Ein ganzer Haufen durchgeknallter Wissenschaftler, Aliens aus fernen Galaxien und sogar zwei Mäuse aus einem Versuchslabor; alle haben sie versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Und allesamt sind sie gescheitert. Jetzt sind wir an der Reihe. 17 Jahre nach dem ersten Teil lassen uns die Entwickler von Rebellion in Evil Genius 2: World Domination erneut eine geheime Basis errichten, in der wir unsere Schergen nach Herzenslust herumkommandieren und einen Feldzug planen, der ganz nach oben führen soll.
Er schlummert doch in jedem von uns, der größenwahnsinnige Oberschurke, der nur auf seine Chance wartet, endlich die Macht zu ergreifen und alle nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Nachdem wir ihm im Jahre 2004 in Evil Genius schon einmal nachgeben durften, haben wir nun nach einer gefühlten Ewigkeit ein weiteres Mal die Möglichkeit, unsere fiesen Pläne zu verwirklichen. Lange war ungewiss, ob es überhaupt jemals einen zweiten Teil geben würde. Erst ein Entwicklerwechsel hat wieder Leben in das Projekt gebracht und nun präsentiert uns Rebellion also mit Evil Genius 2: World Domination das Ergebnis. Startet schon mal eure „Zeitmaschine“, sagt Nummer 2 Bescheid und schnallt ein paar Haien Laser auf den Kopf. Das fiese Genie ist wieder da.
Wer regiert eigentlich die Welt?
Bevor wir unseren Weg zur Weltherrschaft in Evil Genius 2: World Domination beschreiten, muss erst einmal geklärt werden, wer denn eigentlich der Auserwählte sein soll. Neben dem altbekannten Maximilian stehen drei weitere Schurken beziehungsweise Schurkinnen bereit: Der muskelbepackte, wahnsinnige Ivan, die ehemalige Spionin Emma sowie die brillante Wissenschaftlerin Zalinka. Jeder dieser Charaktere bringt natürlich seine ganz persönlichen Vor- und Nachteile mit sich. Es bleibt also uns überlassen, ob wir lieber auf brachiale Gewalt oder subtile Manipulation setzen. Am Ende heiligt der Zweck dann eben doch die Mittel.
Wir besetzen also eine tropische Insel irgendwo in internationalen Gewässern und beginnen mit unserem Streben nach der unbegrenzten Macht. Ein verlassenes Casino bietet uns praktischerweise die perfekte Tarnung für unsere fiesen Pläne. Wer würde schon denken, dass es im Glücksspiel nicht mit rechten Dingen zugeht?
Perfekt versteckt
Nachdem wir unseren künftigen geheimen Unterschlupf in Evil Genius 2: World Domination bezogen haben, machen wir uns auch gleich ans Werk. Beziehungsweise lassen wir unsere Schergen die Drecksarbeit erledigen. Das erfolgreiche Grundprinzip wurde dabei im Großen und Ganzen aus dem ersten Teil übernommen. Räume bauen, Personal rekrutieren und trainieren sowie finstere Pläne auf der Weltkarte verfolgen – all das gehört fortan zu unseren Aufgaben.
Der markanteste Unterschied, ist wohl die Möglichkeit unser Geheimversteck jetzt auch über mehrere Ebenen zu erweitern. Und obwohl wir als genialer Schurke ja eigentlich einen astronomischen IQ mitbringen sollten, müssen die dafür benötigten Stufen dennoch erst einmal erforscht werden. Von der bequemeren Lösung in Form eines Aufzuges hält man in Verbrecherkreisen offensichtlich wenig.
Die vier möglichen Etagen bringen dafür jede Menge Vorteile. Wichtige Einrichtungen – wie Tresorräume oder Gefängniszellen – sollten beispielsweise stets im Keller platziert werden, um sie möglichst effektiv gegen die früher oder später ankommenden Agenten eurer Widersacher verteidigen zu können. Bei einem voll ausgebauten Versteck geht jedoch ab und zu der Überblick ein bisschen verloren, wenn es im späteren Verlauf des Spiels an allen Ecken und Enden vor sich hin wuselt.
Zudem kam es vor, dass wir eine komplette Etage fast ausschließlich mit essenziellen Versorgungseinrichtungen wie Stromgeneratoren zugebaut haben, um an anderer Stelle Platz zu schaffen. Das Umbauen/ Verlegen von Räumen geht dabei aber schnell von der Hand, da wir Einrichtungsgegenstände jederzeit verkaufen und die freigewordene Fläche anders nutzen können.
