Mit Captain Marvel ist nun der bereits 21. Spielfilm des Marvel Cinematic Universe erschienen, der vorletzte der sogenannten Phase 3. Und hier wird mir bewusst, was ich all die Jahre verpasst habe. Bis auf den ersten Iron Man, Guardians of the Galaxy und dem ersten Teil der Avengers-Reihe ist das Marvel Universum bisher in Lichtgeschwindigkeit an mir vorbeigezogen. Doch eines darf ich nun vorweg verraten – es gibt nichts, was mich jetzt stoppen könnte, alle vorangegangenen Filme zu verschlingen. Und das ist Captain Marvel zu verdanken, der ordentlich Lust auf mehr macht.
INHALT
Vers, verkörpert von Oscar-Preisträgerin Brie Larson, wird auf ihrem Heimatplaneten Kree bei der Starforce zur Elite-Soldatin ausgebildet. Obwohl die junge Frau mit viel Humor bei der Sache ist, wird sie doch des Nachts regelmäßig von Albträumen heimgesucht. In diesen Träumen, die sich erschreckenderweise mehr nach Erinnerungen, als nach Träumen anfühlen, scheint sie Air-Force Pilotin auf unserer bekannten Erde zu sein. Doch Vers hat keine Zeit, sich intensiver damit auseinanderzusetzen, befinden sich die Kree doch mitten in einem intergalaktischen Krieg mit den terroristischen Gestaltwandlern, den Skrull, der ihre volle Aufmerksamkeit benötigt.
Gemeinsam mit ihrem, durch Jude Law verkörperten, Mentor und Team-Leader Yon-Rogg, macht sich Vers auf eine gefährliche Rettungsmission eines vermissten Agenten und trifft dort auf die gefährlichen Shape-Shifter. Im Zuge des Kampfes wird Vers vom restlichen Team getrennt und landet mit einem Knall auf unserer Erde, inmitten der 90er Jahre. Natürlich bleibt so ein Auftritt nicht unbemerkt, so wird ein altbekannter, jedoch digital verjüngter, augenklappenloser Nick Fury zur Absturzstelle gerufen. Dieser kann seinen Augen und auch seinen Ohren nicht recht trauen – Aliens, Gestaltwandler, intergalaktischer Krieg? Und doch führen ihn die Geschehnisse der nächsten Stunden dazu, der fremden Alienfrau zu vertrauen. Gemeinsam müssen sie versuchen die Welt vor einer Invasion der Skrull zu bewahren, bevor Verstärkung durch Yun-Rogg und dem restlichen Team eintrifft. So beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, in dem sich Vers Träume als Schlüssel zum Erfolg entpuppen.
KRITIK
Zum ersten Mal in der Geschichte des Marvel Cinematic Universe fokussiert es sich auf eine weibliche Superheldin. Aber zum Glück haben sie uns kein wandelndes Klischee, sondern eine komplexe, vielschichtige Figur geliefert, mit der sich Zuseher identifizieren können – egal welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen. Vers fühlt sich in erster Linie menschlich an und Brie Larson schafft es gekonnt, eine gehörige Spanne an Emotionen glaubhaft wiederzugeben. Larson haucht einer bereits gut geschriebenen Figur Leben ein und verpasst Captain Marvel so den letzten Schliff. Das Studio hat sich obendrein bei diesem Film das Ziel gesetzt, so viele Frauen wie möglich in wichtigen Positionen zu besetzen, um so eine wichtige Botschaft an das Publikum zu senden, dass Frauen in Comics, oder eben dem Filmgeschäft, nicht mehr nur Objekte sind.
Vers kämpft nicht nur gegen extraterrestrische Bedrohungen, sondern ist auch mit sich selbst im Konflikt. Eine große Kraft schlummert in ihr, doch sie muss ihre Emotionen und Impulse besser kontrollieren lernen, um keine Gefahr für Andere darzustellen. Im Laufe des Films wächst die Soldatin über sich selbst hinaus und in ihre zukünftige Rolle als Captain Marvel hinein. Die Geschichte ist durchgehend fesselnd und zu keinem Zeitpunkt verliert der Film an Spannung oder Geschwindigkeit.
Für mich persönlich ist es immer ein großer Bonuspunkt, wenn Filme eine gehörige Portion Humor im Gepäck haben. Und bei Captain Marvel darf gerne zwischendurch gelacht werden. Dies ist zum einen gelungener Situationskomik als auch witzigen Dialogen zu verdanken. Allein das Aufeinandertreffen eines Aliens der von einem technisch weit fortgeschrittenen Planeten stammt und sich mit den Gerätschaften der 1990er Jahre herumschlagen muss birgt wahnsinnig viel Potential, dass man auch ausreizt. Der Cast harmoniert und wurde stimmig gewählt, doch einer stiehlt der glaubwürdigen Super-Heldin und dem Rest die Show – Kater Goose. Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, aber jegliche Szenen, in denen die Fellnase zu sehen ist, gehören zu den besten des Films!
Optisch ist Captain Marvel ein opulentes Sci-Fi Spektakel geworden, das mit beeindruckenden Bildern aufwarten kann. Bei jedem Shot stimmt das Look & Feel und das zieht sich gekonnt bis zum Ende des Films durch. Auch der 3D-Effekt trägt zur Science-Fiction Atmosphäre bei und setzt dem Ganzen ein kleines Sahnehäubchen auf – Eye-Candy pur. Besonders die Großstadt Hala auf dem Planeten der Kree besticht mit wunderbarem Cyberpunk-Flair, sämtliche Weltraumszenen strotzen nur vor Liebe zum Detail. Diese Liebe zeigt auch der stimmig fetzige Soundtrack, der zur Dekade passend gewählt wurde. Von Nirvana-Come as you are bis hin zu No Doubt- Just a Girl wurden allerhand kultige 90er Songs verwendet, welche die jeweiligen Szenen unterstreichen und ihnen eine tiefere Bedeutung verleihen.
Doch auch Action kommt natürlich nicht zu kurz. Ob eindrucksvolle Nahkampfkünste oder auch epische Weltraumschlachten, im Film wurde viel Wert auf eine optisch ansprechende und den Zuschauer einfangende Darstellung gelegt. Schnelle Schnitte und Wechsel der Kamerawinkel verleihen den Kampfszenen ordentlich Dynamik und Spannung. Aufmerksame Zuseher werden sicher die ein oder andere Anspielung oder Hinweise auf andere Marvel-Filme erkennen. Und wer besonders gut aufpasst, der wird auch den obligatorischen Cameo-Auftritt von Legende Stan Lee erhaschen. Marvel hat sich bei diesem Film viel Mühe gegeben und man spürt die Liebe zum Detail im Kinosaal.
FAZIT
Captain Marvel glänzt mit einem tollen Soundtrack, opulenter Sci-Fi Optik und einem stimmigen Cast. Und obendrein liefert es eine spannende Story, die sicherlich einige Fragen von Fans des MCU beantwortet. Doch nicht nur eingefleischte Fans der Marvel-Reihe, sondern auch Neueinsteiger, werden beim Ansehen des Films ihren Spaß haben. Enttäuscht hat mich der Film nur in einem Punkt: Ich hatte hohe Erwartungen, was die Anzahl der Post- und Mid-Credit Szenen betrifft, dazu hatte ich ja schon einiges gehört, doch es waren dann nur zwei. Aber für diese zwei Szenen lohnt es sich allemal noch ein bisschen im Kinosaal zu bleiben. Ich persönlich freue mich jetzt schon auf Avengers: Endgame und Captain Marvels nächsten Auftritt!