EA SPORTS UFC 2 – Test

Vor knapp zwei Jahren erweiterte EA seine Sports-Reihe nach FIFA, Madden, NBA, NHL und PGA um die MMA-Lizenz der Ultimate Fighting Championship (UFC). Herausgekommen ist dabei eine durchwegs tolle Mixed Martial Arts Simulation, die jedoch den einen oder anderen Gelegenheitsspieler durch seinen mühsamen Einstieg etwas abgeschreckt hat. Der Nachfolger EA Sports UFC 2 macht das zwar nur geringfügig besser, kann aber seinen Vorgänger trotzdem mühelos in der ersten Runde K.O. schlagen.

Was gilt es über UFC zu wissen? Zunächst einmal ist die Ultimate Fighting Championship eine US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation, die anders als im Wrestling, echte Fights und keine Showkämpfe zeigt. Der Ring hat die Form eines Oktagons und ein Kampf besteht aus drei bzw. fünf Runden á fünf Minuten. Der Sieg kann auf vier verschiedene Arten erfolgen: Aufgabe (Submission), Knockout, Technischer Knockout aufgrund des Abbruchs durch den Ringrichter oder durch einen Arzt, sowie infolge einer Kampfrichterentscheidung nach Ende der letzten Runde. Bei Fouls, wie etwa Kopfstößen, Tiefschlägen oder Schlägen auf den Hinterkopf und Hals gibt es Strafpunkte, bis hin zur Disqualifikation. Die UFC unterteilt seine Kämpfer aktuell in neun Gewichtsklassen (von Strawweight bis Heavyweight ) sowie einer eigenen Damenliga. Diese Regeln wurden überwiegend detailgetreu auch auf EA Sports UFC 2 übertragen. Viel Aufwand hat man dabei vor allem mit dem aktuellen Kader betrieben: Mit über 250 Athleten (erstmals auch Frauen), unterteilt in insgesamt zehn Gewichtsklassen, ist das Angebot an Kämpfern sehr umfangreich ausgefallen. Und nicht nur der optische Wiedererkennungswert der Sportler ist sehr hoch, es wurde ebenso versucht die verschiedenen Eigenheiten und individuellen Techniken der Kämpfer ins Spiel zu übertragen, was zum Teil auch sehr gut gelungen ist, aber vermutlich nur echte Kenner der Sportart wirklich bemerken werden.

Mehr Modi

Auch beim spielerischen Inhalt hat UFC 2 deutlich zugelegt und bietet mit fünf ganz neuen und einigen überarbeiteten Modi deutlich mehr Abwechslung als sein Vorgänger. Der Karrieremodus wurde beispielsweise etwas aufgepeppt. So haben jetzt etwa die Anzahl der eigenen Fans und der erlittene Schaden deutlichen Einfluss auf den Werdegang. Steckt man zu viele Schläge ein, muss man seine Handschuhe früher an den Nagel hängen, hat man andererseits viele Fans kann das Karriere-Ende noch etwas hinauszögern. Für absolvierte Kämpfe oder per Trainingslager erhält man Evolutions-Punkte (EP). Die können nicht nur in das Erlernen neuer aktiver Moves oder passiver Perks investiert werden, man kann damit auch deren Effektivität in fünf Stufen steigern. Komplett neu ist der Modus UFC Ultimate Team, bei dem ein eigenes Team aus bis zu 5 Kämpfern in unterschiedlichen Gewichtsklassen erstellt wird. Mit diesen Kämpfern können sowohl Online- als auch Offline Wettkämpfe bestritten werden. Für jeden Fight bekommt man eine bestimmte Anzahl an UFC Points, für Siege und online Partien mehr als für Niederlagen und offline Matches. Für diese Punkte bekommt man Packs, mit denen man die Techniken, Attribute und Vorzüge des Teams upgraden und anpassen kann. Wie bei EA Sports Spielen üblich, können solche UFC Punkte natürlich auch mittels Echtgeld käuflich erworben werden.

Auch die Möglichkeit echte Live-Events nachzuspielen ist neu. Hier können im Vorfeld Tipps über Sieger, Runde und Technik (K.O., Aufgabe,…) abgegeben werden.  Mit etwas Glück gewinnt man dadurch Punkte für den Ultimate-Team-Modus. Bringt man zudem noch etwas Geschick mit, kann man diese sogar noch weiter aufstocken indem man den abgegeben Tipp im Spiel auch selbst umsetzt. Ebenso neu ist der K.O.-Modus, der so etwas wie die Arcade-Variante darstellt. Hier gibt es keine Grapplings, nur Punches, Kicks, Kniestöße sowie Ellbogenchecks. Gewinner ist jener Kämpfer, der am schnellsten die Energieleiste des Gegners auf null stellt. Leider funktioniert dieser Modus nur offline, für Mehrspieler-Fans gibt es dafür die Online-Championships bei der es um die virtuelle Titeljagd geht. Dabei ist es wirklich so, dass man sich durch eine Siegesserie eine Titelchance erarbeitet und gewonnene Gürtel dann auch online verteidigen muss. Wer außerdem unter den rund 250 Athleten keinen passenden findet, der kann sich per Editor seinen eigenen Kämpfer erstellen, inklusive umfangreicher Details wie Statur, Gesichtsoptionen, Tattoos und sogar das eigene Konterfeit kann mittels Game Face-Upload in das Spiel integriert werden. Wer am Erstellen neuer Kämpfer gefallen gefunden hat, kann dann sogar einen Schritt weitergehen und in die Rolle eines Promoters schlüpfen. Als solcher gilt es ganze UFC-Events zu planen; inklusive Austragungsorten, authentischen Ringrichtern und individueller Kampf-Einstellungen.

