Far Cry 5 im Test

Nachdem Far Cry zuletzt einen Abstecher in die Steinzeit eingelegt hatte, sind wir nun wieder in der Gegenwart und im schönen Amerika gelandet. Das ungewöhnliche Setting hat bereits vor dem Release für Aufsehen gesorgt, sogar Petitionen gegen die Veröffentlichung des Spiels waren im Internet zu finden. Der fünfte Teil treibt es mit Humor und Sarkasmus auf die Spitze, was vor allem auf Kosten der erzkonservativen, amerikanische Bevölkerung geht und das sieht man dort nicht so gerne. Zumindest wird es so nach außen getragen, aber ich wette, sogar Herr Trump ist bestimmt in seinem Oval Office in die fantastische Welt von Hope County abgetaucht!

Far Cry weiß uns jetzt schon seit vielen Jahren zu begeistern. Auf einer Insel, in der Wüste oder im Gebirge – stets gibt es einen durchgeknallten Typen, dessen Treiben wir unterbinden müssen. Im fünften Teil ist das natürlich nicht anders, aber Ubisoft hat alle Grenzen gesprengt, auf das Feedback der Community gehört und das Gameplay fantastisch weiterentwickelt!

Gott wird es nicht zulassen, dass du mir Handschellen anlegst

Willkommen in Hope County, Montana, in den wunderschönen USA. Eine herrliche Landschaft. Doch der Schein trügt. Hier geht nämlich nicht alles mit rechten Dingen zu. Das Übel trägt auch einen Namen – Joseph Seed. Der fanatische Anführer der Heavens Gate Sekte sorgt für eine angespannte Stimmung in dem schönen Örtchen. Und da kommt ihr ins Spiel. Ihr schlüpft in die Rolle eines neuen Deputys in Hope County und werdet gleich ins kalte Wasser geworfen. Ihr sollt bei der Verhaftung von Seed mithelfen, eine Aktion, die gehörig schief geht. Plötzlich findet ihr euch am Rand eines Flusses wieder. Eine komische Gestalt nimmt sich euch an und pflegt eure Wunden. Es handelt sich um einen Widerstandskämpfer, der ebenfalls gegen die Sekte vorgehen möchte und nun auf eure Hilfe hofft. Der Kampf gegen den Fanatismus beginnt!

Im Laufe der Geschichte werdet ihr so einige skurrile Figuren im Spiel finden. Ubisoft hat sich wahnsinnig viel Mühe gegeben und großartige Storys für alle Charaktere geschrieben. Sehr schnell werden euch all eure Begleiter ans Herz wachsen, was alleine den glaubhaften Backgrounds zu verdanken ist. Allgemein fährt Ubisoft diesmal eine Geschichte auf, die von Anfang an mitreißen kann und der es an nichts fehlt. Im Gegenteil, manchmal treibt es der schwarze Humor und die Gewalt im Spiel schon fast auf die Spitze. Seitenhiebe an die politische Lage in den USA inklusive. Ich finde den Schritt aber sehr mutig und muss sagen, dass diese Story meines Erachtens nach die bislang beste Story der Reihe ist.

Was stelle ich als nächstes an?

Aber nicht nur die Story, sondern auch das Gameplay wurde geschliffen wie ein Diamant und glänzt nun nur so vor sich hin. Es gibt immer was zu tun in Hope County, Langeweile ist ein Fremdwort. Wie ihr die Story spielt ist dieses Mal noch offener als zuvor. Nach der Einführung habt ihr die Wahl in welchen von drei Bezirken ihr euren Kampf gegen die Sekte beginnt. Schon alleine dies zeigt, dass es keine lineare Kampagne gibt. Ihr könnt natürlich auch gleich zu Beginn die Bezirke wechseln und müsst nun auch keine Türme erklimmen, um die Karte größer zu machen. Auf eine Minimap wurde in Far Cry 5 auch verzichtet. Ihr navigiert nun über einen Radar, der euch die wichtigsten Dinge in der Nähe anzeigt. Welche Missionen oder Aktivitäten ihr startet wird komplett euch überlassen. Prinzipiell gilt es die Bezirke einzunehmen und den Einfluss von Heavens Gate immer mehr zu verringern. Dies gelingt euch durch das Einnehmen von Außenposten und dem Abschluss von Haupt- und Nebenmissionen. Ist der Großteil der Sekte aus einem Bezirk vertrieben, könnt ihr den Boss aufsuchen. Oder er findet euch!

