Elden Ring im Test

FromSoftware, der Entwickler der richtungweisenden Dark Souls Serie, beschenkt uns wieder mit einem neuen Spiel. Ist der geistige Nachfolger der Kultserie der Beginn einer neuen spielerischen Revolution? Oder handelt es sich bei Elden Ring nur um eine Weiterentwicklung der erfolgreichen Dark Souls Reihe, der das bereits ausgereifte Spielprinzip weiter verfeinert? Wir haben uns auf den gefährlichen Weg in das Zwischenland gemacht und das Spiel für Euch in Ruhe angesehen.

Die Spielerschaft hat jedenfalls offensichtlich bereits sehnsüchtig auf das Erscheinen des Spieles gewartet. Obwohl es erst vor wenigen Tagen erschienen ist, sind auf Steam schon über 110.000 Rezensionen geschrieben worden. Wenn ich mir meine Freundesliste auf Steam ansehe, spielen auch dutzende meiner Spielebuddies gerade Elden Ring. Beeindruckend. Rein kommerziell müssen sich der Publisher Bandai Namco und Entwickler FromSoftware wohl keine Sorgen mehr machen.

A Song of Ice and Fire

Wie die vorherigen Titeln des Entwicklerstudios FromSoftware ist auch Elden Ring im Dark Fantasy-Genre angesiedelt. Die Hintergrundgeschichte stammt jedoch diesmal von keinem Geringeren als George R. R. Martin, dem Autor vom Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ (und unzähligen weiteren Büchern), der einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch die „A Game of Thrones“ Fernsehserie bekannt wurde. Zu Beginn von Elden Ring erstellen wir in gewohnter Form einen eigenen Charakter, den wir dann in Third-Person-Perspektive durch die Spielwelt steuern. Wir haben die Auswahl zwischen 10 vorgefertigten Grundtypen (Berufen), können unsere Figur jedoch in vielen Punkten individualisieren. Krieger, Vagabund, Held, Bandit, Astrologe, Prophet, Samurai, Gefangener, Bekenner oder Bettler stehen zu Auswahl, jeweils männlich oder weiblich. Schlank oder dick, jung oder alt, Hautfarbe und Haarfarbe – alles kann an den eigenen Geschmack angepasst werden, aber alles sind rein kosmetische Änderungen und nichts davon hat Auswirkungen auf die Charakterattribute. Denn die stehen fest und werden nur durch den Beruf bestimmt.

Elden Lord

Der große Eldenring wurde in mehrere Teile zerschlagen. Eure Aufgabe ist es, die Einzelteile einzusammeln und wieder zusammen zu setzen. Damit werde ihr zu einem Elden Lord. Kann ja nicht so schwer sein, denke ich mir, verlasse das erste Gebäude, gehe über eine wunderschöne Hängebrücke und werde von einem riesigen Käfer angegriffen. So ein 3 Meter großer Käfer mit vielen Füßen, Waffe und Schild. Während ich noch die tolle grafische Darstellung, vor allem die wunderbare Animation meines Gegners, bewundere, zieht er mir ein paar Mal eins mit seiner riesigen Keule über den Kopf und ich bin tot. Glaube ich zumindest, denn während ich mich noch wundere (wie soll man so einen Gegner gleich zu Beginn besiegen?) wache ich im verfallenen Keller eines großen Gebäudes wieder auf. Lebend. Mit einem Steinlift geht es nach oben, und so beginnt mein Abenteuer. Ich verlasse das Gebäude und werde mit einer wunderschönen Aussicht und einem ersten Blick auf die Region Limgrave begrüßt. Und nicht sofort wieder von einem (noch) vollkommen übermächtigen Gegner niedergemetzelt. Wir befinden uns im Zwischenland, übersäht von Ruinen riesiger alter Gebäude, bewohnt von Kreaturen, die euch im Regelfall sofort angreifen. Egal ob Ritter oder Wolf, ob Riese oder Barbar, jeder hat nichts besseres zu tun, als euch zu töten. Ok, es gibt auch ein paar friedliche NPCs, wie beispielsweise den Händler mit seinen Wucherpreisen, aber das sind die Ausnahme.

