Filmkritik: Brightburn: Son Of Darkness

Horrorfilme haben es ganz und gar nicht leicht heutzutage, wenn sie den Anspruch erheben, nicht dieselben, alten und ausgetretenen Pfade gehen zu wollen. Fast alles gab es schon einmal und die gemeinhin bekannten Sub-Genres wurden schon von allen Seiten beleuchtet, zerlegt, persifliert oder auch kombiniert. Neue Ideen sind Mangelware und genau deshalb war ich auf Brightburn: Son Of Darkness nach den ersten Trailern so gespannt.

INHALT

Tori und Kyle Breyer leben auf einer abgelegenen Farm in dem kleinen Städtchen Brightburn. Sie wünschen sich nichts mehr aus Nachwuchs, doch leider haben sie kein Glück. Als eines Nachts ein vermeintlicher Meteor im Wald hinter ihrer Farm einschlägt, scheint sich das zu ändern. Der Himmelskörper stellt sich als Raumkapsel heraus und beherbergt ein Jungen im Babyalter. Die Entscheidung das Kind zu behalten und selbst aufzuziehen ist schnell getroffen, die Kapsel wird in der Scheune versteckt.

So vergehen die Jahre und Brandon, so der Name, den die Breyers ihrem Findelkind geben, wächst behütet zu einem 12-jährigen Jungen heran. Doch etwas regt sich in ihm. Langsam, aber stetig entdeckt er, dass er anders ist als seine Eltern, ja sogar anders als alle anderen Menschen. Nicht nur dass er in seinem ganzen Leben noch kein einziges mal geblutet hat, er scheint auch übernatürliche Kräfte zu besitzen. Je mehr Brandon über sich herausfindet, umso schrecklichere Dinge passieren in der Nachbarschaft.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

KRITIK

Falls es aus der Inhaltsangabe nicht offensichtlich genug herauszulesen ist: Brightburn übernimmt 1:1 die Origin-Story von Superman und genau das ist der Kniff, der mich so neugierig gemacht hat. Was wenn Kal-El (also Clark Kent aka Superman) nicht zum Helden heranwächst, sondern seine übermenschlichen Kräfte nutz, um böses zu tun? Das ist eine durchaus spannende Idee, aus der sich viel machen lässt. Doch leider verschenken die Autoren Brian und Mark Gunn (Brüder des bekannten Regisseurs James Gunn) schon beim Setup einen Großteil des Potentials ihrer Idee.

Der Wandel vom kleinen, von seinen Eltern geliebten, aber seiner Umwelt etwas skeptisch beäugten Jungen, zum Bösewicht, der ohne Gewissen mordet und verwüstet, hätte eine spannende Reise werden können. Da stecken viel Dramatik und Emotionen drin, aus denen man eine mitreißende Story basteln könnte. Doch leider verzichtet Brightburn auf all das und macht Brandon einfach so böse, weil er es kann.

Was folgt ist zwar durchaus spannend inszenierte, nichts desto trotz aber herkömmliche Horrorkost wie so viele Filme rund um böse Kinder, inklusive des Klischees der vor Liebe blinden Mutter, die niemandem glauben will, dass etwas mit ihrem Sohn nicht stimmt. All das ist nicht wirklich schlecht, aber leider nichts wirklich Neues. Zudem fehlt dem Film ein richtiger Höhepunkt am Ende, der Showdown am Ende (so man ihn so nennen kann) ist zu schnell und ohne Spektakel vorüber. Dafür ist das tatsächliche Ende mit seinen Implikationen ganz gut gelungen.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Was den Streifen trotz ausgetretener Pfade vor dem Versinken in der Masse belangloser Horrorfilme rettet, ist die überdurchschnittliche Besetzung. Elizabeth Banks und David Denman überzeugen als Eltern und besonders erstere schafft es sogar, die unbelehrbare Mutter glaubwürdig darzustellen. Auch die Nebendarsteller machen ihre Sache gut, wobei das Skript niemandem davon vor besondere Herausforderungen stellt. Einzig Jackson A. Dunn, der Brandon verkörpert, fällt ein bisschen aus dem Rahmen. Der durchdringende Blick des Jungen ist vor seinem Wandel mehr als nur gruselig und verändert sich so gut wie gar nicht während sich er und die Welt um ihn herum massiv verändert.

Äußerst gut gelungen sind die optische und handwerkliche Umsetzung des Films. Zu keinem Zeitpunkt sieht man ihm das geradezu winzige Budget von mageren 7 Millionen Dollar an. Special Effekts und vor allem die teils recht derben Splatter-Effekte müssen sich nicht verstecken. Dasselbe gilt auch für Kamera, Schnitt und Regie. Man merkt dem Brightburn an, dass hier keine Anfänger am Werk waren. Der Soundtrack ist zwar nicht besonderes, funktioniert aber und macht seinen Job als Atmosphären-Verstärker durchaus gut.

© 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

FAZIT

Brightburn: Son Of Darkness ist ein durchaus solider Vertreter des Horror-Genres und definitiv besser als die übliche Jumpscare-Massenware, die uns sonst 1- bis 2-mal im Monat vorgesetzt wird. Trotzdem schmerzt das Kritiker-Herz beim Gedanken an das große Potential, das man mit der an sich grandiosen Grundidee verschenkt hat, nur um wieder altbekannte Wege zu gehen. Da wäre so viel mehr drin gewesen. Zudem mangelt es dem Film an einem befriedigenden Ende. Es ist zu schnell da und zu schnell vorbei. Für Genre-Fans sicher sehenswert, wirklich Neues darf man sich aber leider nicht erwarten.

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