FIFA 22 im Test

Neue Konsolengeneration, altes Spiel. Mit FIFA 22 erscheint die erfolgreiche Fußballsimulations-Reihe von Electronic Arts erstmals auch für die Next-Gen-Geräte, der Playstation 5 sowie der XBox Series X/S. Passend dazu gibt es nun endlich den vermutlich letzten FIFA-Test, den ihr jemals auf Gamers.at lesen werdet.

Fußball ist ein Spiel mit 22 Leuten, die umherlaufen und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Die erste Hälfte dieser Fußballweisheit der englischen Ballsportlegende Gary Lineker beschreibt ziemlich genau auch das Gameplay von FIFA 22 – gewinnen tut aber nicht mehr nur Deutschland, sondern jene Mannschaft, die das Runde öfters in das Eckige befördert als der Gegner. Ihr merkt schon, ihr habt es hier mit einem echten Profi zu tun – zumindest wenn es um schlechte Sport-Kalauer geht. Was die FIFA-Spielreihe anbelangt habe ich meine seit 2020 selbstverordnete Zwangspause aufgrund der neuen Konsolengeneration wieder aufgehoben, zu groß war meine Neugier wie sich die Fußballsimulation auf den neuen Plattformen schlägt.

Zunächst mal bleibt vieles beim Alten. FIFA 22 verfügt über die offiziellen Lizenzen von insgesamt 30 Ligen, mit über 700 Vereinen und über 17.000 Spieler und darf diese damit auch im Spiel verwenden. Erstmalig dabei sind die Indian Super League sowie die UEFA Europa Conference League, also die dritte Spielklasse des europäischen Klubfußballs. Waren die italienischen Azzurri bei FIFA 21 noch nicht von Anfang an dabei, so darf man diese heuer gleich wieder von Beginn an auswählen. Dafür muss man sich aber von insgesamt 17 Nationalmannschaften verabschieden, darunter beispielsweise Schweiz, Türkei oder Uruguay. Wer will, darf diese aber im wieder eingeführten Manager Karriere zurückbringen, indem man sich ganz einfach seinen eigenen Verein gründet und sowohl Namen, Trikots, Logo als auch das Stadion individuell gestalten kann – wobei die möglichen Gestaltungs-Optionen hier sehr begrenzt sind. Mit dem neuen Teamaufbau-Assistenten erstellt ihr euch dann euren Verein und entwickelt diesen vom ewigen Abstiegskandidaten zur absoluten Top-Mannschaft. Natürlich könnt ihr aber auch eine Spielerkarriere anstreben und auch hier gibt es nun einige Neuerungen. So könnt ihr beispielsweise nun auch von der Bank eingewechselt werden, mit der Trainerwertung gibt es nun ein System, welches berechnet, welchen Stellenwert ihr beim Trainer habt und durch das Erledigen von Spiel-Aufgaben sammelt ihr Erfahrungspunkte, um damit euren Charakter hochzuleveln. Mittels Fähigkeitsbaum könnt ihr sogar ganz spezifisch eure Attribute und Skills entwickeln.

Modi, Modi, Modi

Auf eine Story à la The Journey müsst ihr in FIFA 22 zwar verzichten, dafür gibt es aber abseits des Karrieremodus einiges zu tun. Sehr cool ist beispielsweise das Tutorial, bei dem ihr euch als neuer Spieler zunächst durch die Straßen von Paris bis in das Champions League Finale spielt und dabei auf viele bekannte Persönlichkeiten trefft, wie etwa David Beckham oder Lewis Hamilton. Im Schnellspiel stehen neben Freundschaftsmatches natürlich auch die üblichen Trainingsmöglichkeiten und Skill-Spiele zur Auswahl. Auch der VOLTA Football-Modus kehrt zurück, bei dem nun eine trickreiche Spielweise priorisiert und Spezialbewegungen, Flair-Pässe und Bandenpässe belohnt werden. Füllt ihr damit eure Skill-Anzeige, dann wird euer Tor-Multiplikator entsprechend erhöht und euer nächstes Tor ist noch mehr wert. Kombiniert mit den neuen Spezial-Fähigkeiten wie „Power-Schuss“ oder Pures Tempo sollen dadurch noch spannendere Matches entstehen. Mit VOLTA Arcade wird dazu noch ein neuer Sub-Modus eingeführt, der aber nur am Wochenende verfügbar ist. Dabei handelt es sich um verschiedene 2-gegen-2-Partyspiele, die in einem Turniermodus gegeneinander gespielt werden. Bislang sind acht verschiedene Varianten verfügbar, darunter Dodgeball, Fußball-Tennis oder Schießstand – weitere sollen nach dem Launch noch hinzukommen. Eine durchaus nette Abwechslung zum herkömmlichen Spiel-Alltag, aber warum man diesen Modus nur am Wochenende und ausschließlich online spielen kann, bleibt mir ein Rätsel.

