Filmkritik: Child’s Play

Es ist ja nicht gerade eine neue Praxis, erfolgreiche Horror-Franchises bis zur Unendlichkeit fortzusetzen. Was dann aber doch irgendwie neu ist, ist eine noch laufende und durchaus noch Geld einspielende Reihe einfach zu rebooten. Genau das macht nämlich gerade Child’s Play, Neuauflage des Films von 1988, der damals hierzulande unter dem Namen Chucky – Die Mörderpuppe bekannt wurde.

INHALT

Das allerneueste auf dem Markt in Sachen Spielzeug ist die hochentwickelte Puppe Buddy. Diese ist fähig von ihrem Besitzer zu lernen, kann sich via Netzwerk mit anderen Gerätschaften im Haushalt verbinden und diese auch, auf Wunsch des Besitzers, steuern. Der Junge Andi ist zunächst wenig begeistert, als ihm seinen Mom, die in der Reklamationsstelle einer großen Supermarkt-Kette arbeitet, ihm eine wegen angeblicher Mängel zurückgegebene Buddy-Puppe schenkt.

Der etwas einsame Junge freundet sich aber recht schnell mit dem etwas seltsamen, aber eben doch sehr auf Andis Wohlbefinden bedachten Roboter an. Es soll allerdings nicht allzu lange dauern, bis Andi feststellen muss, dass sein kleiner neuer Freund doch noch schwerer Mängel zu haben scheint, als die sich manchmal rot verfärbenden Augen. Doch da ist es auch schon zu spät, denn rund um ihn beginnen Menschen unter den ungewöhnlichsten Umständen zu sterben.

Andy (Gabriel Bateman) und Detective Mike Norris (Brian Tyree Henry) // Foto: Eric Milner

KRITIK

Wenn man sich Child’s Play so ansieht, hat man irgendwie das Gefühl, der Autor hat ursprünglich ein zeitgemäßes Konzept über eine außer Kontrolle geratene KI-Puppe, die anfängt zu morden, entworfen, bis er oder ein Produzent, dem das Skript vorgelegt wurde festgestellt hat, „das klingt irgendwie sehr nach Chucky…machen wir doch gleich einen neuen Chucky Film daraus“. Ob das tatsächlich so gelaufen ist, oder der Streifen wirklich von Anfang an als das geplant war, was er nun ist, spielt eigentlich keine große Rolle. Jedoch stellt der neue Ansatz, eine kaputte KI anstelle eines per Voodoo in den Körper der Puppe transplantierten Serienmörders, den größten Unterschied zum Original dar.

Dementsprechend macht es absolut Sinn, dem neuen Chucky auch ein neues Design, sowie eine neue Stimme zu verpassen. Gerade ersteres kann man aber leider nur als misslungen bezeichnen. Verschwunden ist das ikonische Grinsen auf dem irgendwie ebenso gruseligen wie putzigen Gesicht der zugegebenermaßen billig wirkenden Puppe von damals. Die neue Version kommt zwar halbwegs glaubwürdig als Roboter mit stark limitierten Möglichkeiten an Mimik daher, schafft es gerade deshalb nicht einmal im Ansatz, an den Creep-Faktor des Originals zu erreichen. Stattdessen ist Chucky weniger gruselig, dafür einfach nur hässlich.

Leider bleibt das Design der Puppe aber nicht das einzige Problem von Child’s Play. Denn der Film begeht die größte Sünde, die man einem Film (und ganz besonders einem Horrorfilm) vorwerfen kann: Er ist langweilig. Schon der erste Akt bewegt sich mehr als dröge vorwärts und nimmt auch gefühlt mehr als die Hälfte der gesamten Laufzeit ein. Das mag bei einem ernsthaften Horrorfilm, der langsam Spannung aufbauen möchte, verziehen werden, doch dies ist kein solcher Film. Trotz der Unterschiede im Design und Setup will diese Iteration, ebenso wie die von 1988, in allererster Linie ein dummer, aber umso unterhaltsamerer Spaß für Freunde des gepflegten Schnetzelns sein.

Andy (Gabriel Bateman) und seine „Buddi Doll“ Chucky // Foto: Eric Milner

Nur vergisst der Film das regelmäßig. Abgesehen von den viel zu wenigen Morden und dem völlig verrückten Finale, nimmt sich der Film viel zu ernst, was wieder um nicht nur den immer wieder kurz aufflackernden Spaß im Keim erstickt, sondern die ganze Sache eben auch recht langweilig werden lässt. Und auch wenn es bei einem Streifen wie diesem kaum Sinn macht über Realismus zu sprechen, so muss man hier als Zuschauer seine Gutgläubigkeit schon bis an die Grenzen ausreizen, um den Plot zu akzeptieren, ganz besonders gegen Ende.

Die Besetzung funktioniert im Großen und Ganzen, was aber keine allzu große Leistung darstellt, denn mit Ausnahme von Andi und seiner Mutter gibt es hier nur eindimensionale Charakter-Schablonen zu sehen. Gerade Aubrey Plaza schafft in der Rolle der etwas überforderten Mutter kann auch tatsächlich viel aus der angespannten Beziehung zwischen ihrem Sohn und ihr herausholen, während Gabriel Bateman also Andi doch merklich schwächelt. Chuck, im englischen Original von Mark Hamill gesprochen, klingt in der deutschen Version leider auch eher uninspiriert und passt sich so gut an sein Design an.

Technisch gibt es nicht viel an Child’s Play auszusetzen, allerdings gilt dasselbe auch vor Lob. Die Splattereffekte, sowie die Animatronik der Puppe selbst verzichten glücklicherweise auf ein Übermaß and CGI und könnten vielleicht als gelungen bezeichnet werden, könnte man sie nur richtig sehen. Denn alle blutigen Szenen sind sehr dunkel gefilmt, wodurch man die Effekte in Wahrheit mehr erahnen als tatsächlich sehen kann. Regie und Editing bewegen sich weitestgehend im Rahmen der Genre-üblichen Konventionen. Über die Musik kann eigentlich nur dasselbe gesagt werden, hier gibt es nichts, das aus der Masse heraussticht.

„Buddi Doll“ Chucky wird Andys (Gabriel Bateman) neuer Spielgefährte // Foto: Eric Milner

FAZIT

Für mich stellt sich in erster Linie die Frage, wozu diese Neuinterpretation wirklich gut sein soll. Die Original-Reihe läuft anscheinend immer noch gut und alles was an dieser Version neu ist, nimmt der Sache einfach nur viel von dem, was Chucky ausmacht. Das beginnt beim ikonischen Design, von dem nichts übrig bleibt, setzt sich über das neue, „realistischere“ Setup, das dem ganzen viel des ulkigen Spaßes nimmt, und endet in einem tonalen Misch-Masch, der sich zu oft zu ernst nimmt und damit ein wenig langweilig wird. Dann lieber Chucky’s Bride zum wiederholten Male ansehen und wirklich Spaß haben, wäre zumindest meine Empfehlung.

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