schon im RTS-Klassiker Dune II: Battle for Arrakis so, und das gilt auch heute noch. In Dune: Spice Wars kämpfen vier vollkommen unterschiedliche Fraktionen um die Vorherrschaft auf dem Wüstenplaneten. Im Gegensatz zu den älteren Dune (RTS-)Spielen läuft bei Dune: Spice Wars allerdings alles ein wenig gemächlicher ab – zwar in Echtzeit, aber mit Fokus auf klassisches 4X.

Shiro Games, die Entwickler von Northgard, haben ein neues Strategiespiel im Dune Universum auf Steam veröffentlicht. Das Spiel ist im Early Access, es wird also noch massiv daran gearbeitet. Das ist zumindest die Idee hinter Early Access. Shiro Games rechnet mit einer Fertigstellung in etwa in einem Jahr. Es soll vor allem noch ein Mehrspielermodus, eine fünfte Fraktion und eine vollständige Kampagne hinzugefügt werden. Wir haben uns angesehen, wie weit Dune: Spice Wars auch heute schon Spaß macht.

Die Situation auf Arrakis

Die Handlung von Dune spielt auf dem Wüstenplaneten Arrakis. Auf Arrakis kommt Spice (auf Deutsch als Gewürz oder Melange bezeichnet) vor – eine der wertvollsten Ressourcen im ganzen Universum. Spice verlängert das Leben. Spice ist eine halluzinogene  Partydroge. Aber das ist noch nicht alles – die Einnahme Spice erlaubt es auch, die Zukunft vorherzusehen. Dies wird von den Raumschiffpiloten genutzt, um damit durch das Weltall zu navigieren. Sie erkennen die Konsequenzen verschiedener Kursdaten und können so den Kurs wählen, der exakt zum Ziel führt. Im Universum von Dune sind Computer nämlich nicht so wirklich ausgereift und werden dementsprechend – nachdem es in der Vergangenheit zu gröberen Problemen gekommen ist – auch nicht eingesetzt… was eine ganz interessante Idee ist. So hätte man das Problem mit Skynet (in einem anderen Sci-Fi Universum) gut verhindern können. Auf Arrakis befinden sich mehrere Fraktionen, die um die Vorherrschaft auf dem Planeten kämpfen. Eine davon sind die Ureinwohner, die Fremen, die sich besonders gut an die harschen Lebensbedingungen (und Wasserarmut) des Planeten angepasst haben. Die Atreides und Harkonnen sind natürlich auch wieder dabei. Und es gibt auch eine Tierwelt auf Arrakis, vor allem die gigantischen unter der Sandwüste lebenden Sandwürmer werden allen gefürchtet, weil sie gerne mal Einheiten verschlucken, die sich über die offene Wüste bewegen.

Das Gameplay

Dune: Spice Wars ist eine interessante Mischung aus 4X (explore, expand, exploit, exterminate) – einem Genre das im Normalfall rundenbasiert gespielt wird – und aus Echtzeitstrategie. Allerdings ist das Spieltempo relativ behäbig und die Anzahl der verfügbaren Einheiten ist gering. Wer sich also gigantische, flotte Echtzeitschlachten wünscht, ist hier fehl am Platz. Wir erhalten die Kontrolle über einzelne Einheiten, bauen Städte aus und lenken so die Expansion unserer Fraktion auf dem Planeten. Einheimische Städte werden erobert, Städte anderer Fraktionen werden ebenso erobert. Dabei ist es aber immens wichtig, die eigenen Ressourcen im Auge zu behalten, denn ohne Geld geht gar nichts. Es ist nicht möglich, einfach Stadt um Stadt zu erobern, sondern ihr müsst vorsichtig vorgehen und immer wieder pausieren, um die eroberten Gebiete auszubauen und dadurch Ressourcen zu erhalten. Nachdem die Armeen relativ klein sind, muss jede Einheit wohlüberlegt sein. Nahkämpfer, Fernkämpfer, billige (aber nicht sehr kampfstarke) lokale Milizen? Das Spice muss fließen, dafür werden Raffinerien benötigt und Erntemaschinen müssen auf die Sandfelder geschickt werden, um Spice einzusammeln. Erntemaschinen können übrigens nicht über gegnerische Einheiten fahren und diese zerquetschen, was ja im Original Dune II: Battle for Arrakis (bzw. im darauf basierenden Command & Conquer) sehr gut funktioniert hat.

