Fe im Test

Mit Unravel hat EA zuletzt vor zwei Jahren mit einem kleinen Indie-Game zu begeistern gewusst. Diesmal hat sich das Team von EA Originals dem schwedischen Entwickler Zoink angenommen und ihnen bei Fe  unter die Arme gegriffen. Das Ergebnis ist ein schöner Platformer mit zauberhaftem Look. Dennoch fehlt es dem Spiel an einigen Feinschliffen. Kann es trotzdem begeistern?

Oft fehlen den kleinen Indie-Studios die Netzwerke und Möglichkeiten ein Spiel ordentlich zu vermarkten. Wie schon viele Publisher zuvor hat sich auch Electronic Arts mit seiner Abteilung EA Originals nun solchen Studios angenommen. Was hinter den Kulissen passiert und wie viel Einfluss ein Goliath wie EA dann auf den kleinen David und sein Produkt hat, werden wir wohl nie erfahren. Nachdem ich nun Fe bereits durchgespielt habe, denke ich aber, dass Entwickler Zoink nicht alles so geplant hatte, wie es nun tatsächlich am Ende ist. Wer daran die Schuld trägt, das ist sei dahin gestellt. Fe ist nichtsdestotrotz ein gutes Spiel mit dem man sich ein paar Stunden die Zeit vertreiben kann. An vergleichbare Games wie Ori and the Blind Forest reicht es aber nicht heran.

Die Geräuschlosen

Die Story von Fe ist relativ schnell erzählt. Kometen schlagen auf der Welt ein und mit ihnen kommen düstere Invasoren, die Geräuschlosen. Langsam endet die Welt wie wir sie kennen, doch es gibt Hoffnung. Diese hat auch einen Namen, nämlich Fe! Das kleine mystische Tierchen begibt sich also auf ein Abenteuer, um mit seinen himmlischen Gesängen die Bösewichte aus seiner Heimat, einem nordischen Wald, zu vertreiben. Erzählt wird die Geschichte dabei in vielen kleinen Cutscenes, in denen weder gesprochen wird oder Bildschirmtexte uns irgendetwas mitteilen. Hier wurde einiges an Potential verschenkt. Ziel ist es sich durch verschiedene Areale zu „kämpfen“ und von den Geräuschlosen nicht direkt entdeckt zu werden, bevor man für seinen Gesang bereit ist –  falls doch, dann müsst ihr die Sektion neu starten. Im Laufe des Spiels lernt ihr sechs verschiedene Gesangsstimmen von den unterschiedlichen Tieren des Waldes. Diese eröffnen euch dann neue Pfade zu neuen Gebieten. Doch der Weg dorthin ist oftmals steinig.

Mühselig

Denn die Steuerung von Fe ist leider nicht besonders gut gelungen. Gerade ein Platformer-Spiel sollte hier seine Stärke haben, doch Sprünge sind oft sehr ungenau und das endet damit, dass ich zu oft eine Sektion neu beginnen musste. Einige Elemente wie das „Klettern“ wurden dafür sehr gut umgesetzt, kommen aber leider viel zu selten zum Einsatz. Ein besonderer Moment war ein Shadow of the Colossus ähnlicher Part, wo man auf einen gigantischen Hirsch klettern musste. Dort ging es hauptsächlich darum, gekonnt von Baum zu Baum zu springen und hier zeigte sich die Steuerung von ihrer besten Seite. Alles lief ohne Probleme und fühlte sich episch an. In anderen Gebieten wo es „nur“ um das Herumhüpfen geht versagt die Steuerung aber leider zu oft. Wie man sich vorstellen kann kommt es mit der Zeit dann doch zu einigen Frustmomenten, in denen man den Controller nur noch ins Eck werfen will. Dennoch ist das Gameplay sonst ganz gut gelungen und fühlt sich stimmig an. Die verschiedenen Gesänge klingen gut und machen auch im Gameplay Sinn. Überhaupt ein starker Punkt dieses Spiels ist der Soundtrack. Die Musik macht den Wald lebendig und mystisch und variiert gekonnt je nach dem was am Bildschirm passiert.

Augenschmaus oder Graus?

Leider ist das Gezeigte aber nicht sehr abwechslungsreich. Die Grafik im liebevollen Polygon-Stil ist zwar fantastisch gemacht und sehr ansprechend, aber leider unterscheiden sich die Gebiete zu wenig und sind häufig nur anders „angemalt“. Damit hat man sich halt relativ schnell an Fe satt gesehen und die Motivation die Umgebung weiter zu erkunden geht verloren. Natürlich gibt es schon Augenblicke, in denen man einen kurzen WOW-Effekt durchlebt, zum Beispiel der Moment in dem der riesige Hirsch auftaucht. Wieso man nicht mehr dieser Elemente eingebaut hat bleibt mir aber ein Rätsel. Die Levels sind sehr linear und man muss sich nicht besonders Mühe geben den weiteren Weg zu finden oder Plattform-Puzzles zu lösen. Fe ist hier einfach sehr „Straight forward“ und verschenkt auch hier leider viel zu viel Potential.

FAZIT

Als großer Fan von Ori and the Blind Forest war ich auf Fe sehr gespannt. Die ersten Trailer haben mich positiv gestimmt und ließen vermuten, dass es sich um ein sehr ähnliches Setting handeln wird. Leider ist dem nicht so. Die Grafik ist zwar liebevoll und einzigartig, aber nicht variabel genug. Die Steuerung macht es schwer ins Spiel zu finden und sich auf das Geschehen am Bildschirm einzulassen. Zu oft muss man überlegen wie man am besten hüpft, damit man nicht wieder von vorne anfangen muss. Es gibt keinen Reiz die ganzen Sammelobjekte zu suchen, weil diese einfachen keinen wirklichen Sinn ergeben. Konzentriert man sich nur auf die Story hat man mit Fe gute drei Stunden Unterhaltung auf ordentlichem, aber nicht hervorragendem Niveau. Ein paar zusätzliche Stunden kann man dann noch mit sammeln und erkunden verbringen – ich persönlich verspüre aber darin keine wirkliche Motivation. Wirklich bombastisch hingegen ist der Soundtrack. Immer wieder bin ich auch einfach mal stehen geblieben und habe den klangvollen Melodien gelauscht. Anders geht es auch nicht, da man aufgrund der ungenauen Steuerung ständig damit beschäftigt ist, nicht in den virtuellen Tod zu hüpfen und so gar nicht dazu kommt, dem Präsentierten zu lauschen.

Fe hätte großartig werden können. Die Betonung liegt auf hätte, denn nach aktuellem Stand ist das Spiel einfach nur okay. Wenn euch die Polygon-Grafik gefällt, ihr einen kleinen Zeitvertreib sucht  und euch der verbesserungswürdigen Steuerung bewusst seid, könnt ihr damit trotzdem viel Spaß haben. Gamer die nach einem herausfordernden Plattformer suchen, der dazu noch ein gutes Gesamtpaket liefert, werden bei Fe vermutlich nicht auf ihre Kosten kommen.

Ein Gastartikel von A. Wittek

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Was ist es? Ein Plattformer in dem singend ein Wald gerettet wird!
Plattformen: PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch
Getestet auf: PS4
Entwickler / Publisher: Zoink/ Electronic Arts
Release: 16. Februar 2018
LinkOffizielle Webseite

Gesamtwertung: 6.0

Einzelwertungen: Grafik: 6 | Sound: 10 | Handling: 4 | Spieldesign: 6 | Motivation: 4

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