Filmkritik: Deadpool 2

Die Geschichte des „Merc with a mouth“ im Film ist eine…nennen wir es abenteuerliche. Der erste Versuch, den politisch unkorrektesten Superhelden im Kino zu platzieren, damals in „X-Men Origins: Wolverine“, war eine ausgewachsene Katastrophe. Danach hat sich lange niemand mehr an den Söldner mit der großen Klappe herangetraut. Bis er 2016 in „Deadpool“ nicht nur seine Rückkehr feierte, sondern auch gleich zu einem der erfolgreichsten Superhelden-Filme überhaupt wurde, obwohl er in den Staaten mit einem R-Rating (ab 17) lief. Und so stellt sich jetzt die Frage: Kann „Deadpool 2“ an diesen Erfolg anschließen, oder wird ihm wieder der Mund zugenäht?

INHALT

Auftrags-Superheld Wade Wilson steckt in einer existenziellen Krise, als er über den jungen Mutanten Russel stolpert. Der hat nicht nur eine schwierige Kindheit hinter sich, sondern auch eine finstere vor sich. Denn plötzlich erscheint ein futuristisch ausgerüsteter Soldat, der sich selbst Cable nennt und will den Jungen aus unerfindlichen Gründen mit allen Mitteln töten.

Und so beschließt Deadpool, es sich zur Aufgabe zu machen, Russel zu beschützen und Cable zu eliminieren. Zu diesem Zweck stellt er sich ein Team aus Mutanten, Buchhaltern und sonstigen Leuten, die nicht schnell genug das Weite suchen, zusammen. Denn was die X-Men können, das kann er und seine X-Force schon lange.

© 2018 Twentieth Century Fox

KRITIK

Wenn man den ersten Deadpool rückblickend und ganz neutral betrachtet, muss man ganz unweigerlich feststellen, dass er in keinem Punkt ein wirklich bemerkenswert guter Film ist. Eine mehr als nur simple Story, eindimensionale Charaktere und Witz der, entgegen der weltweiten Altersfreigaben, eigentlich am besten zu pubertierenden Jungs auf dem Schulhof passt. Und doch funktioniert das Gesamtpaket ausgezeichnet und macht Spaß.

Das liegt vor allem daran, dass man damals genau wusste, was der Film sein sollte. Respektlos, laut, blutig. Und vor allem anderen, eine riesen Hetz. Eine Deadpool-Story eben. Diesen Fokus aufs Wesentliche scheinen die Verantwortlichen nun, nach dem großen Erfolg des Erstlings, aber aus den Augen verloren zu haben. Und genau hier liegen die Probleme von Deadpool 2 begraben.

Es scheint mir, als wollten die Verantwortlichen hier zu viel aus dem an sich ganz simplen Konzept machen. Eine tragische Backstory, familiäre Bindungen, große Gefühle. Das mögen alles Grundzutaten aufregender und berührender Filme sein, passen aber so gar nicht zum im sekundentakt Witze über diverse Körperöffnungen reißenden Wade Wilson. Und so sabotiert sich Deadpool 2 regelmäßig selbst, in dem er das Publikum aus dem reinen Genießen des Unsinns herauszieht und von ihm verlangt, für die Dauer einer Szene, auf Emotion umzuschalten.

© 2018 Twentieth Century Fox

Leider hat auch der Witz, gegenüber dem Original, merklich gelitten. Auch dort war das Niveau bestimmt kein sonderlich hohes, doch war es erfrischend sich vom respektlosen Gag-Feuerwerk bespaßen zu lassen. Besonders im Kontext des Superhelden-Kinos war das eine ganz neue Erfahrung. Diesen Bonus hat Deadpool 2 einfach nicht mehr, außerdem ist aus respektlos hier auch weitestgehend niveaulos geworden. Die einzigen Gags die wirklich zünden, sind jene, die sich auf der Meta-Ebene abspielen (also über sich selbst oder andere Filme/Comics/Bücher herziehen). Der Rest ist fast ausschließlich Toiletten-Humor einfachster Machart.

Auch wenn das alles schlimm klingen mag, ist Deadpool 2 kein wirklich schlechter Film. Das liegt vor allem an seinen wunderbar durchgeknallten Charakteren, allen voran Ryan Raynolds‘ Wade, aka Deadpool. Und die machen auch im zweiten Anlauf, trotz der oben genannten Schwächen, immer noch sehr viel Spaß. Neben Raynolds fallen besonders Josh Brolin als Cable, Zazie Beetz als fröhliche und glückliche Domino, und die schon aus dem ersten Teil bekannte Leslie Uggams als blinde Al, positiv auf.

Einen weiteren kleinen Dämpfer der Freude stellt die unnötig übertrieben eingesetzte Masse an CGI-Effekten dar. Kein „echter“ Tropfen Blut, keine Modell-Gliedmaßen, alles kommt so gut wie ausschließlich aus dem Computer. Dass die Qualität der Tricks dabei das Niveau anderer großer CGI-Schlachten à la Marvel nie erreicht, macht die Sache auch nicht gerade besser. Dafür ist der Soundtrack ebenso abgedreht wie der Rest des Spektakels und daher stimmig.

© 2018 Twentieth Century Fox

Fazit

Auch Deadpool 2 ist, wie der Erstling, Unterhaltungskino in Reinform. Nur waren sich dessen die Macher leider nicht ganz bewusst. Der Versuch, dem Spaß mehr Emotion und „Sinn“ zu injizieren, nimmt dem Ganzen seine Unbekümmertheit. Dass der Witz und auch die technische Umsetzung doch merklich nachgelassen haben, macht den neuen Film dann doch eindeutig zu einem erkennbaren Rückschritt. Spaß macht die Sache in jedem Fall immer noch, für den dritten Teil sollte man sich allerdings ein wenig mehr Mühe geben.

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