Far Cry 5 – Angespielt

Immer wenn Ubisoft zu einem Anspiel-Event einlädt, kommen wir sehr gerne. Und wenn es sich dann um so einen Action-Kracher wie Far Cry 5 handelt, freuen uns solche Einladungen natürlich besonders. In einer umfangreichen Hands-On-Session durften wir nicht nur den charismatischen Antagonisten Joseph Seed kennen lernen, sondern auch die weitläufige Spielewelt von Hope County ausgiebig erkunden.

Bevor wir endlich selbst Hand an Far Cry 5 legen dürfen, bekommen für noch eine kleine Einführung in Form einer kurzen Präsentation. Hier zeigt sich, dass die Uhren bei Ubisoft scheinbar etwas anders ticken, denn die Auflistung der Historie der Franchise beginnt seltsamerweise erst bei Far Cry 3. Als Insider verstehe ich natürlich warum man den allerersten Teil in der Auflistung auslässt, wurde dieser doch noch von Crytek und nicht von Ubisoft selbst entwickelt, warum aber dessen Nachfolger fehlt, da bin ich mir dann nicht mehr ganz so sicher. Vielleicht auch nur deshalb, weil man den geschichtlichen Rückblick relativ knapp halten will, denn der Fokus der Präsentation liegt selbstredend auf dem neuesten Ableger, Far Cry 5.

Hier lernen wir dann auch gleich Joseph Seed kennen, einen irren Sektenführer, der mit seinen fanatischen Anhängern den fiktiven US-Landstrich Hope County in seine Gewalt gebracht hat. Diese sind fest davon überzeugt ist, dass das Ende der Welt kurz bevor steht und so hat das Oberhaupt mit dem „Project at Eden’s Gate“ seine eigene Religion erschaffen, um zumindest die Seelen der wenigen Auserwählten zu retten. Wie in den meisten Sekten üblich, hat auch der charismatische Anführer eine Kerngruppe um sich aufgebaut, deren Mitglieder bestimmte Aufgaben und Mandate zugewiesen bekommen haben. In Eden’s Gate’s sind das Josephs Familienmitglieder. Etwa Bruder Jacob, der Mann fürs Grobe, oder John, der Jüngste von allen und quasi der PR-Sprecher der Sekte. Und Schwester Faith, deren Aufgabe es ist, die Kultisten unter Kontrolle und friedlich zu halten. Als Spieler schlüpft man in die Rolle eines Junior Deputy Sheriffs, der mit seinen Kollegen ausgeschickt wurde dem Treiben der Religionsgemeinschaft ein Ende zu setzen und Joseph Seed zu verhaften.

Gläubige Hinterwäldler

Es versteht sich natürlich von selbst, dass die Verhaftung alles andere als reibungslos verläuft. Die Anhänger von Joseph Seed stürmen unseren Helikopter und der stürzt im nahe gelegenen Wald ab. Ich kann mich zwar noch mit letzter Kraft aus dem Cockpit befreien, muss aber sofort vor meinen Verfolgern fliehen und verstecke mich in einem nahe gelegenen Sägewerk. Die ersten Spielminuten verbringe ich somit damit, durch das Dickicht zu schleichen und meine Gegner möglichst lautlos auszuschalten, um mich danach ihrer Ausrüstung zu bemächtigen, denn meine Waffe und das gesamte Equipment habe ich auf meiner Flucht verloren. Nachdem ich kurze Zeit später einen meiner Kollegen gefunden habe, versuchen wir gemeinsam in einer wilden Autoverfolgungsjagd unseren Widersachern zu entkommen. Das gelingt aber wieder nicht, und so landen wir im Straßengraben. Dort werde ich vom Widerstandskämpfer Richard „Dutch“ Roosevelt aufgelesen, der mir die grundlegenden Spielmechaniken im Kampf gegen den Kult näherbringt. Ich muss Geiseln befreien, Orte der Glaubensgemeinschaft zerstören oder Bereiche von Joseph Seeds Anhängern säubern. Erst nachdem ich einige dieser Aufgaben erledigt und eine Radio-Station reaktiviert habe, wird die komplette Karte von Hope County angezeigt und ich habe freuen Zugang zur kompletten Spielewelt.

Ab diesem Zeitpunkt gestaltet sich Far Cry 5 als typisches Open World Game, denn innerhalb einer rudimentären Missionsstruktur steht es mir frei was ich tue und wann ich es tue. Ich entscheide mich dafür einen Lastwagen zu kapern, um damit schneller zu einem etwas weiter entfernten Stützpunkt zu fahren, da sich in diesem der dressierte Grizzlybär Cheesburger befinden soll, den ich befreien will. Die Basis ist zwar schwer bewacht, aber zum Glück habe ich während der Einführung einen Bewohner Hope Countys aus den Klauen der Sekte befreit, sodass er mir fortan als Mitstreiter zur Seite steht. Solche „Guns/Fangs For Hire“ gibt es gleich mehrere im Spiel, jeder mit ganz eigenen Fertigkeiten. Mit einfachen Befehlen kann ich ihn dann anweisen sich an bestimmte Orten zu platzieren, mir zu folgen oder Feinde anzugreifen und sollte ich im Gefecht dann doch einmal schwer verletzt werden, hilft er mir mit einem Medikit wieder auf die Beine. Ich bin zwar für diese Unterstützung sehr froh, ob ich sie aber wirklich nötig habe, da bin ich mir nicht ganz sicher, denn die Gegner sind alles andere als clever. Es reicht, dass ich mich in geschützter Deckung vor dem Stützpunkt auf die Lauer lege und die Widersacher der Reihe nach ausschalte. Immer wieder ziehe ich mich aus meiner Stellung zurück und regeneriere meine Lebenspunkte und lade meine Waffen nach. Brenzlig wird es erst, als ein Helikopter auftaucht und mit Raketenwerfern auf mich gefeuert wird. Nachdem die Anzahl der Feinde ausreichend dezimiert ist, schleiche ich mich von hinten in die Basis und erledige den Rest.