Komplexe aber attraktive Kämpfe

Mixed Martial Arts ist eine vielschichtige Vollkontaktsportart, denn die Kämpfer bedienen sich nicht nur herkömmlicher Schlag- und Tritttechniken, sondern auch der Bodenkampf- und  diversen Ringtechniken (Grappling). Ein großes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Kampfsportarten ist weiters, dass auch im Bodenkampf geschlagen und zum Teil getreten werden darf (Ground-and-Pound). Der Vorgänger EA Sports UFC scheiterte vor allem daran, dieses komplizierte Regelwerk mit einer möglichst zugängliche Steuerung umzusetzen. UFC 2 macht das nur geringfügig besser – außerdem gibt es nun (erfreulicherweise) einen Trainingsmodus, der Neulinge mit den grundlegenden Block- und Angriffstechniken vertraut macht und einen guten Einstieg in den Bodenkampf gibt. Mit den Skill-Challenges gibt es zusätzlich 12 neue Minigames, in denen man den Kampf im Stand, im Clinch und am Boden weiter perfektionieren kann. All das ändert aber nichts daran, dass die Steuerung weiterhin sehr viel an Einarbeitungszeit benötigt. Zwar wurde der Bodenkampf im Vergleich zum Vorgänger etwas zugänglicher gemacht, indem Positionswechsel mit dem rechten Analog-Stick ausgeführt werden und man Modifikatoren oder Aufgabegriffe per Schultertasten aktiviert, aber ansonsten bleibt auch UFC 2 steuerungstechnisch das komplexe Monster, das auch schon sein Vorgänger war. Gleichermaßen passt auch das Balancing noch nicht ganz: Kämpfer die sich auf den Bodenkampf spezialisieren sind klar im Vorteil, vor allem weil das Ground-and-Pound aktuell eindeutig zu übermächtig ist.

EA Sports UFC 2 beinhaltet laut Fact-Sheet über 1.000 Kampf- und Spezial-Animationen und soll dank neuer Gesichtsmodelle, Haarphysik sowie optimierter Treffer-Deformationen für eine völlig neuartige Detailtiefe sorgen. Das kann ich bestätigen. Wirft man nur einen flüchtigen Blick auf den Bildschirm, man könnte tatsächlich annehmen, es würde sich im die Live-Übertragung eines echten Kampfes handeln. Vor allem die sichtbaren Kampfspuren in Form von Blutergüssen, blauer Flecken und blutenden Wunden sehen wirklich toll aus – wenn auch bei der Darstellung teilweise etwas übertrieben wurde. Einziger kleiner Kritikpunkt ist das Physik- und Animationssystem, das die Bewegungsabläufe der Sportler nicht immer ganz realitätsnah darzustellen vermag. Dafür machen die beiden englischen UFC-Kommentatoren Joe Rogan und Mike Goldberg bei der Sprachausgabe abermals einen tadellosen Job. Natürlich ist es wie in jedem Sportspiel so, dass sich die Soundsamples nach einer gewissen Zeit wiederholen, dennoch tragen die beiden Sprecher maßgeblich zur tollen Kampf-Atmosphäre bei. Es gibt zwar auch eine deutsche Version der Sprachausgabe, diese erreicht aber nicht die Qualität des englischen Originals. EA Sports UFC 2 ist übrigens nur für XBOne und PS4 erhätlich. Eine PC Version ist wie schon beim Vorgänger nicht geplant

FAZIT

Während Fortsetzungen zu die meisten EA Sports Spielen häufig nur Technik-Upgrades und aktualisierte Spielerdaten enthalten, macht UFC 2 auch inhaltlichen einen gewaltigen Schritt nach vorne. Egal ob bei der Kämpferauswahl mit hohem Wiedererkennungswert der Sportler, den zahlreichen Spielmodi, dem umfangreichen Editor oder der (minimal) leichteren Zugänglichkeit, EA Sports UFC 2 übertrifft seinen Vorgänger in allen Belangen. Ansonsten gilt auch selbiges wie Kollege Johannes schon beim ersten Teil angemerkt hat: „Obwohl man sich reintigern muss, sollten alle die gerade irgendwie Bock auf ein Prügelgame haben, das mal was anderes bietet als die Beat’em’Up-Standardware aus Fernost, einfach zugreifen“. EA Sports UFC 2 ist eine tolle Umsetzung der MMA-Lizenz, leider inklusive anfänglicher Frustmomente, bedingt durch den etwas mühsamen Einstieg.

Gesamtwertung: 8.0

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 6 | Spieldesign: 8 | Motivation: 8

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test