Das klingt jetzt recht simpel, aber bedenkt, ihr bestimmt wie schnell alles geht und auf welche Weise ihr es angeht. Ballert ihr euch einfach nur durch die Missionen oder nutzt ihr lieber Stealth? Es werden euch (fast) keine Grenzen gesetzt und eure Kreativität ist gefragt. Natürlich steht ihr den Herausforderungen nicht alleine gegenüber. Unterstützt werdet ihr im Gefecht von verschiedenen NPCs, die ihr „freispielen“ könnt. In Summe sind es neun Gefährten aus denen ihr auswählen könnt. Jeder hat seinen eigenen Skillset, der euch und eurem Spielstil unter die Arme greift. Seid ihr eher lautlos unterwegs, dann ist der Sniper eine große Hilfe, wenn er die markierten Ziele aus großer Distanz für euch beseitigt. Ihr seid eher auf Krawall gebürstet? Dann heuert doch den Piloten für euch an und lasst ihn Bomben auf die Feinde regnen. Ihr seid nicht so gut im Umgang mit Menschen? Dann holt euch Boomer, einen schlauen Hund, an eure Seite. Er markiert euch die Gegner, kann diese entwaffnen und im Notfall beißt er sie auch tot.

Jäger und Sammler

Habt ihr mal die Schnauze voll vom vielen Geballere, dann hat Far Cry 5 auch ein wenig Abwechslung für euch parat. Jagen und fischen. Bei Ersterem trefft ihr auf so allerhand Tiere, deren Fell ihr verkaufen könnt. Das ist dieses Mal glücklicherweise auch der einzige Nutzen und ihr müsst nicht wie verrückt farmen wie im Vorgänger, um eure Tasche größer zu machen. Was es aber natürlich wieder gibt, das ist ein umfangreicher Skilltree. Erfahrungspunkte bekommt ihr durch alle möglichen Aktivitäten und könnt dann entweder eure Fertigkeiten verbessern oder aber auch die von euren Buddys. Zu guter Letzt noch zur Spielzeit. Je nach eurem Stil dauert die Hauptkampagne etwa 25 Stunden, aber die selbe Zeit kann man auch gut und gerne mit jagen und fischen verbringen. Erledigt man auch alle Nebenmissionen kommt man locker auf 80+ Stunden.

Sieht gut aus, hört sich gut an und spielt sich fantastisch, besonders im Koop

Also bislang ja nichts zu kritisieren an diesem Spiel. Finde ich vielleicht im technischen Bereich einen Mangel? Fast! Nun gut, zwei Punkte gibt es da schon, dazu aber gleich mehr. Die Grafik ist wunderschön und gerade die Flora und Fauna machen Hope County richtig lebendig. Und obwohl unsere Spielwiese riesig ist, merkt man nichts von Ladezeiten und die Fernsicht ist fantastisch. Das alles läuft dann auch noch wunderbar flüssig und die FPS droppen nie in einen ruckeligen Bereich ab. Der Soundtrack ist ebenfalls sehr gut abgemischt und klingt sowohl über Boxen als auch über das Headset sehr imposant. Auch die ganzen Effekte klingen sehr realistisch und die Musik ist perfekt auf die verschiedenen Szenarios zugeschnitten.