Elden Ring zeichnet automatisch eine Karte, damit ihr nicht vollkommen die Übersicht in der riesigen Spielwelt verliert. Die Karte zeigt Gebäude und das Terrain, und ihr könnt Marker auf ihr Platzieren, um euch die Orientierung zu erleichtern. Entdeckte Orte der Gnade erlauben euch die Schnellreise. Überall im Land gibt es Dinge zum Einsammeln. Zeitweise glaube ich, ein typisches Survival Spiel zu zocken. Früchte, Blumen, Schmetterlinge, Pilze oder diverse Materialien… all das kann eingesammelt werden um damit nützliche Dinge herzustellen. Und das Beste ist – wenn ihr den Löffel abgebt (was oft vorkommt) und am letzten besuchten Ort der Gnade wieder aufwacht, bleiben euch die eingesammelten Sachen erhalten. Schon kurz nach eurer Ankunft in der Zwischenwelt werdet ihr einem goldenen Ritter auf seinem Pferd begegnen, der entlang eines Weges patrouilliert. Seine schimmernde Rüstung in Gold, sein gigantischer Schild, seine riesige Hellebarde, die goldene Pferderüstung… herrlich anzusehen. Allerdings würde ich empfehlen, ihn aus der Entfernung zu betrachten, denn wie die meisten Bewohner der Zwischenwelt hat er ein Aggressionsproblem und attackiert euch sofort, wenn er euch bemerkt. Und Anfangs seid ihr definitiv zu schwach, um ihn problemlos besiegen zu können. Besser ihr geht in den Schleichmodus, versteckt euch im hohen Gras, in Blumenfeldern oder Büschen, duckt euch hinter Mauerresten – und betrachtet den goldenen Ritter nur aus der Distanz. Im Schleichmodus werdet ihr nicht nur schwerer von Gegnern entdeckt, ihr fügt bei einem überraschenden Angriff auch mehr Schaden zu als wenn ihr bereits zuvor gesehen wurdet.

Charakterverwaltung und Pferd

Im Ausrüstungsbildschirm könnt ihr Waffen (Schwerter, Bögen oder eine Armbrust), Rüstung und Schilde oder Bekleidungsstücke (Handschuhe, Stiefel, Kopfbedeckungen, Talismane) verwalten und Zaubertränke auf Schnellfunktionstasten legen. Im Inventarmenü habt ihr  eine Übersicht über die bereits gefundenen Materialien, Zaubersprüche, Ausrüstungsgegenstände oder auch Hilfstexte, während ihr im Objektherstellungsmenü neue Dinge basteln könnt (sofern die Materialien dafür verfügbar sind). Im Statusmenü seht ihr im Detail eure aktuellen Heldenwerte (Kraft, Weisheit, Lebenspunkte, Ausdauer, Erfahrungspunkte usw.). Im Verlauf des Spieles könnt ihr euren Helden entsprechend eurem Spielstil weiterentwickeln, beispielsweise eure Kraft erhöhen, um ein starker Krieger oder eine starke Kriegerin zu werden, oder doch eher den Geist verbessern, um mächtige Zaubersprüche zu beherrschen.

Schon bald werdet ihr ein Pferd erhalten. Natürlich ein magisches Spektralpferd mit zwei Hörnern, das ihr mit einer kleinen Pfeife jederzeit herbeirufen könnt. Mit dem Pferd bereist sich die Welt gleich noch viel komfortabler – allerdings kann euer Pferd auch sterben, und es kostet ein bisschen was, es wieder herbeizurufen. Ihr könnt auch vom Pferd aus kämpfen, was zwar ein wenig Übung verlangt aber unheimlich spaßig ist. In dieser Form und derart gut gemacht habe ich das bisher noch in keinem Spiel gesehen, und ich habe schon in Oblivion mein Pferd genossen (ohne dem Horse Armor DLC), bin im originalen Assassins Creed durch die Gegend geritten, habe in Red Dead Redemption 2 mein Pferd gestreichelt oder natürlich mit Plötze aus Witcher 3 die Gegend erkundet.

The Lands Between

Das Zwischenland ist voll mit Feinden – aber auch die Tierwelt ist üppig vertreten. Schafe und Rehe grasen friedlich auf der Wiese, Hasen hoppeln durch das Gestrüpp, Schildkröten fressen Gras, Vögel ziehen ihre Kreise durch die Lüfte, übergroße Wölfe nagen in ihren Höhlen an den Knochen unvorsichtiger Besucher. Diese Tiere schreien gerade zu danach, erlegt zu werden. Seid ihr erfolgreich, sammelt ihr danach natürlich ihre Überreste ein, die zur Erstellung anderer Dinge verwendet werden können. Manche dieser Tiere sind absolut harmlos, die meisten Kreaturen greifen euch jedoch an.

Also geht es in den Nahkampf, wenn ihr nicht gerade mit Fernkampfwaffen oder einem Zauberspruch ein wenig Schaden auch auf Distanz austeilt. In den meisten Fällen endet es jedoch im Nahkampf, und da kommt es auf eure Fähigkeit an, diesen zu überleben. Gnade kennen eure Gegner nämlich nicht. Blocken, zuschlagen, wegrollen… und all das zur richtigen Zeit (und in die richtige Richtung) – das wird euch bald in Fleisch und Blut übergehen, oder ihr werdet andauernd sterben (und keinen Spaß haben). Schwere Angriffe bzw. Sprungangriffe durchbrechen im Regelfall die Verteidigungshaltung eurer Feinde, dadurch verursacht ihr höheren Schaden oder könnt gar kritische Treffer landen. Es gibt auch Konter und Spezialangriffe.

