Halloween ist vorbei, das heißt bald ist Weihnachten! Und als absolute Liebhaberin dieses Fests könnte ich mich nicht besser darauf einstimmen, als mit einem passenden Film – besonders wenn es sich um einen Streifen aus dem Hause Disney handelt! Die beiden Regisseure Lasse Hallström und Joe Johnston wagen sich an die bereits zahlreich interpretierte Geschichte rund um den Nussknacker und den Mausekönig, verpassen dieser jedoch einen interessanten Twist und schaffen so einen Film, der sich neben anderen Weihnachtsklassikern durchaus sehen lassen kann!
INHALT
Für die Familie Stahlbaum steht das erste Weihnachtsfest ohne die kürzlich verstorbene Mutter vor der Tür. Besonders die mittlere Tochter, Clara, leidet sehr unter diesem Verlust, da die beiden ein gemeinsames Interesse für die aufkommende Technik des viktorianischen Zeitalters hegten. An Heiligabend bekommen die drei Kinder besondere Geschenke, welche die geliebte Mutter ihnen hinterlassen hat. Clara erhält einen verschlossenen eiförmigen Gegenstand in einer Box mit der geheimnisvollen Nachricht „Alles was du brauchst, ist im Inneren“. Doch von einem Schlüssel fehlt jede Spur – und das besondere Schloss lässt sich nicht knacken. Sie beschließt das Ei mit zur Weihnachtsfeier ihres exzentrischen Patenonkels zu nehmen, da dieser ihr beim Lösen des Geheimnisses um den verschlossenen Gegenstand helfen könnte.
Gerade als sie am Fest ihren Patenonkel zum verschlossenen Gegenstand befragt, beginnt die Geschenkeverteilung – Claras Fragen müssen also noch warten. An einem großen Baum in der Mitte des Gartens weisen beschriftete bunte Schnüre den Leuten den Weg zu ihren Geschenken. Clara folgt ihrer goldenen Schnur und findet sich auf einmal in der Welt der Vier Reiche wieder. Dort angekommen muss das Mädchen nun nicht nur den Schlüssel finden, sondern auch die magische Welt vor der Machtübernahme durch die böse Mutter Ingwer und ihrem Handlanger, dem Mausekönig, bewahren.
KRITIK
Als großer Weihnachts-Fan habe ich schon einige Variationen der Geschichte um den Nussknacker verschlungen. Doch Disneys Der Nussknacker und die vier Reiche haucht der Story frischen Wind ein, indem es die originale Kurzgeschichte von E.T.A. Hoffmann „Der Nussknacker und der Mausekönig“ und das bekannte von Piotr Iljitsch Tschaikowski vertonte Ballett als Vorlage nimmt und die Geschichte originell fortführt.
Der Nussknacker und die vier Reiche ist ein wunderbarer Weihnachtsfilm, der mit opulenten Bildern und Kulissen eine zauberhafte Welt schafft. Die Animationen sind wunderbar gelungen, besonders der Mausekönig, bestehend aus 60.000 einzelnen Mäusen, hinterlässt einen prägenden Eindruck. Die Kostüme strotzen nur vor Detailverliebtheit und spiegeln die unterschiedlichen Reiche erkennbar wieder. Die von Keira Knightley verkörperte Zuckerfee trägt eine Perücke die aussieht, als wäre ihr Haar aus Zuckerwatte – perfekt als Regentin des Naschwerklandes. Und auch das Kostüm des Regenten des Blumenlandes, der durch Eugenio Derbez dargestellte Hagedorn, ist passend von Kopf bis Fuß mit Blüten und Blättern verziert.
Ein Punkt der mich bei Disney Filmen als Kind schon immer gestört hat war, dass die meisten weiblichen Protagonisten relativ hilflos dargestellt wurden – die typische „Damsel in distress“. Doch Clara entspricht diesem Klischee gar nicht. Sie ist für die Verhältnisse der viktorianischen Zeit nicht das, was dem klassischen Frauenbild dieser Epoche entsprechen würde. Sie hat keine Lust auf gesellschaftliche Veranstaltungen, sondern hegt – wie ihre Mutter – ein großes Interesse an der Wissenschaft. Besonders angetan haben es ihr Mechanik und Physik und Clara scheut auch nicht davor in ihrem Abenteuer diese Prinzipien für sich zu verwenden. Ich finde es toll, dass Disney das Bild selbstbewusster starker Mädchen an seine Zuseher übermittelt.
Der Nussknacker und die vier Reiche kann mit einer Riege an großartigen Schauspielern auffahren – von Morgan Freeman, Helen Mirren bis hin zu Keira Knightley. Doch gerade mit letzterer kann ich mich im Film nicht so recht anfreunden, wirkt sie für meinen Geschmack zu schrill – auf Englisch würde man sagen „over the top“. Doch dieser kleine Minuspunkt darf nicht davon ablenken, dass die erbrachte schauspielerische Leistung des gesamten Casts durchwegs gut war, besonders die der jungen Mackenzie Foy, die Clara durch ihr Schauspiel zu einem komplexen Charakter aufblühen lässt. Herausragend ist auch Matthew Macfadyen in der leider sehr klein ausgefallenen Rolle als trauernder Vater von Clara. Bei Macfadyen fällt mir jedes Mal das Sprichwort „Blicke sagen mehr als tausend Worte“ ein, denn genau das schafft er immer und immer wieder – er benötigt tatsächlich keine Worte, sondern schafft es alleine mit seiner Mimik und seinen Augen, das richtige Gefühl zu vermitteln.
Tschaikowskis Nussknacker Suite ist eines meiner absoluten Lieblingsmusikstücke und der wohl meistgenutzte Soundtrack in Weihnachtsfilmen. Disney hat sich entschieden, die vom russischen Komponisten geschaffenen Themen als Basis für ihren Soundtrack zu nutzen, verleiht ihnen jedoch, unter anderem durch den bekannten Pianisten Lang Lang, einen neuen Anstrich. Passend wurde auch eine Ballettnummer in den Film eingefügt, die kunstvoll die Vorgeschichte zur Entstehung der vier Reiche erzählt.
FAZIT
Der Nussknacker und die vier Reiche ist eine tolle Neuinterpretation der kultigen Geschichte des Nussknackers und ich weiß jetzt schon, dass dieser Film ein persönlicher Klassiker wird, der jedes Jahr – neben Kevin – Allein zu Haus, Buddy – Der Weihnachtself und Santa Clause – Eine schöne Bescherung, bei mir am Fernseher laufen wird. Natürlich ist der Film etwas „kitschig“, aber er schafft es perfekt, ein kindliches Weihnachtsfeeling zu erzeugen. Familien, Disney Fans und Weihnachtsliebhaber werden den Film genießen – wenn euer Lieblings-Weihnachtsfilm Stirb Langsam ist, solltet ihr euch lieber etwas anderes ansehen.