Filmkritik: Black Panther

Mit Black Panther kommt nun der insgesamt 18. Film des Marvel Cinematic Universe auf die große Leinwand und ist damit gleichzeitig der erste afro-amerikanische Superheld mit seinem eigenen Kinofilm. Ein sehr gewagtes Unterfangen für Marvel und Disney, ist doch der Bekanntheitsgrad des Königs von Wakanda nicht nur in unseren Breitengraden, sagen wir mal so, eher bescheiden. Aber bereits die Guardians of the Galaxy und ebenso Ant-Man zählten nicht zu den prominentesten Vertreter ihrer Zunft und trotzdem ließen sie die Kassen klingeln. Und auch Black Panther wird nicht minder erfolgreich sein.

INHALT

Nach den Ereignissen in „The First Avenger: Civil War“ kehrt T’Challa alias Black Panther in seine Heimat Wakanda zurück, um seinen rechtmäßigen Platz als König des isolierten, doch Dank des hoch-seltenen Metalls Vibranium, technisch weit fortgeschrittenen afrikanischen Staates einzunehmen. Lange hat er aber nicht Zeit, es sich auf dem Thron gemütlich zu machen, denn die Vergangenheit seines Landes und besonders die Sünden seines Vaters holen ihn schon bald ein. So muss er nicht nur sein Volk vor Feinden von außen beschützen, sondern sich auch gegen seine eigene Familie behaupten. Das Schicksal von Wakanda und der ganzen Welt steht dabei auf dem Spiel.

©The Walt Disney Company & Marvel Studios 2018

KRITIK

Selbst für mich als Comic-Fan, der die bunten Heftchen auch wirklich liest, war Black Panther bis zu seinem ersten Leinwand-Auftritt nicht viel mehr als ein eher unbedeutendes Mitglied der Avengers, ganz im Schatten eines Iron Man, Hulk oder Captain America. Selbst seine Einführung in „The First Avenger: Civil War“ konnte mein Interesse nicht steigern und so ging ich zum ersten Mal ganz unbedarft und mit verhältnismäßig wenigen Vorkenntnissen zu einem Comic-Charakter ins Kino. Deswegen war ich gleich mal positiv überrascht, dass man die sich nicht allzu lange mit der Origin-Story rund um T’Challa und sein Alter Ego aufhält und trotzdem alles sehr schlüssig erklärt bekommt. Natürlich gibt es jede Menge Anspielungen und Querverweise auf das MCU, aber selbst als kompletter Neueinsteiger sollte man der Handlung ohne Schwierigkeiten folgen können. Bedauerlicherweise hält sich das Drehbuch im weiteren Verlauf der Geschichte an typische Blockbuster-Regeln und ist damit weitgehendst sehr vorhersehbar.

Dass bei Black Panther trotzdem Spannung aufkommt ist vor allem der Verdienst von Regisseur Ryan Coogler. Für den Newcomer ist die Marvel-Auftragsarbeit zwar erst sein dritter Kinofilm, aber mit seinen ersten beiden Werken konnte er sowohl Kritiker überzeugen (Nächster Halt: Fruitvale Station), als auch kommerziellen Erfolg erzielen (Creed) und auch bei seinem neuen Superhelden Epos schafft er bravourös den Spagat zwischen actionreicher Inszenierung sowie emotionalen Momenten, gespickt mit einer etwas tiefgründigeren, politischen Gesellschaftskritik.