Der Planet Arrakis ist in verschiedene Regionen unterteilt, in denen sich jeweils eine Siedlung befindet. Wer die Stadt beherrscht, dem gehört die ganze Region und der kann auch ihre Ressourcen ausbeuten. Neben militärischen Mitteln kann auch Diplomatie und Spionage eingesetzt werden, um mit anderen Gruppen zu interagieren. Jede Fraktion verfügt über fünf bzw. sechs unterschiedliche Einheitentypen, und von denen können nur (relativ) wenige gebaut werden. Es gibt verschiedene Ressourcen, die ihr im Auge behalten müsst. Solaris ist die Währung auf Arrakis, die kann man immer brauchen. Plascrete ist sowas wie Steine in anderen RTS-Spielen, das benötigt man zum Bauen von Gebäuden. Die Anzahl der verfügbaren Einwohner ist begrenzt, und ohne Einwohner gibt es keine Truppen. Treibstoffzellen sind ebenfalls essentiell, man benötigt sie zum Betrieb von manchen Gebäuden ebenso wie für bestimmte Fahrzeuge. Auch Wasser ist eine essentielle Ressource auf dem Wüstenplaneten, wer hätte das gedacht? Ohne Wasser rebellieren unsere Städte. Natürlich haben wir auch Spice im Inventar, zumindest nachdem wir es abgebaut und in einer Raffinerie verarbeitet haben. Spice können wir für Geld verkaufen, müssen damit aber auch den Imperator glücklich machen, der jedes Monat seinen Teil vom Spice haben will. Neben Militär und Wirtschaft spielt auch die Politik eine Rolle in Dune: Spice Wars. Im Landsraat gewinnen wir Einfluss und können durch unser Wahlverhalten die Entwicklung des Planeten beeinflussen. Alle zwanzig Tage gibt es Abstimmungen zu drei Resolutionen, die entweder angenommen oder nicht angenommen werden können. Solche Resolutionen können allgemeiner Natur sein oder sich nur gegen eine der Parteien richten.

Die Fraktionen

Vier spielbare Fraktionen könnt ihr für eure Eroberung des Wüstenplaneten steuern – die edlen Atreides, die fiesen Harkonnen, die einheimischen Fremen und die Schmuggler. Schmuggler? Die sind neu und können beispielsweise ein „Underground Headquarter“ in vom Gegner kontrollierten Städten errichten. Sie erzielen auch wesentlich bessere Preise am Schwarzmarkt. Wir können aber natürlich auch als Lord Leto Atreides oder als der aufgedunsene Baron Vladimir Harkonnen spielen. Jede Gruppe hat ihre eigenen Vorteile, und durch die Wahl von zwei (von vier möglichen) Beratern bei Spielbeginn erhalten wir noch zusätzliche individuelle Vorteile. Mit (auf Wunsch automatisch herumfliegenden) Ornithoptern wird die Planetenoberfläche erforscht, um Ressourcen, Dörfer und interessante Orte wie Ruinen zu entdecken. Im Laufe des Spieles können wir auch einen Agenten rekrutieren. Den setzen wir dann in einem von sieben möglichen Bereichen (beispielsweise bei unseren Gegnern, in der Spacer-Gilde oder dem Landsraad) ein, wo er langsam mit seiner Infiltration beginnt und geheime Informationen besorgt. Später erhalten wir so auch die Möglichkeit, spezielle Operationen durchzuführen. Unsere Soldaten übernehmen die Kontrolle über immer mehr Regionen, wir bauen mehr und mehr nützliche Gebäude in den von uns kontrollierten Gebieten. Gegner werden militärisch bekämpft oder von unseren Spionen sabotiert, und wir übernehmen schließlich die Herrschaft über den Planeten. Das ist zumindest der Plan. Das Spiel kann gewonnen werden, indem man alle Gegner eliminiert, wenn man 50.000 Hegemoniepunkte sammelt (die man durch bestimmte Aktionen erhält) oder indem man vom Landsraat zum alleinigen Gouverneur von Arrakis gewählt wird.