Gut gegen Böse in Evil Genius 2: World Domination
Jeder noch so böse Schurke kann seine Bösartigkeit nicht ausleben, wenn ihm eines fehlt: das nötige Kleingeld. Um das aufzutreiben, steht uns glücklicherweise die ganze Welt zur Verfügung. Wir entsenden unsere Minions in die entlegensten Winkel und lassen sie für uns hinterhältige Pläne durchführen, die unsere Tresorräume füllen sollen. Das mag anfangs noch ganz witzig sein, verkommt aber schnell zur lästigen Pflicht, da sich die Aufgaben irgendwann wiederholen.
Außerdem bleiben unsere Missetaten natürlich nicht unbemerkt. Je öfter wir bestimmte Regionen besuchen, desto größer wird der Argwohn der dort herrschenden gerechten Macht. Diese sieht es natürlich gar nicht gern, dass wir ihre braven Bürger nach Strich und Faden betrügen und schickt ihrerseits Personal, welches uns das Leben schwer machen soll. Anfangs sind das nur verdeckte Ermittler, die Beweise sammeln sollen, doch wenn wir nicht aufpassen, steht schon bald eine bestens ausgebildete Spezialeinheit vor unserer Tür und bittet nachdrücklich um Einlass.
Bis es jedoch so weit kommt, haben wir unseren Unterschlupf bereits mir unzähligen Fallen versehen, Überwachungskameras installiert und unsere Schergen zu Auftragskillern trainiert. Das Böse lässt sich eben nicht so einfach aufhalten.
Zusammenfassung
Grafik
Bunte Comicgrafik kombiniert mit Animationen, die jedes witzige Klischee bedienen.
Sound
Dezent unauffällige Musik- und Sounduntermalung. Nie aufdringlich oder störend bietet die Klangkulisse die perfekte Begleitung auf unserem Weg zur Weltherrschaft.
Handling
Mit Maus und Tastatur hat man alles im Griff. Dazu kommt ein stufenloses Zoomen, um unseren Schergen auch einmal über die Schulter schauen zu können. Das Bauen ist leider nur im Rastersystem möglich, was ein freies Platzieren von Gegenständen unmöglich macht. Ein wenig schade.
Spieldesign
Die witzige Grundidee hat auch im Jahr 2021 nichts an Charme verloren. Alle auftauchenden Figuren strotzen nur so vor Klischees aus Agentenfilmen. Der Bau des Unterschlupfes geht zügig und intuitiv. Größter Minuspunkt von Evil Genius 2: World Domination sind die sehr simpel gestalteten Aufgaben auf der Weltkarte. Unsere einzige Aufgabe besteht darin, per Mausklick Schergen zu entsenden, die dann einen als Text wiedergegebenen bösen Auftrag für uns ausführen. Die Eroberung der Welt haben wir uns irgendwie spannender vorgestellt.
Motivation
Evil Genius 2: World Domination hat einige Abende verschlungen. Der Weg an die Spitze ist eben lang. Da das Geschehen mit dem Spielverlauf mitwächst und Schritt für Schritt größere Herausforderungen und stärkere Widersacher auf uns warten, bleibt die Motivationskurve stets hoch. Wer am Ende aber wirklich die Welt regieren möchte, sollte viel Zeit im Gepäck haben. Als fieses Genie verbrachten wir gute 20 Stunden damit, uns ganz nach oben zu arbeiten.
FAZIT
Ich würde Evil Genius 2: World Domination gerne uneingeschränkt lieben. Die genial witzige Idee und die völlig überzeichnete Darstellung versprühen unglaublich viel Charme. Ich habe viel Zeit damit verbracht, feindlichen Agenten dabei zuzusehen wie sie durch überdimensionale Boxhandschuhe von den Beinen geholt werden, um sie anschließend laut lachend in ihren Arrestzellen zu verhöhnen.
Es sind dann aber die kleinen Dinge, die manchmal unglaublich nerven. Das permanente Problem mit der Stromversorgung, das erst später wirklich effizient gelöst werden kann oder die teils enorm langen Forschungszeiten. Das Switchen zwischen Versteck und Weltkarte – auf der es genaugenommen nichts zu tun gibt – zählt auch nicht gerade zu den Höhepunkten und wirkt eher wie der Versuch ein zweites „Hauptfeature“ unterzubringen. Alles in allem ist Evil Genius 2: World Domination jedoch ein würdiger Nachfolger und macht jede Menge Spaß.
Ein Gastartikel von Daniel Krondraf.