Enshrouded im Test

Das eben erschienene Indie Survival-Spiel Enshrouded (Umhüllt) geht gerade auf Steam voll ab. Gestern erschienen, heute schon über 5.000 positive Bewertungen und 90.000 gleichzeitige Spieler. Ist es wirklich so toll oder ist es morgen bereits wieder vergessen?

Schwer zu sagen, ob es weiterhin so populär bleibt, aber eines muss man sagen – es ist wirklich gut! Ich habe seit dem fantastischen Valheim kein so gutes Survival Game mehr gesehen. Ihr erwacht in einem Tank (einer Cryokapsel?) in einer Höhle und vor euch offenbart sich eine Welt, die ihre beste Zeit bereits hinter sich hat. Ruinen, Skelette (die sich nicht mehr bewegen), verfallene Gebäude, dazu Monster und hungrige Tiere, die durch die Gegend ziehen. Und immer wieder von blauem Nebel überzogene Gebiete, in denen ein seltsamer Pilz wuchert und entstellte Kreaturen herumlungern. Der Nebel ist offensichtlich auch nicht sonderlich gesund, wir nehmen Schaden, sobald wir uns länger als fünf Minuten darin aufhalten. Wir sind aber etwas besonderes – normale Menschen sterben in dem Nebel noch viel schneller. Vielleicht treffen wir deshalb nur so wenige Überlebende. Dafür sind aber seltsame Wesen im Nebel… waren das früher Menschen? Wenn ja, sind sie ziemlich verunstaltet.

Zu Beginn des Spieles erstellen wir unseren Spielcharakter. Die Optionen sind nicht so extrem umfangreich und vor allem optischer Natur – Oberkörper, Geschlecht, Bart, Haar und Haarfarbe, dazu stehen mehrere Stimmen zur Wahl, viel mehr gibt es nicht. Immerhin dürfen wir uns auch einen Namen geben. Mit nur einer Unterhose (und einem BH, wenn wir eine Frau erstellt haben) bekleidet wachen wir auf (sorry, nackig gibt es in dem Spiel nicht) und beginnen gleich damit, die Umgebung zu erkunden und Ressourcen zu sammeln. Steine, Pilze, Holz, Fleisch, Obst, Waffen, Heiltränke und was eben so alles herumliegt. Keine Ahnung wo wir das alles hinstecken, aber wir können verdammt viel in unserer Unterhose tragen, bis wir überlastet sind. Die ersten Gegner erschlagen wir mit einer Fackel, zur Not auch mit den Fäusten. Während wir die Gegend erkunden, haben wir regelmäßig Geistesblitze und lernen Möglichkeiten, die gefundenen Ressourcen auch zum Basteln einzusetzen. Wir bauen also eine Werkbank, einen neuen Hammer, und vor allem zuerst einmal einen Altar der Flamme als Mittelpunkt unseres neuen Lagers.

Flameborn

Wir spielen keinen normalen Menschen, sondern einen „Flameborn“ (aus der Flamme geborenen), und unsere Aufgabe besteht darin, das Land Embervale von dem schrecklichen Nebel (Shroud), der das Land überzogen hat, zu befreien. Der Nebel ist offensichtlich das Ergebnis von Handlungen unserer Vorfahren, die in ihrer Gier und Dummheit ihren eigenen Untergang herbeigeführt haben. Soviel zur Hintergrundgeschichte. Das Gameplay selbst ist nicht übermäßig innovativ, dafür ist es aber überaus gut gemacht. Wir können all das, was wir in vielen anderen Survival Spielen auch können – durch die Gegend laufen, schleichen, springen, zuschlagen, blocken, zaubern und überall Dinge einsammeln, mit denen wir dann neue, tolle Dinge herstellen und bauen können. Sterben ist nicht so extrem schmerzhaft, ihr erwacht am letzten Speicherpunkt und könnt euch euer Inventar am Ort des Ablebens wieder holen. Unser Lager schaut bald mehr aus wie eine Burg, und wir lernen Fähigkeiten wie mit kleinen Flügeln am Rücken durch die Luft zu gleiten oder uns mit einem Kletterhaken durch die Gegend zu schwingen. Die Landkarte wird automatisch erstellt, die Quests werden vom Spiel notiert und sind jederzeit einsehbar. Die Charakterentwicklung ist recht komplex, es steht ein umfangreicher Fertigkeitenbaum zur Verfügung. Doppelsprung oder doch lieber ein neuer Zauberspruch? Wollen wir ein Fernkämpfer, Heiler, Zauberer oder doch lieber Attentäter werden? Die Wahl liegt bei uns. Und was ziehen wir heute wieder an? Helm, Handschuh, Hose, Schuhe, eine Jacke, ein Schild…

Enshrouded kann alleine gespielt werden. Viel mehr Spaß macht es aber, wenn ihr mit Freunden (bis zu 16 Online-Spieler) gemeinsam die Geheimnisse von Embervale erkundet und auf die Jagd nach den großen Bossmonstern geht. Diese Kämpfe spielen sich dann wie in Monster Hunter: World, wobei ihr aber ebenso gut in der Basis bleiben könnt um dort an weiteren Verbesserungen zu arbeiten. Eine der großen Stärken von Enshrouded ist die offene Spielwelt – ihr habt unzählige Möglichkeiten, aber es gibt keine starr vorgegebene Story, der ihr unbedingt folgen müsst. Gamepads werden unterstützt, ihr könnt aber auch mit Maus und Tastatur spielen.

Early Access

Nachdem der deutsche Entwickler Keen Games ja mit Portal Knights (erschienen 2017) bereits ein erfolgreiches und über mehrere Jahre mit Inhalten versorgtes Spiel im Portfolio hat, kann man wohl davon ausgehen, dass auch  Enshrouded noch einige Zeit unterstützt werden wird. Und das muss es auch, da es als Early Access erschienen ist. Ich bin normalerweise sehr skeptisch bei Early Access, aber nach mehreren Stunden Spielzeit bei Enshrouded wäre mir nicht aufgefallen, dass hier etwas noch unfertig wäre. Die Entwickler sagen ja selbst, dass die zentralen Gameplay-Elemente bereits alle implementiert sind.

Der Plan für die Zeit im Early Access (rund ein Jahr vorgesehen, aber darauf würde ich mich bei keinem Early Access Spiel mehr verlassen…) besteht darin, das Gameplay basierend auf den Wünschen der Spieler zu verfeinern und weiteren Inhalt (Biome, Fähigkeiten, Blaupausen und Gegner) hinzuzufügen. Das klingt ja grundsätzlich nicht schlecht, vor allem weil mir der Umfang basierend auf meinem ersten längeren Anspielen wirklich nicht gering vorgekommen ist. Enshrouded ist nun auf Steam erschienen, allerdings sind Umsetzungen für Konsolen (PlayStation 5, XBox) in naher Zukunft geplant.

Zusammenfassung

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