Abseits davon findet man im Hauptmenü von FIFA 22 ausschließlich Altbekanntes. Etwa das Pro Club-Feature, bei dem es nun aber einfacher sein soll, Spontanspiele zu erstellen. Außerdem ist es jetzt möglich auch mit Freundinnen und Freunden anderer Vereine zu spielen, ohne den eigenen Verein zu verlassen und dank umfangreicherer EP-Analysen nach den Matches soll eine gezieltere Spielerentwicklung möglich sein. Natürlich fehlt auch der Saison-Modus nicht, genauso wenig wie das FIFA 22 Ultimate Team (FUT). Bei letzterem gibt es eine neue Wettbewerbsstruktur der Division Rivals sowie verschiedene Wochen- und Saisonboni. Grundsätzlich gibt es hier nur sehr wenig Neuerungen, ihr kauft per In-Game-Münzen oder Echtgeld Kartenpacks und erstellt mit den darin enthaltenen Spielern euer Team. Weil das ganze noch immer einen Touch von Pay2Win hat, erspare ich mir an dieser Stelle detaillierteren Ausführungen.

New, fancy Wording

Abseits von allen inhaltlichen Änderungen sind die spielerischen Neuerungen, vor allem für eingefleischte Fans, sicherlich viel wichtiger. Hier war Electronic Arts sehr kreativ – insbesondere beim Auswählen der Bezeichnungen für die neuen Features. Hinter Hypermotion versteckt sich etwa eine neue Motion-Capture-Technologie, welche als Grundlage für die mehr als 4.000 neue Animationen dient. Der Machine-Learning-Algorithmus ML-FLOW lernt darüber hinaus aus mehr als 8,7 Millionen Frames und schreibt in Echtzeit neue Animationen. Mit den Kinetic Air Battles soll es mehr Realismus bei Zweikämpfen geben und durch die Composed Ball Control sorgt bei längeren Doppelkontakt-Animationen für noch natürlichere und nahtlosere Ballkontrolle. Klingt nicht nur sehr fancy, ist es auch. Das komplette Spielgeschehen sieht nicht realistischer aus, als noch in den Vorgängerspielen, sondern wirkt sich dann sogar auch spielerisch aus, denn die zahlreichen kleineren Verbesserungen sorgen für ein deutlich flüssigeres und anspruchsvolleres Gameplay. Bei der KI könnte dagegen noch die eine oder andere Stellschraube gedreht werden, vor allem in der Verteidigung agieren die computergesteuerten Gegner und Mitspieler oftmalig etwas fehleranfällig. Diese Schwäche kann dann aber wieder durch das verbesserte Torhüter kompensiert werden. Außerdem kann nun per Tastendruck gezielt einer der vier dem Ball am nächsten befindlichen Spieler ausgewählt werden, sodass man beispielsweise kleinere Lücken in der Defensive schnell manuell schließen kann.

FIFA 22 profitiert natürlich auch von der Leistung der neuen Konsolengeneration, wer auf einem etwas älteren Spielgerät spielen möchte, der muss mit ganz klaren Abstrichen rechnen. So sind etwa das Tutorial als auch die Zwischensequenzen des Karrieremodus ausschließlich Next-Gen-Spielern vorbehalten, aber auch die neuen Technologien wie Hypermotion und Machine Learning gibt es nur dort. Auf der PS4 sowie der Xbox One bleiben also lediglich die inhaltlichen Neuerungen und ein paar nette Detailverbesserungen übrig. Bei der Nintendo Switch Version gilt sowieso das gleiche wie in den letzten drei Jahre: Die FIFA Legacy Edition bietet die Gameplay-Innovationen aus dem letztjährigen FIFA ohne neue Entwicklungen oder entscheidende Verbesserungen. Wer also eine ältere Version besitzt und keine aktuellen Spielerdaten braucht, der kann beruhigt dabei bleiben. Den Test zur FIFA 18 könnt ihr übrigens hier nachlesen.

