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Filmkritik: Creed II: Rocky’s Legacy

Die einstmals sehr beliebte und überaus erfolgreiche Rocky-Reihe hatte sich nach ziemlich genau 30 Jahren und 6 Filmen mehr oder weniger totgelaufen, ganz besonders nach dem sehr späten und wenig geliebten Rocky Balboa 2006. Frischer Wind musste her, und der kam unter dem Namen Creed 2015 in die Kinos und feierte ungeahnte Erfolge. Ein neuer Ansatz, ein junges und hochtalentiertes Team, dazu ein hervorragender Cast…schon ist die Boxer-Saga wieder in aller Munde. Selbstverständlich lässt da eine Fortsetzung nicht allzu lange auf sich warten.

INHALT

Adonis Creed hat es endlich geschafft. Den Weltmeistergürten im Schwergewichts-Boxen frisch in der Tasche und frisch verlobt mit seiner geliebten Bianca, hat der Junge Mann alles erreicht, was er sich erträumt hat. Und doch fehlt ihm etwas, der Titel fühlt sich nicht so gut an, wie er sich das vorgestellt hat. Zudem werden Stimmen im Sport laut, die ihm seine Leistung absprechen wollen, da sein Vorgänger seinen Zenit schon längst überschritten hatte, als er gegen ihn antrat. Es dauert also nicht lange bis sich der erste Herausforderer dem frischgebackenen Weltmeister stellt.

Der Schock trifft Adonis and den in die Tage gekommenen Rocky gleichermaßen, als sie herausfinden, um wen es sich dabei handelt. Es ist Viktor Drago, seines Zeichens Sohn von Ivan Drago, dem Mann der viele Jahre zuvor Apollo Creed, Adonis‘ Vater, im Ring getötet hat. Ivan und sein Sohn sind auf Rache aus, denn nach der Niederlage gegen Rocky hat er alles verloren, Ruhm, Geld und seine Frau, Viktors Mutter. Entgegen dem Rat von Rocky und trotz der Überraschung, dass Bianca schwanger ist, nimmt Adonis die Herausforderung an und lässt sich damit auf den härtesten Kampf seines Lebens ein…den mit der Vergangenheit.

 ©2018 METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC. AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

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KRITIK

Das Dreamteam, bestehend aus Regisseur Ryan Coogler und dem aufstrebenden Star Michael B. Jordan, hat zum ersten Mal mit dem phänomenalen Drama Nächster Halt: Fruitvale Station von sich reden gemacht, doch der große Durchbruch ist beiden mit Creed gelungen und hat schlussendlich dazu geführt, dass beide von Marvel für Black Panther an Bord geholt wurden. Was die beiden mit Creed auf die Beine gestellt haben, war ebenso ein sehr persönliches Drama um den Sohn einer Legende, der seinen Vater aber nie kennenlernen durfte, wie es ein spannender Box-Film war. Somit hatte er mehr mit dem originalen Rocky aus dem Jahr 1976 gemein, als alles was danach kam. Nun stellt sich die Frage, wohin sich Adonis‘ Geschichte nach dem Wegfall von Regisseur Coogler weiterentwickelt.

Die gute Nachricht ist, Creed II verirrt sich nicht in reinem Box-Pathos und unglaubwürdig endlosen Prügel-Orgien, wie es die späteren Rocky Teile leider getan haben. Auch wenn der finale Kampf die Dramatik ein kleines bisschen zu dick aufträgt, bleibt der Film bis dahin immer am Boden und vergisst nicht worum darauf seine Charaktere auszuarbeiten, ihnen Motivationen, Sorgen und Hürden zu geben, die sie zu überwinden haben. Denn nur so kann sich ein Publikum in die Akteure versetzen, sie verstehen und mit ihnen fühlen. Kein noch so aufwendig gefilmter Boxkampf voller schweiß- und blutgetränkter Zeitlupen-Aufnahmen schafft das, wenn einem der Mann im Ring egal ist.

 ©2018 METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC. AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

©2018 METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC. AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

Womit wir bei einem kleinen Makel angekommen wären. Spannenderweise derselbe Makel, mit dem auch schon der „indirekte direkte“ Vorgänger von Creed II zu kämpfen hatte, Rocky IV: Der Kampf des Jahrhunderts. Hier wie dort wird der Gegner vernachlässigt. Beide Filme bieten gute Ansätze, um auch dem jeweiligen russischen Widersacher einen tiefgründigen Charakter zu verpassen, gehen den Weg aber nicht zu Ende und belassen es dann doch beim bösen, zornigen Russen. Das ist furchtbar schade, denn das Potential ist da und ein gut ausgearbeiteter Gegner, den man genauso gut verstehen kann wie den Helden, würde einen finalen Showdown noch um so vieles spannender machen.

Dass Michael B. Jordan auch ohne seinen Freund Coogler überzeugen kann, sollte niemanden überraschen. Rein optisch kauft man ihm jede Strapaz aus der obligatorischen Trainings-Montage locker zu und jede Emotion, jeder Schmerzensschrei geht einem durch Mark und Bein. Und auch Sylvester Stallone beeindruckt abermals als alter, auf seine ganz eigene Art weiser Mentor. Auch der Rest des Casts kann uneingeschränkt überzeugen, was auch Dolph Lundgren miteinschließt. Seine Rolle erfordert zwar keine allzu große Bandbreite, aber was er zu vermitteln sucht, gelingt ihm einwandfrei. Florian Muntean, der Viktor mimt, hat zwar nicht viel zu tun, außer zornig und bedrohlich zu wirken, das gelingt dem Mann aber ohne Probleme und zwar nicht nur auf Grund seiner Statur.

Wenn man Creed II von der handwerklichen Seite betrachtet, fällt dann doch auf, dass der neue Regisseur, Steven Caple Jr., nicht ganz mit der Klasse seines Vorgängers mithalten kann. Es gibt zwar nicht wirklich etwas an Regie, Kamera oder Schnitt auszusetzten, doch wird hier „nur“ perfekte Qualität aus dem Handbuch geliefert, wogegen Cooglers Arbeit in viel persönlicher, überlegter und damit wirkungsvoller daherkommt. Ein kleines bisschen CGI hat sich in den finalen Kampf geschlichen, worauf man absolut hätte verzichten können, ein wirkliches Problem stellt das aber nicht dar. Die Musik kann, wie schon im ersten Teil, ebenfalls wieder überzeugen. Die Mischung aus wildem Rap und den fast schon klassischen Rocky-Motiven funktioniert hervorragend und trägt ihren Teil zur aufgeputschten Stimmung, gerade im Finale, bei.

 ©2018 METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC. AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

©2018 METRO-GOLDWYN-MAYER PICTURES INC. AND WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC.

FAZIT

Creed II: Rocky’s Legacy schafft es zwar nicht ganz, an die Highlights der Reihe, Rocky und Creed, heranzukommen, ist aber trotzdem ein verdammt guter Boxer-Film geworden. Er bewegt sich, wie auch die Fortsetzungen des Originals, zwar ein wenig weg vom Charakter-Drama in Richtung Sport-Spektakel, verzichtet aber Großteiles auf allzu viel Pomp und bleibt angenehm geerdet. Die Besetzung des Vorgängers bleibt weitestgehend erhalten und überzeugt auch dieses Mal uneingeschränkt. Wenn auch die Antagonisten ein wenig mehr Tiefe aufweisen würden und in der Inszenierung ein kleines bisschen mehr Leidenschaft stecken würde, hätte aus diesem wirklich guten Film wohl ein hervorragender werden können.

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