Die Steuerung ist sehr schnell erlernt und übersichtlich und wird schon in den ersten Minuten so verinnerlicht, dass man eigentlich nie darüber nachdenken muss was man drücken möchte. Sowohl mit eurer Bleispritze als auch in den diversen Fahrzeugen ist alles sehr präzise und verzieht nicht.Und was wäre so ein perfektes Spiel ohne Multiplayer? Richtig, ein Koop-Modus darf natürlich nicht fehlen. Dieser ist zwar nicht perfekt, aber Far Cry 5 macht zu zweit einfach nochmal doppelt soviel Spaß. Das Problem beim kooperativen spielen ist eigentlich nur der Fakt, dass lediglich der Fortschritt des Hosts gespeichert wird. Euer Kollege ist ein Drop-In und die erledigten Missionen werden nicht in sein Spiel übertragen. Der Story-Fortschritt geht also nach dem Verlassen des Spiels für ihn verloren. Lediglich die Gegenstände und Waffen, die ihr gesammelt habt werden mitgenommen. Mein Kollege und ich haben deshalb meist einfach nur Unfug in Hope County getrieben sowie Chaos gestiftet und die Missionen außen vor gelassen. Einer von uns müsste sonst mehr oder weniger die Kampagne zweimal abschließen, da es für den Drop-In auch keine Trophäen für den Abschluss einer Story-Aufträge gibt. Vielleicht, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, bessert Ubisoft hier noch nach. Bei Ghost Recon Wildlands oder The Division hat es ja mit einem ordentlichen Koop-Modus schlußendlich auch geklappt!

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die teilweise strunzdumme KI. Die Gegner in Far Cry 5 agieren teilweise wie hirnlose Zombies und bleiben etwa wenige Meter entfernt ohne Reaktion einfach stehen oder laufen an uns vorbei. Und fast jede größere Ansammlung an Feinden lässt sich mit der entsprechenden Guerilla-Taktik ausschalten: Aus sicherer Entfernung ein bis zwei Gegner eliminieren und dann schleunigst das Weite suchen. Dann wieder retour und die nächsten Gegner ins Fadenkreuz nehmen. Dauert zwar etwas länger, aber da sich die Hartnäckigkeit der Hillbillies bei einer Verfolgungsjagd in Grenzen hält, ist das die sicherste Methode. Dazu kommt noch, dass die Bewohner von Hope County auch ganz ohne unser zutun manchmal etwas planlos wirken und sich beispielsweise gegenseitig über den Haufen fahren. Hier verliert dann die Spielewelt etwas an Glaubwürdigkeit, was den Gesamteindruck, wenn auch nur geringfügig, etwas schmälert. Aber auch hier kann Ubisoft hoffentlich noch mit einem Patch nachhelfen!

FAZIT

Far Cry 5 ist mit Sicherheit das beste Far Cry bislang! Die Story ist gut durchdacht und gerade der Sarkasmus und die Seitenhiebe gegen die politischen Zustände in den USA sorgen für viel Witz und Charme. Die Charaktere sind glaubwürdig und man baut eine gute emotionale Bindung zu ihnen auf. Da hört es aber nicht mit dem Lob auf. Das Gameplay ist offener als je zuvor und bietet so viele Möglichkeiten, dass es einfach nicht langweilig wird! Mir ist die Kinnlade runtergefallen als ich mich in einen Traktor setzte und mit dem Pflug einfach mal durch die Masse an Gegner durchfuhr und die Körperteile nur so um mich flogen. So brutal war Far Cry noch nie. Das ist vielleicht nicht für jeden etwas, aber das Spiel nimmt sich einfach selbst nicht zu ernst und möchte provozieren. Das ist eindeutig gelungen!

Auch technisch glänzt Far Cry 5 fast in allen Bereichen. Die Grafik ist wunderschön, Hope County hat eine wundervolle Flora und Fauna und es läuft absolut flüssig. Der Soundtrack ist toll abgemischt und passt zum gezeigten Szenario am Bildschirm. Die Steuerung ist sowohl außerhalb als auch innerhalb von den fahrbaren Untersetzen präzise und genau. Dann noch der, trotz kleinerer Macken, gelungene Koop-Modus. Ich kann an dem Spiel kaum etwas kritisieren. Also jeder, der Shooter oder Open World Spiele oder einfach nur eine gute Story mag, kann hier ohne langes Überlegen einfach zuschlagen, viele Stunden Spielspaß garantiert!

Ein Gastartikel von A. Wittek

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Was ist es? Open World Shooter mit genialer Story und krassen Charakteren!
Plattformen: PS4, Xbox One, PC
Getestet auf: PS4
Entwickler / Publisher: Ubisoft
Release: 27. März 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 8.8

Einzelwertungen: Grafik: 10 | Sound: 8 | Handling: 8 | Spieldesign: 8 | Motivation: 10

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