Zusammenfassung

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1 Comment

Aleksandar Vujic 3. November 2021 - 13:54

Sorry, ich teile deine Meinung nicht. EA hat wieder einmal volles Augenmerk auf sein Ultimate Team gelegt. Soll in Ordnung sein für jene, welche hauptsächlich diesen Modus spielen wollen. Aber dann sollte sich EA entscheiden, ob sie nun andere Modi ebenfalls aufwerten, oder vielleicht besser gleich weglassen.
Ein paar Beispiele: Die Spielerkarriere ist nicht sonderlich anders als vorher, mit der Ausnahme, dass man eingewechselt werden kann. Der ultimative Härtetest ist eine Spielerkarriere als Torwart… „erreiche mindestens eine Wertung von 7,5“ – ok. Du fängst da und dort ein Schüsschen, oder eine Flanke ab, passt mal kurz, mal lang, hast aber sonst keine Möglichkeit in das Spielgeschehen sinnvoll einzugreifen. Auch gut. Jetzt kommt´s aber. Wie bereits in den Jahren zuvor spielt sich dein Team in der 2ten Spielhälfte wesentlich mehr Chancen heraus, dein Gegner kommt kaum noch über die Mittellinie und deine Wertung geht – obwohl du nichts falsches machst – wie eine Uhr tickend in den Keller. Plötzlich bist du von zB 8,0 auf 7,1 runter und dir wird die Auswechslung angedroht, welche dann auch meist so 10 Minuten vor Spielende erfolgt. WUS SULL DUSS? Als Goalie eine Auswechslung, ohne einen Gegentreffer kassiert zu haben? Warum geht meine Leistungsbewertung ständig runter, wenn mein Gegner nicht mal in die Nähe des Tores kommt? (Für Zweifler: bis Weltklasse ausprobiert, sehr viele Regleroptionen versucht)
Eigenes Team gestalten? Super Idee, armselige Umsetzung. Nicht nur dass die Möglichkeiten sehr dünn gesät sind, muss ich mir noch irgendwelche Phantasiespieler aufzwingen lassen. Und das Kipferl? Im Karrieremodus – und zwar egal in welchem – kann ich das Team nicht einsetzen.
Nationalteams: Ist nun überhaupt noch eine halbwegs realistische WM, oder EM machbar? Ich denke nicht.
Transfers im Karrieremodus: siehe FIFA 21…
Immerhin wurden die Trainingsoptionen verbessert.
Hypermotion und Konsorten: Den Riesenunterschied merken offenbar lediglich gesalbte – ich nicht. Sehr wohl aber einen großen Unterschied in der gesamten Handhabung zwischen PS4 und PS5. Aber der Reißer ist das auch nicht gerade.
Animationen und Kommentare: Siehe FIFA 21… oder 20…. oder 19… Gell, Buschi?
Spieler Anpassungsmöglichkeiten: Siehe FIFA 21 – Ach, du kennst das ja schon…
Und mal etwas anderes: Soundtrack. Wir sollten hier wirklich außer Acht lassen, welchen Musikgeschmack wir persönlich haben, sondern uns die frage stellen: Was erwarte ich mir phonetisch, wenn ich ins Stadion gehe? Etwas zum mitsingen (Gröhlen), etwas Brasil, etwas das mich im Flow hält. Wie auch bei F21: Ein dickes Minus für die Musikauswahl. Klar sind 50+ Stücke viel, wenn aber nur 3,4 davon stimmig sind bringt das auch nichts.
Der dicke Pluspunkt: das Tutorial ist mal gelungen. Aber deswegen würde ich niemals an die 70 Euro ausgeben.
Mein Fazit: EA verdient mit dem Titel sehr, sehr viel Geld und das ist auch gut so. Aber als jemand, der seit FIFA 98 dabei ist wundere ich mich über mich selbst, dass ich jedes Jahr hoffe einen weiten Sprung zu bemerken. Mal abwarten wie es sich entwickelt, wenn EA der FIFA nicht mehr diese Wahnsinnssumme zahlen muss (auch gut so!).
Ich gehe sogar noch weiter als Tom Steinbauer und sage: Finger weg von der neuerlichen Enttäuschung. Setzt ein Zeichen und kauft es nicht. Vielleicht um 19;90 im Angebot.
Und ich weiß genau, dass es allen Hardcorefans egal sein wird.

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