Filmkritik: Das Haus der geheimnisvollen Uhren

Der mit Filmen wie „Cabin Fever“ und „Hostel“ bekannt gewordene Eli Roth gilt als einer der größten Wegbereiter des vor einigen Jahren für eine Weile sehr beliebten Torture Porn Genres. Zuletzt hat er mit dem sehr enttäuschenden „Death Wish“ bewiesen, dass Subtilität auch weiterhin nicht zu seinen größten Stärken gehört. Nun wagt er sich mit „Das Haus der geheimnisvollen Uhren“ erstmals an Material, das nicht ausschließlich für Erwachsenen geeignet ist, ja sogar tatsächlich auf ein junges Publikum zugeschnitten zu sein scheint. Kann das also funktionieren?

INHALT

Nach dem tragischen Unfalltod seiner Eltern muss der nun verwaiste Lewis zu seinem Onkel Jonathan ziehen. Den kannte er bisher nur aus Erzählungen seiner Mutter, da sich dieser schon vor vielen Jahren von seiner Familie abgewandt hat. Dort angekommen, fragt sich Lewis recht schnell, wo er hier nur hineingeraten ist. Sein Onkel, der ihn zwar überschwänglich in Empfang nimmt und ihm seinen Aufenthalt so angenehm wie möglich machen zu wollen scheint, benimmt sich gerade nachts mehr als nur seltsam. Dann ist da die Nachbarin Florance, die eine ganz besondere Beziehung zu Jonathan zu haben scheint, worüber aber beide nicht sprechen wollen.

Das ungewöhnlichste aber ist das Haus seines Onkels, in dem er nun lebt. Von oben bin unten vollgestellt mit Uhren und seltsamen Gegenständen, scheint es ein Eigenleben zu führen. Und recht schnell stellt sich heraus, dass Lewis damit gar nicht so unrecht hat, war es doch früher das Domizil eines bösen Hexenmeisters. Dieser hat in seinem Haus viele Geheimnisse hinterlassen, wovon eines die Zukunft der Welt, wie wir sie kennen bedroht. Und die Uhr, die tief in den Wänden des alten Gemäuers verborgen ist und das Ende einläutet, tickt unaufhörlich.

© Storyteller Distribution Co., LLC

KRITIK

Der erste Trailer, den ich zu Das Haus der geheimnisvollen Uhren gesehen habe, war eine interessante Erfahrung. Eine etwas gruselige, aber doch familientaugliche Geschichte, in der ein hochmotivierter Jack Black einen schrulligen Zauberer mimt. Mag schräg klingen, vermochte aber durchaus, mich neugierig zu machen. Als dann am Ende auch noch der Name Eli Roth als Regisseur auftauchte, war mir klar, dass ich diesen Film sehen muss. Einfach um zu sehen, was eine solche Konstellation für einen Film hervorbringen kann.

Nun, um die Kernaussage gleich vorwegzunehmen: Wir haben es hierbei wohl mit Roth’s bestem Film seit langen, wenn nicht sogar mit seinem besten überhaupt zu tun. Denn auch wenn seine Filme mitunter recht erfolgreich waren, cineastische Meisterleistungen waren keine darunter, das muss auch ich, als großer Fan von Cabin Fever eingestehen. Und auch wenn sein aktuelles Werk es wohl kaum zum Klassiker schaffen wird, ist der Film doch im Großen und Ganzen gelungen.

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Zum einen liegt das an der interessanten Story rund um Verlust, Familie, Trauer und Mut, verpackt in ein fantastisches Abenteuer voller Magie, lebender Möbel und Kampfkürbissen. Die stammt zwar nicht aus der Feder der Produktion, sie basiert auf dem gleichnamigen Buch von 1973, bietet aber alles was der jungen Generation mit dem Ende der Harry Potter Reihe verloren gegangen ist. Und genau diese Ähnlichkeit ist es wohl auch, die das Studio veranlasst hat, die Umsetzung zu finanzieren, hat Potter doch bewiesen wie viel Geld damit, zumindest theoretisch, zu machen ist.