Angesichts der offensichtlichen Mängel in der KI stellt sich natürlich auch die Frage, inwieweit Schleichmechaniken und taktisches Vorgehen überhaupt Sinn machen, wenn die Holzhammer-Methode fast immer schneller zum Ziel führt. Als Ausgleich kann man dafür aber abseits der Story unzähligen, weit weniger gewaltsamen Tätigkeiten nachgehen, darunter etwa Jagen, Angeln oder an diverse Rennen teilnehmen und sogar Wingsuit Challenges stehen am Programm. Und wer es ganz gemütlich angehen will, der kann die Spielewelt ganz einfach nur erkunden. Fast überall gibt es etwas zu entdecken und zahlreiche Minispiele sollen das actionreiche Gameplay Zwischendurch etwas auflockern. Ob Far Cry 5 eine ähnlich spaßige Angelegenheit ist, wie das vergleichbare Just Cause, das bezweifle ich nach aktuellem Stand aber, denn anders als das durchgeknallte Abenteuer von Agenten Rico Rodriguez, nimmt sich das Spiel dann doch etwas zu ernst. Dafür darf man die Open-World im Koop-Modus gemeinsam durchstreifen und den Anhängern der Seed Familie mit vereinten Kräften in den Allerwertesten treten.

Technisch alles grün

Spielen durfte ich Far Cry 5 auf einer PlayStation 4 Pro in 4K-Auflösung und rein vom technischen Standpunkt aus betrachtet machte das Gezeigte dabei einen durchwegs positiven Eindruck. Das digitale Montana sieht verdammt gut aus. Die üppigen Waldgebiete, imposanten Bergwelten, die glasklaren Flüssen und die weitläufigen Felder – all das versprüht den Charme einer typischen, nordamerikanischen Idylle und verleiht dem Ganzen, eine in der Franchise bislang noch nie dagewesene Glaubhaftigkeit. Dafür sind aber im Vergleich zum Hochgebirge in Kyrat oder der tropischen Insel Rook Island aus Teil drei die ausgedehnten Landstriche sicher nicht ganz so abwechslungsreich ausgefallen. Wirklich toll sind dessen ungeachtet die Zwischensequenzen, vor allem dann, wenn Joseph Seed im Mittelpunkt seht. Der wird durch den Schauspieler Greg Bryk (Frontier) verkörpert und reiht sich in die Gruppe der charismatischen Antagonisten von Far Cry, wie Vaas oder Pagan nahtlos ein. Auch der dynamische Soundtrack, mit zahlreichen amerikanischen Folklore-Klängen, gespielt auf typischen Instrumenten, wie etwa Banjo und Fiedel, sorgen für den einen oder anderen Gänsehaut-Moment. Hier merkt man den enormen Aufwand den die Entwickler in die Inszenierung gesteckt haben, der sich aber auch sichtlich gelohnt hat. 

FAZIT

Eigentlich hätte es in meiner Einleitung lauten müssen „Wenn Ubisoft einlädt, komme ich immer gerne, SOGAR dann, wenn das Spiel Far Cry 5 heißt“, denn anders als bei Ubisoft, fängt meine persönliche Zeitrechnung nicht mit dem dritten Teil an, sondern hört genau dort auf. Die Inkonsequenz in Sachen Charaktere und Spielewelt hat dazu geführt, dass ich dem Franchise schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt habe, auch wenn ich es durchaus verstehe, warum die Spielreihe bis heute so erfolgreich ist. Was Far Cry 5 nun im Detail anders macht als seine Vorgänger und ob das nun besser oder schlechter ist, kann ich deshalb nur schwer beurteilen und überlasse das später dann beim ausführlichen Testbericht meinen etwas fachkundigeren Kollegen. Was ich aber definitiv sagen kann: Das Szenario ist erfrischend anders, bietet dadurch einen interessanten neuen Ansatz und die Inszenierung – vor allem zu Beginn – ist durchwegs gelungen. Wie sehr man dann in der Open-World mit möglichst vielen unterschiedlichen Aufgaben betraut und so mit genügend Abwechslung bei der Stange gehalten wird und ob sich dann auch längerfristig der notwendige Spielspaß einstellt, traue ich mich anhand der rund 3-stündigen Hands-On Session nicht final zu beurteilen. Aber als Shooter Fan würde bei mir Far Cry 5 nun ganz weit oben auf meiner Most-Wanted Liste stehen.

Und an dieser Stelle natürlich noch ein Mal das obligatorische Danke an das Presse-Team von Ubisoft sowie den Helfern, die mir tatkräftig zur Seite gestanden sind und wieder einmal ein schönes Event bei uns in Österreich veranstaltet haben.

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