Ein Zaubertrank zur Heilung oder Verbesserung bestimmter Attribute zwischendurch schadet nicht – hoffentlich habt ihr in euch zuvor auf eine Schnelltaste gelegt. Während der Kämpfe immer auf eure (sich langsam regenerierende) Ausdauer achten – ohne Ausdauer könnt ihr nämlich nicht mehr wirklich kämpfen. Wichtig ist auch eure Zustandsanzeige. Hier seht ihr unter anderem, ob ihr vergiftet seid, stark blutet, von der roten Fäulnis befallen seid oder euch gerade bitterkalt ist. Wenn ihr sterben solltet (und ihr werdet öfters sterben), lasst ihr alle Runen (Währung) fallen, die ihr gerade bei euch habt. Kehrt zum Ort des Todes zurück, und ihr könnt sie euch wieder holen, wenn ihr vorher jedoch noch einmal sterbt, sind sie endgültig weg. Eine absolute Neuerung in Elden Ring ist die Möglichkeit, an vielen Stellen im Spiel Geister zu Hilfe zu rufen. Die kämpfen dann eine Zeit lang an eurer Seite, was extrem hilfreich sein kann.

Online

Elden Ring ermöglicht es euch, das Einzelspielererlebnis durch verschiedene Online-Elemente zu bereichern. Sämtliche Online Funktionen sind optional, können also bei Wunsch deaktiviert werden. Bereits unmittelbar bei Spielbeginn werden euch Zeichen in der Welt auffallen, zu denen es einen kurzen Text gibt. Diese Zeichen stammen von anderen Spielern, die das Spiel vor euch gespielt haben. Manchmal enthalten sie interessante Hinweise, oft sind sie aber auch vollkommen entbehrlich oder schlichtweg Falschmeldungen. Ihr könnt die Zeichen bewerten, oder auch einfach ignorieren. Aufgrund der großen Zahl von entbehrlichen „Hinweisen“ bin ich recht bald dazu übergegangen, diese Nachrichten von anderen Spielern nicht mehr aktiv zu lesen.

Wesentlich interessanter sind die „richtigen“ Onlinefunktionen. Bei Märtyrerbildnissen könnt ihr Fremde herbeirufen, die mit euch gemeinsam durch das Land ziehen, oder  ihr könnt euch mit anderen menschlichen Spielern duellieren, wenn ihr das wollt. Ganz lustig ist es auch, immer wieder den Geist anderer Spieler zu sehen und so mitzubekommen, wie die sich an dem Ort verhalten haben, an dem ihr euch gerade befindet. Zum Glück ist das vollkommen anonym, es wäre mir nämlich sehr peinlich, wenn andere Spieler alle meine verlorenen Kämpfe (und sonstigen sinnlosen Handlungen) nachvollziehen könnten.

FromSoftware, Inc

Wer ist denn eigentlich FromSoftware? Das Unternehmen gibt es schon seit 1986, außerhalb ihrer Heimat Japan wurde es einer breiteren Öffentlichkeit allerdings erst mit dem Überraschungserfolg Demon’s Souls für die PlayStation 3 (2009) bekannt. Demon’s Souls war eine Art Blaupause für die Dark Souls Reihe, mit der FromSoftware im Jahr 2011 der internationale Durchbruch gelang. Ebenso wie Demon’s Souls handelt es sich bei Dark Souls um ein Open-World Action-Rollenspiel mit hohem Schwierigkeitsgrad, eingebettet in ein düsteres Fantasy Szenario und mit vielen kleinen, liebevollen Details. Die drei Teile der Dark Souls Reihe (erschienen 2011, 2014, 2016) genießen inzwischen Kultstatus, und ein ganzes (Sub-)Genre (Soulslike-Spiele) wurde nach ihnen benannt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Videospielen ist bei den Soulslikes der Schwierigkeitsgrad sehr hoch angesiedelt. Bereits kleine Gegner können den Spieler mit wenigen Treffern töten, wenn er nicht aufpasst. Die Story ist meistens düster und bedrückend, der Spielercharakter einsam und schwach. Die Geschichte wird nicht vorgekaut und unübersehbar präsentiert, sondern muss vom Spieler durch eigene Beobachtungen und die vielen in der Spielwelt verstreuten Hinweisen selbst gefunden und interpretiert werden.

Das erste PC Spiel von FromSoftware war übrigens Ninja Blade aus dem Jahr 2009, das eher durchwachsene Kritiken eingefahren hat. Auch der erste Teil von Dark Souls musste am PC viel Kritik einstecken, was aber nicht unbedingt am eigentlichen Spiel, sondern in der Qualität der PC Konvertierung lag. Daher ist im Jahr 2018 auch ein Remaster mit dem Namen Dark Souls: Remastered erschienen, das viele der technischen Kritikpunkte behoben hat. Neben Dark Souls ist FromSoftware auch der Entwickler des 2015 exklusiv für die PlayStation erschienenen Bloodborne. Im Jahr 2019 brachten sie Sekiro: Shadows Die Twice heraus, das unzählige Preise eingefahren hat und bis heute als eines der besten Soulslikes auf dem Markt gilt.

Zusammenfassung

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