Aufgrund einiger Probleme während der Produktion und dem verhältnismäßig unbekannten Protagonisten, wurden die Erfolgsaussichten des ersten Teils im Vorfeld eher vorsichtig eingeschätzt. Doch das Publikum hat die Prognosen Lügen gestraft und „Ant-Man“ konnte einen beachtlichen Erfolg einfahren. Womit natürlich die, auch schon am Ende geteaserte, Fortsetzung nur mehr eine Frage der Zeit war. Und die ist jetzt endlich abgelaufen, Ant-Man ist zurück und bringt auch gleich Verstärkung mit.
INHALT
Nach den Ereignissen in Civil War steht Scott Lang aka Ant-Man unter Hausarrest, Fussfessel inklusive. Drei Tage muss er die noch tragen, bevor er endlich wieder sein Haus verlassen und der Vater sein kann, der er für seine Tochter sein möchte. Doch natürlich kommt alles ganz anders.
Hank Pym und Hope, die seit Scotts Verhaftung auch nicht mehr allzu gut auf ihn zu sprechen sind, sind knapp davor einen Weg zu finden, Janet aufzuspüren. Die ist Frau und Mutter der beiden, jedoch seit über 30 Jahren, nach einem heldenhaften Einsatz als Wasp, im Quantenraum verschollen. Schnell merken die beiden, dass sie Scotts Hilfe brauchen und „entführen“ ihn kurzerhand.
Doch neben Hausarrest, unausgesprochenen Differenzen und der Aufgabe vor ihnen, bekommt es das Trio neben einem durchtriebenen Tech- und Waffenhändler auch noch mit einer mysteriösen Gegenspielerin namens Ghost zu tun, die über ganz besondere Fähigkeiten verfügt. So muss nicht nur Scott erneut seinen Ant-Man Anzug anlegen, auch Hope wird endlich zur Wasp.
KRITIK
Ant-Mans erster Auftritt hat sich insofern ein wenig von den anderen Marvel Filmen abgehoben, dass er größtenteils auf komplexe Verstrickungen mit anderen Helden verzichtet hat und einfach sein eigenes, eher leichtfüßiges und vor allem spaßiges Ding durchziehen wollte. In die selbe Kerbe schlägt nun auch Ant-Man and the Wasp, denn auch hier wird auf Querverweise zum Rest des MCU weitgehend verzichtet, zumindest während der regulären Laufzeit. Auch der Ton bleibt erhalten, was direkt nach dem doch recht düsteren Infinity War massiv ins Auge fällt. Der Spaß steht hier eindeutig im Vordergrund: Bunt, flüssig, unterhaltsam und lustig.
Dieses Rezept funktioniert auch im Großen und Ganzen. Das Drehbuch hält die Handlung straff und ist voller Gags und Setpieces, Langeweile kommt niemals auf. Und doch bleibt man nach dem Verlassen des Kinos mit einem seltsam schalen Gefühl zurück, denn so schmackhaft die Formel auch scheint, man wird den Eindruck nicht los, hier etwas völlig Belangloses gesehen zu haben. Ein Film der ganz sicher keine Zeitverschwendung ist, aber im Gegenzug auch nichts zu bieten hat, dass man gesehen haben muss, selbst für MCU Fans.
Einerseits liegt das an der oben erwähnten Formel. Die ist nämlich eindeutig zu erkennen, soll heißen, es ist viel zu offensichtlich, dass hier nach dem Lehrbuch „Wie unterhalte ich ein gemischtes Publikum für 2 Stunden“ gearbeitet wurde. Zum anderen hat man unverständlicherweise Löcher im Plot hinterlassen, was entweder der Faulheit, oder der Vorbereitung von in späteren Filmen kommenden Erklärungen, geschuldet ist. Besonders letztere Variation wäre sehr ärgerlich, denn gerade diese Fallgrube des übertriebenen „worldbuilding“ (also nur halbe Geschichten zu erzählen und sich den Rest für später aufzuheben) hat man bisher bei Marvel, im Vergleich zur Konkurrenz, recht gut vermeiden können.
Dazu kommt noch ein weiterer, wenn auch dem Film gegenüber unfairer Punkt: Nachdem die MCU-Filme der näheren Vergangenheit durchwegs mit zu den besten der Reihe gehören, fällt ein kleiner Rückschritt natürlich umso mehr auf. Es ist schon bewundernswert das nach so vielen Filmen noch immer keine echte Gurke dabei war. Zu erwarten, dass jeder Film gleich gut wird, oder gar den letzten jedes Mal aufs Neue toppt, ist unrealistisch, lässt sich aber nach der Strähne der letzten Monate kaum vermeiden.
Die Besetzung ist, wie auch schon im ersten Teil, erstklassig und wunderbar passend. In die Riege rund um Paul Rudd (Ant-Man), Evangeline Lilly (Hope/Wasp) und Michael Douglas (Hank Pym) fügt sich als Neuzugang Michelle Pfeiffer als Janet. Dazu kommt Walton Goggins, der den schmierigen Tech-Dealer mimt und Hannah John-Kamen als Ghost. Die beiden letzteren fallen, typisch für das MCU und besonders nach dem wirklich guten Thanos, leider wieder sehr flach und austauschbar aus. Dafür ist auch Michael Peña als wunderbar komischer Sidekick Luis wieder mit dabei und sorgt für die meisten Lacher. Auch erwähnenswert sei, dass Wasp hier dem ein wenig zu unfähig gezeichneten (im Vergleich zum Vorgänger) Ant-Man, mehr oder weniger die Show stiehlt. Was aber mehr am Script als an der Besetzung liegt.
Was Ausstattung und Special Effects angeht wird bei Ant-Man and the Wasp gewohnt hohes (und selbstverständlich auch teures) Niveau geboten. Leider wird nicht mehr, wie im Erstling, allzu viel Wert auf effektvolles Schrumpfen bzw. Wachsen gelegt, denn genau das hat damals besonders in 3D durchaus für den einen oder anderen „Wow-Effekt“ gesorgt. Auch sonst ist die Produktion aus technischer Sicht über jeden Zweifel erhaben, zeichnet sich aber auch nicht durch Einfallsreichtum aus. Dasselbe lässt sich auch unverändert über Sound und musikalische Untermalung sagen, was hier als Kritik auf recht hohem Niveau verstanden werden sollte.
FAZIT
Ganz für sich allein genommen wäre Ant-Man and the Wasp ein absolut unterhaltsamer Superhelden-Film mit vielen coolen Sequenzen und vielen Lachern, auch wenn es beim Plot besonders am Ende ein wenig hapert. Doch im Kontext des gesamten MCU, in dem er sich nun mal auch bewegt, lässt sich ein Abfall an Qualität und Sorgfalt kaum wegstreiten. Ganz besonders im Vergleich zu den letzten (zugegebenermaßen wirklich guten) Einträge in die Reihe. Das soll aber niemanden abschrecken, wer den ersten Teil möchte und einfach seinen Spaß mit Ant-Man haben möchte, wird nicht enttäuscht werden.