Bücher und Filme

Dune: Spice Wars basiert auf einem Universum, das in dem 1966 erschienenen Roman Dune (Der Wüstenplanet) von Frank Herbert erfunden wurde. Dune hat damals den erstmals vergebenen Nebula Award und im selben Jahr auch den Hugo Award gewonnen und wurde bis 1985 mit vier Teilen fortgesetzt. Nach dem Tod von Frank Herbert haben seine beiden Söhne basierend auf unveröffentlichten Manuskripten weitere, zeitlich früher angesiedelte Romane im Dune Universum herausgebracht. Der Wüstenplanet wurde erstmals im Jahr 1984 von Kultregisseur David Lynch verfilmt. Kann man mögen oder auch nicht, jedenfalls war es eine recht aufwendige Interpretation des Buches. Im Jahr 2000 erschien dann die (nicht so aufwendige) Mini-Serie Dune – Der Wüstenplanet von John Harrison, und letztes Jahr dann der Kinofilm Dune: Part One des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve. Teil 2 ist für 2023 angekündigt und Villeneuve plant auch noch einen dritten Teil.

Computerspiele basierend auf Dune

Der Roman Dune hat schon als Vorlage für mehrere PC-Spiele gedient, die allerdings allesamt nicht auf aktuellen digitalen Spieleplattformen erhältlich sind, was wohl an den Urheberrechten liegt. Wer Interesse an diesen Spielen hat, muss also wohl eine alte Box am Flohmarkt suchen. Den Anfang machte Dune von Cryo, das 1993 auf den markt gekommen ist – eine durchaus interessante Mischung aus Adventure und Strategiespiel mit guter Grafik und in der CD-Fassung auch mit hervorragender Musik. Ich habe damals die Amiga Version gekauft und durchaus meinen Spaß damit gehabt. Dune II – Battle for Arrakis wurde zeitgleich zu Dune von Westwood entwickelt und ebenfalls 1993 herausgebracht. Es hat nichts mit dem ersten Dune-Spiel zu tun und ist wohl eines der einflussreichsten Spiele aller Zeiten. Es hat nämlich erstmals alle wesentlichen Kernelemente des Echtzeitstrategiegenres (RTS bzw. Real-Time-Strategy) in einem Spiel integriert und damit mehr oder weniger das ganze Genre gegründet. in den folgenden Jahren wurden die Echtzeitstrategiespiele nach den zur selben Zeit ebenfalls boomenden 3D-Shootern (Doom, Quake) zu einem der angesagtesten Genres überhaupt. Westwood hat mit Command & Conquer einen Megahit herausgebracht, Blizzard ist mit Warcraft: Orcs & Humans (1994) auf den Zug aufgesprungen, Microsoft hat mit Age of Empires (1997) einen weiteren Meilenstein veröffentlicht, unzählige weitere Entwickler haben (mehr oder weniger gute) RTS Spiele auf den Markt geworfen. Die Spielmechaniken all dieser Spiele entsprachen jedoch den in Dune II: Battle for Arrakis eingeführten Regeln und wurden nur mehr im Detail immer weiter verbessert (oder auch verschlimmbessert).

Mit Dune 2000: Long Live the Fighters! kam von Westwood im Jahr 1998 ein neues RTS basierend auf der Welt von Dune heraus, was allerdings am Markt eher untergegangen ist. Es war mehr oder weniger ein technisch verbessertes Dune II: Battle for Arrakis, das aber den Charme des Originals nicht so ganz einfangen konnte. 2003 hat dann Electronic Arts das Dune Universum in die 3D Welt geführt und ein weiteres RTS mit dem Titel Emperor – Schlacht um Dune herausgebracht – durchaus ansprechend, aber wie die meisten 3D Titel jener Zeit nicht ganz so toll gealtert und außerdem heute nicht digital erhältlich. Ohne die zugrundeliegenden Verträge für Dune: Spice Wars zu kennen würde es mich nicht wundern, wenn auch für dieses Spiel die Lizenzrechte den Vertrieb nur für eine zeitlich begrenzte Dauer erlauben (und es daher irgendwann wieder von Steam verschwindet).

Zusammenfassung

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test