Filmkritik: Chaos im Netz

Mit Chaos im Netz erscheint die Fortsetzung des 2012 erschienenen Ralph reichts, in dem es sich um die Freundschaft von Videospiel-Bösewicht Ralph und der quirligen Rennfahrerin Vanellope von Schweetz dreht. Schon der Trailer weckte mit seinen Cameos beliebter Disneyfiguren und Anspielungen auf die Popkultur mein Interesse, daher war meine Freude groß, als sich endlich der Kinovorhang öffnete.

INHALT

Ralph und Vanellope sind nach wie vor die besten Freunde und verbringen jede freie Minute miteinander. Doch die kleine Rennfahrerin Vanellope beginnt sich in ihrem Spiel, Sugar Rush, zu langweilen, denn sie kennt mittlerweile alle Level und genau diese Eintönigkeit macht ihr zu schaffen. Ralph möchte seine beste Freundin natürlich nicht leiden sehen, also hämmert er kurzerhand einen neuen Weg in eine ihrer Rennstrecken – mit ungeahnten Folgen! Denn genau als Vanellope mit Freude durch den neuen Weg brettert, bricht das Lenkrad ihres Automaten ab. Da die Anschaffung eines neuen sich finanziell für Spielhallenbesitzer Mr. Litwak nicht rentieren würde, wird Sugar Rush außer Betrieb genommen. Um die Welt des Rennspiels zu retten, beschließt Ralph das Lenkrad selbst im Internet zu organisieren. Und selbstverständlich lässt sich Vanellope nicht davon abbringen ihn zu begleiten und so reisen die beiden gemeinsam in die Weiten des Netzes. Ein Abenteuer, das die Freundschaft der beiden Protagonisten auf eine harte Probe stellen wird.

©2018 Disney. All Rights Reserved.

KRITIK

Man kann auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um den aufwendigsten Animationsfilm aller Zeiten handelt, strotzt er doch vor Details. Für die Darstellung des Internet hat sich Disney dafür entschieden, dieses als emporwachsende Superstadt darzustellen, die nach oben hin immer moderner und technischer wird. Die User des Netzes werden als stumme Avatare, die sich durch die Stadt bewegen, gezeigt. Die verschiedenen Internetseiten sind Gebäude, Büros oder kleine Stände am Wegrand.  Diese kleinen Feinheiten lassen die Stadt und ihre Bewohner so lebendig wie noch nie zuvor erscheinen. Bekannte Logos etablierter realer Websites wurden mit eigenen Kreationen von Disney gemischt und je nach Land der Ausstrahlung angepasst, um das Internet so akkurat wie möglich für alle Teile der Welt darzustellen.

Natürlich werden auch einige Webseiten ein wenig aufs Korn genommen, was mich im Laufe des Films immer wieder zum Schmunzeln brachte. Einer dieser Momente war als Ralph und Vanellope gleich zu Beginn auf den Alleswisser treffen, der ihnen bei der Suche nach dem Lenkrad helfen soll. Doch der kleine Herr im Professoren Look lässt die beiden ihre Frage nicht mal zu Ende formulieren, sondern – typisch für eine Suchmaschine – komplettiert ihre Sätze mit den häufigsten Suchanfragen. Dies führt zu einigen witzigen und absurden Vorschlägen, die man selbst nur allzu gut selbst kennt. Sogar an Spam wurde gedacht. Der Internet Bewohner J.P. Spamley taucht im Laufe des Films immer wieder unerwartet auf und möchte die Avatare sowie Ralph und Vanellope auf andere Webseiten lenken – nicht besonders erfolgreich.

©2018 Disney. All Rights Reserved.

Als Vanellope im Palast der Träume landet – das Ambivalent zur Disney Website – trifft sie dort auf die Prinzessinnen, die zum ersten Mal in der Geschichte alle in einem Raum anwesend sind! Arielle kommuniziert nur singend, Rapunzel sitzt auf einem Stuhl, der aus ihrem eigenen Haar besteht und die kleine Schottin Merida versteht niemand, da sie „von einem anderen Studio“ ist. Es ist herrlich, dass Disney auch mal über sich selbst lachen kann und jegliche Klischees auf die Schaufel nimmt. Für mich persönlich war dies eines der Highlights des Films! Denn Disney setzt mit dieser Szene ein großes Zeichen und arbeitet, wie schon die letzten Jahre, am Imagewechsel der Prinzessinnen. Weg von der Damsel in Distress, hin zu starken und selbstsicheren Frauen. Genau diese Botschaft ist in der heutigen Zeit für junge Leute besonders wichtig und wurde mit dem richtigen Feingefühl in den Film eingebaut.

Ralphs und Vanellopes Freundschaft nimmt in Chaos im Netz den Hauptfokus ein. Der Videospiel Randalierer kann mit dem schnellen und modernen Internet nichts anfangen und fühlt sich sehr unwohl. Die freche Rennfahrerin auf der anderen Seite findet im Internet all das, was ihr in ihrem Spiel und Alltag fehlt: Aufregung, Veränderung und auch ein richtig aufregendes Rennspiel, in das sie sich auf den ersten Blick verliebt. Konflikt ist hier schon vorprogrammiert. Aber, und genau das ist auch die Message des Streifens: Freunde können gemeinsam alles schaffen!

Der einzige negativ zu erwähnende Punkt für mich ist die deutsche Synchronisation des Films. In meiner Freizeit sehe ich mir Dinge am Liebsten im Original-Ton an, denn ich habe schon die letzten Jahre ein Problem damit, dass es scheinbar nur mehr 10 verschiedene SprecherInnen gibt, die allem ihre Stimme leihen. Hier würde ich mir frischen Wind, also neue und unbekannte Stimmen wünschen.

FAZIT

Chaos im Netz ist ein gelungener Disney Film, der mit einigen humorvollen Szenen und einer gehörigen Portion Ironie aufwartet. Doch auch ernstere, gefühlvollere Themen haben Platz und werden wundervoll umgesetzt. Für Disney Fans und Liebhaber des ersten Streifens ist der Film absolut zu empfehlen. Und auch für jemanden, der dieses Genre eigentlich meidet, ist der Film absolut unterhaltend und ein wahrer Augenschmaus. Besonders gefallen haben mir die verschiedensten Cameos und ich kann euch zum Abschluss nur empfehlen, die Augen nach einer Legende verschiedenster Gastauftritte offen zu halten 😉

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