Das tut der Sache aber keinen Abbruch, denn auch wenn das eine oder andere Klischee bedient wird, bleibt doch genug frisches übrig um sich von anderen, vergleichbaren Settings und Stories abzuheben. Dazu kommen ordentlich ausgearbeitete Charaktere, die ihre Macken und Vorgeschichten haben, wodurch sie dann im Endeffekt plastischer und nachvollziehbarer werden. Humor ist besonders bei dieser Zielgruppe auch ein wichtiger Punkt, womit wir bei einem Makel des Films angelangt wären.

Während sich der allgemeine Ton hier in etwa auch dem Niveau der frühen Harry Potter Filme bewegt (unbeschwerte Abenteuer voll Witz und Charme, aber immer wieder mit düsteren und gruseligen Momenten), wirkt der Humor über weite Strecken auf ein noch kleineres Publikum zugeschnitten. So wundert man sich ständig, wem man diesen Film denn nun zeigen soll. Gedankengänge wie „Oh, das würde meinem 6-jährigen Neffen begeistern“ wechseln sich regelmäßig ab mit „Aber nach dieser Szene hat er ein halbes Jahr Albträume“. Und ob das ein wenig ältere Publikum den wirklich sehr simplen Witz auch zu schätzen weiß, wage ich nicht so recht zu beurteilen.

 

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Nicht anzuzweifeln ist allerdings die Besetzung. Jack Black ist immer dann gut, wenn er Jack Black spielen darf und das ist hier der Fall. Gemeinsam mit einer wie eigentlich immer fantastischen Cate Blanchett trägt er mehr oder weniger den ganzen Film. Der heutzutage viel zu wenig aktive Kyle MacLachlan bekommt in der Rolle des Bösewichts zwar nicht allzu viel zu tun, macht seine Sache aber trotzdem wunderbar. Bei den kleinen Darstellern gibt es allerdings schon Grund zum Meckern. Der den jungen Protagonisten verkörpernde Owen Vaccaro kann zwar nicht in jedem Moment hundertprozentig überzeugen, macht das aber durch sein wunderbar sympathisches Wesen weg. Weniger gelungen dagegen ist das Casting der „bösen“ Kids in Lewis Schule.

Das Haus der geheimnisvollen Uhren wurde von Steven Spielbergs Amblin Studios produziert, was man ihm durchaus ansieht. Die vielen (hauptsächlich computergenerierten) Special Effects sind auf durchwegs hohem Niveau und vor allem das Setdesign des verzauberten Hauses ist phänomenal. Dagegen hebt sich der Film handwerklich kaum über „kompetent“ hervor, ob das nun Schnitt, Kamera oder auch Roths Regie betrifft. Auch hier bestätigt sich wieder, dass der Mann mehr Handwerker als Künstler ist, was aber, wenn man ihm das richtige Team und Material zur Verfügung stellt, absolut funktionieren kann. Nathan Barr hat die Musik geschrieben und auch für ihn ist das Genre neu, ist der langjährige Freund Roths doch ebenfalls eher im Horror beheimatet. Diese Wurzeln merkt man dem Soundtrack zwar an, stören tut das aber gar nicht, ganz im Gegenteil, er fügt sich schön ins Bild ein und unterstreicht den Gruselfaktor ungemein.

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FAZIT

Was uns hier vorliegt ist ein in allen Belangen gelungenes Fantasy-Abenteuer für ein jüngeres Publikum, dass seit dem Ende der Harry Potter Reihe nicht mehr allzu üppig bedient wird. Auch wenn der Ton sich nicht immer sicher zu sein scheint, welche Altersklasse man denn nun genau ansprechen will, macht die Sache doch durchwegs Spaß. Dass ist vor allem den beiden erwachsenen Hauptdarstellern und der wirklich soliden Story geschuldet, nicht unbedingt Eli Roths meisterlicher Regie. Trotzdem hat er hier weit mehr gezeigt als ihm so mancher zugetraut hätte. Ob sich der Film tatsächlich als Franchise (immerhin besteht die Buchvorlage aus 12 Büchern) etablieren kann, wage ich allerdings zu bezweifeln. Denn dazu fehlt ihm das gewisse etwas…vielleicht ein wenig Magie?

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