©The Walt Disney Company & Marvel Studios 2018

Wie schon in den ersten beiden Filmen von Coogler, ist auch dieses Mal wieder Michael B. Jordan (Creed) mit an Bord. Der verkörpert in Black Panther den Bösewicht Erik Killmonger, einen skrupellosen ehemaligen Black Ops Soldaten, der mit T’Challa und Wakanda noch eine sehr persönliche Rechnung offen hat. Anders als in den meisten Marvel-Filmen zuvor, bekommt der Antagonisten etwas mehr Hintergrundgeschichte spendiert und wird sogar mit plausiblen Motiven für seine Handlungen versehen und weil ihn Jordan dazu noch mit einer ausdrucksstarken physischen und psychischen Präsenz verkörpert, zählt seine Einführung sicherlich zu den Highlights des Films. Leider verkommt er mit zunehmender Laufzeit dann zu einem stereotypischen Schurken, was aber hauptsächlich dem Skript und nicht der schauspielerischen Leistungen zugeschrieben werden muss. Im Vergleich zum Bösewicht wirkt Chadwick Boseman als T’Challa / Black Panther etwas blass. Er ist zwar redlich bemüht die innere Zerrissenheit des Königs von Wakanda zwischen alten Traditionen und neuen Lebensweisen möglichst glaubhaft darzustellen, aber im direkten Vergleich zu seinem Widersacher kann er sich nur selten behaupten. Wirklich in den Schatten gestellt wird er aber von der enormen Frauenpower in Black Panther. Angefangen von Lupita Nyong’o als wakandische Spionin Nakia und Love Interest für T’Challa, sowie Danai Gurira (The Walking Dead) als schlagkräftige Anführerin der Leibgarde des afrikanischen Königs. Den meisten Eindruck hat aber sicherlich Letitia Wright hinterlassen, die mit einer scheinbaren Unbeschwertheit und unbekümmerten Fröhlichkeit die wakandische Prinzessin Shuri verkörpert, sodass sie in jeder Szene zum regelrechtem Show Stealer wird. Dass auch der Rest des Casts mit Angela Bassett, Forest Whitaker, Andy Serkins und Martin Freeman ebenfalls sehr prominent besetzt ist, wird dadurch zur reinen Nebensache.

Der heimliche Star von Black Panther ist aber definitiv Wakanda. Coogler und Produktionsdesignerin Hannah Beachler haben hier ein audio-visuelles Erlebnis geschaffen, dass so bislang noch in keinem Marvel-Film zu sehen war. Einerseits setzt man dabei ganz auf afrikanische Traditionen, verbindet diese mit moderner schwarze Kultur und verfeinert es mit  High-Tech Stilmitteln. Herauskommt ein sehr geerdetes SciFi-Setting, bei dem die afrikanische Identität aber durchgehen erhalten geblieben ist. Die Detailverliebtheit mit der die Kreativen dabei ans Werk gegangen sind, ist bemerkenswert, angefangen von den unterschiedlichen Stilen der einzelnen Stämme und Locations, bis hin zum Umgang mit Sprache und Symbolik. Während sich das Setting deutlich vom typischen Superhelden Einheitsbrei abheben kann, wird aber leider vieles durch die zahlreichen, teilweise unnatürlich wirkenden CGI-Effekte zunichte gemacht. Dabei sind es aber nicht die schlecht animierten Nashörner die mich am meisten stören, sondern die übertrieben eingesetzten computergenerierten Action-Szenen. Da kämpfen sich T’Challa und Co mittels spektakulär choreographierten Kampfszenen durch ein Casino, nur um dann in der darauffolgenden Verfolgungsjagd, diese Sequenz ins Lächerliche zu ziehen. Enttäuscht war außerdem vom Endkampf, der mich mit seinen schlecht animierten Charakteren an den ersten Spider-Man von 2002 erinnerte. Hier merkt man dann doch, dass das Budget etwas kleiner war, als etwa zuletzt bei „Captain America: Civil War“. Weniger CGI und etwas mehr Härte in den Zweikämpfen hätten Black Panther sicherlich ganz gut getan.

©The Walt Disney Company & Marvel Studios 2018

FAZIT

Man nimmt ein bisserl Game of Thrones, dazu etwas James Bond, würzt es mit einer Prise Humor, mixt das Ganze noch spektakulären Actions-Sequenzen und fertig ist ein Film ganz nach der typischen Marvel-Rezeptur. Dass sich Black Panther dennoch von den Leinwand-Abenteuern seiner Superhelden Kollegen abhebt, liegt einerseits am futuristischen, aber meist doch sehr geerdeten SciFi-Setting, aber vor allem an der noch relativ unverbrauchten und teilweise atemberaubenden Kulisse des traditionellen Afrikas. Und trotz des teilweise sehr vorhersehbaren Drehbuchs und den teils schwachen visuellen CGI-Effekten ist Black Panther dennoch aufgrund der guten Inszenierung und dem tollen Cast die erste positive Überraschung des Blockbuster-Kinojahres 2018.

 

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