Auch wenn Europa, und damit auch Österreich, dem Trend noch etwas nachhinkt, gilt eSport als eine der derzeit am schnellsten wachsenden und umsatzstärksten Sportdisziplinen, und das, obwohl die Sportler körperlich dabei kaum beansprucht werden.
Gerade in Asien sind eSport-Veranstaltungen nicht nur als Zuschauersport populär und stellen einen wichtigen gesellschaftlichen Aspekt dar, Organisationen, Spieler:innen und Sponsoren gleichermaßen bemühen sich dort darum den Sport rund ums Gaming zur olympischen Disziplin zu machen. Auch im Sportwettenmarkt sind eSport-Turniere beliebt, wobei auch hierzulande bereits kräftig gezockt und gewonnen wird – nicht zuletzt deshalb, weil Glück hier kaum Einfluss auf den Ausgang einer Partie nimmt.
League of Legends, DOTA 2, Call of Duty, FIFA, NBA 2K und viele angesagte Games mehr sind Teil der eSport-Industrie und spielen auch bei Sportwettenanbietern eine immer wichtigere Rolle. Davor können auch Skeptiker nicht länger die Augen verschließen, die in Frage stellen, warum das Zocken am Computer oder Smartphone überhaupt ein Sport ist. Gleiches gilt für Schach, und beim eSport sind neben Denkleistung eben auch Feinmotorik, taktisches Geschick und Reaktionsgeschwindigkeit gefragt. Auch viele große europäische Fußballvereine haben das Potenzial inzwischen erkannt und besitzen eine offizielle eSport Mannschaft. 2017 startete Österreich zum ersten Mal in der FIFA eSport Bundesliga, und die meisten bekannten Fußballclubs wie Paris St. Germain, Real Madrid oder der FC Bayern besitzen ein eigenes Team, das auf dem virtuellen Rasen spielt. Der Grund liegt auf der Hand: während sich der Rasensport vielerorts aufgrund ausgefallener Spiele in den vergangenen Jahren in der finanziellen Krise befindet, steckt im eSport gigantisches finanzielles Potenzial. Auch wenn die großen Turniere üblicherweise live in Hallen stattfinden, lassen sie sich doch genauso remote austragen und über TV oder Streaming-Service verfolgen.
Auch eSport Wetten werden im Sportwettenmarkt immer beliebter und bereits von den meisten bekannten Buchmachern angeboten. Dabei kann genau wie in anderen Sportarten auf die verschiedensten Ereignisse während eines Turniers getippt werden, eben nicht nur auf den Gewinner, sondern auch Spezialwetten auf den First Kill, die Anzahl der Kills, auf ein Handicap oder den Kartensieger, innerhalb der verschiedenen Games-Turniere wie League of Legends, Counter Strike: Go, Rocket League und vielen mehr. Der Vorteil dabei: in traditionellen Sportarten lassen sich bestimmte Faktoren einfach nicht vorhersagen – zum Beispiel, wenn im Fußball ein Spieler verletzungsbedingt oder aufgrund einer roten Karte auf einmal ausscheidet, eine Mannschaft ein unglückliches Eigentor landet oder ein Elfmeter verschossen wird. Beim eSport sind die Prognosen damit weitaus klarer, da es hier in erster Linie nur auf die Fähigkeiten der Spieler ankommt.
Dem entgegen spricht, dass die Disziplin noch weitgehend jung ist und nur weniger Spieler:innen weltweit bekannt sind – wer sich also bei eSport-Wetten engagieren will, muss etwas mehr Zeit aufwenden, um sich über die Favoriten und vergangenen Statistiken eingehend zu informieren. Zudem benötigt man doch etwas Grundwissen, was die einzelnen Games betrifft, und sollte sie bestenfalls selbst bereits gespielt haben.
Fest steht: kaum ein Sport hat derzeit größeres Potenzial zum finanziellen Riesen anzuwachsen: 2018 zahlte DOTA 2 allein 10 Millionen US-Dollar an Preisgeldern aus, weltweit und in allen Turnieren gesamt waren es damals 141 Millionen US-Dollar an Preisgeldern, verteilt auf 918 Turniere. Im Vergleich dazu gewann der Sieger des Superbowl 2023 eine Prämie von 157.000 US-Dollar, bis zum Jahr 2023 soll diese laut Prognose auf 228.000 US-Dollar ansteigen. Der weltweite Umsatz aus dem eSport-Markt lag 2022 bei knapp 1,4 Milliarden US-Dollar, der der FIFA lag in gleichen Jahr bei 5,8 Milliarden US-Dollar. Zieht man in Betracht, dass es sich beim eSport in Europa noch immer um eine relative unbekannte Sportart handelt, ist dies eine beachtliche Bilanz, die zudem zahlungskräftige Sponsoren anlockt.
In Asien hat sich eSport schon lange zu einer der beliebtesten Sportarten gemausert, besonders in Südkorea sind die Spieler:innen ähnlich bekannt und gefeiert wie hierzulande Fußballstars. Wichtige Turniere werden dort im Fernsehen übertragen, und die südkoreanische Suchmaschine Naver besitzt sogar eine eigene Kategorie für eSport-News. Die asiatische Pazifikregion gilt derzeit als stärkster Wachstumsmarkt im eSport, gefolgt von Europa und Nordamerika. Die chinesische Stadt Hangzhou alleine plante zwischen 2018 bis Ende 2022 den Bau von insgesamt 14 eSport-Einrichtungen und prognostizierte dafür Investitionen von umgerechnet rund 2,22 Milliarden US-Dollar.
Diese Trends schwappen derzeit nach Europa über, was wiederum zu verstärkten Werbemaßnahmen und weiteren Veranstaltungen führt. Auch hier werden bekannte eSport-Stars zu den Idolen der Gamer, und während Österreich derzeit nur eine Handvoll Spieler:innen verzeichnen kann, die mit dem eSport ihren Lebensunterhalt verdienen, wirkt dies doch verlockend auf alle, die in der Freizeit gerne Computerspiele spielen. Der Sportwettenmarkt ist sogar noch attraktiver, denn wer sich auskennt, muss noch nicht einmal selbst Meister im Zocken von angesagten Spielen sein, sondern braucht nur auf die bekanntesten Talente zu tippen. 2020 sorgte in Deutschland ein glücklicher Gewinner für Aufsehen in den Medien, als er bei Wetten auf das FIFA 20 Turnier im Rahmen des „Bundesliga Home Challenge“ mit einem Einsatz von 400 Euro einen Gewinn von 135.000 Euro erzielte, und das mit lediglich fünf Wetten.