Filmkritik: Die Mumie

Die 1999 gestartete Franchise über die Mumie, damals noch mit Brandon Fraser und Rachel Weisz in den Hauptrollen, war für viele von uns wohl der erste Kontakt mit dem Material. Doch schon 1932 wurde der Stoff erstmals verfilmt. Universal Studios sicherte sich damals die Rechte an vielen der heute noch bekannten, klassischen Monster und produzierte damit eine beachtliche Anzahl erfolgreicher Gruselfilme. Nun, in Zeiten von über Jahre hinweg im Voraus geplanten Franchises, versucht das gleiche Studio aus eben jenen Monstern ein eigenes Filmuniversum zu schaffen. Das hört auf den Namen Dark Universe und feiert mit einer frischen Fassung der Mumie seine Premiere.

Inhalt

Nick Morton (Tom Cruise) ist ein im Nahen Osten stationierter US-Soldat und nebenberuflicher Kunstdieb. Gemeinsam mit seinem Freund und Komplizen Chris (Jake Johnson) legt er, eher unbeabsichtigt, die Grabkammer der ägyptischen Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) frei. Die Archäologin Dr. Halsey (Annabelle Wallis), die schon zuvor mit unserem Grabräuber Nick zu tun hatte, lässt den Sarkophag bergen, was sich als großer Fehler herausstellen soll. Denn Ahmanet ist am Leben und verfolgt einen finsteren Plan.

Bildnachweis: © Universal Pictures

Kritik

Auch wenn die ersten Trailer bei mir wenig Eindruck hinterließen, war ich doch sehr gespannt auf die Neuauflage der Mumie. Einerseits erweckten die ersten Bilder doch den Eindruck das hier etwas tatsächlich Neues aus dem alten Material entstanden ist. Und zum anderen hat Tom Cruise schon seit langem in keinem wirklich schlechten Film mitgewirkt.

Nun, anders als seine Vorgänger ist die Mumie allemal geworden, besser allerdings nicht unbedingt. Die drei Teile der Serie aus den Jahren rund um die Jahrtausendwende wollten nichts weiter als großes, knallbuntes Unterhaltungskino sein. Und das hat, zumindest beim ersten Teil, auch ordentlich funktioniert. Beim aktuellen Film will man viel mehr und scheitert an seinen Ambitionen. Es sollte düsterer werden, eher an das Original aus den 30er Jahren angelehnt. Aber nicht zu düster, denn immerhin soll aus daraus eine riesige Blockbuster-Franchise entstehen. Also dann doch eine Menge bombastischer Action und seichtem Humor. Außerdem müssen noch die Grundsteine für die kommenden Filme gelegt werden, also werden Storystränge begonnen, die nur angeschnitten werden, um Lust auf mehr zu machen.

Das alles lässt den Film zu einem inkohärenten Erlebnis werden, dessen einzelne Versatzstücke zwar Potential haben, aber zu keinem Zeitpunkt die Chance bekommen zu strahlen. Während die ersten 20 Minuten mit witzigem Buddy-Movie Gehabe und überdrehter Action noch sehr an die Fraser-Zeiten erinnern, wird es dann plötzlich recht düster und brutal. Nur um dann ein paar Minuten später wieder in regelrechtem Klamauk zu enden. Der zweite Akt wird dann fast ausschließlich der Etablierung der größeren Geschichte, die da kommen werden, gewidmet. Das schadet dem Film zwar nicht unbedingt, wirkt aber trotzdem erzwungen und überflüssig. Und während der große Showdown noch recht spannend und aufwendig inszeniert ist, bricht der Film in der finalen Auflösung endgültig zusammen. Bedeutungsschwanger und pathetisch, ohne dem Publikum die Möglichkeit zu geben, das gesehen nachzufühlen.

Das liegt vor allem an Tom Cruise Figur, der am „Anakin Skywalker“-Syndrom leidet. Sein Sinneswandel vom eigentlich skrupellosen und egoistischen Dieb zum liebenden Helden passiert übergangslos von einer Minute auf die andere und ist damit weder glaubwürdig noch nachvollziehbar. Ganz allgemein sind die Charaktere ein großer Schwachpunkt des Skripts. Was sehr schade ist, denn die Schauspieler liefern an und für sich gute Arbeit ab. Tom Cruise gefällt als unverlässliches Schlitzohr, kann aber den (oben erwähnten) emotionalen Wandel nicht überzeugend wiedergeben. Jake Johnson macht Spaß, wird aber vom Drehbuch über weite Strecken einfach vergessen, nur um dann plötzlich doch wieder aufzutauchen. Annabelle Wallis macht ihre Sache ordentlich, hat aber die wohl schwächste Rolle von allen. Ihr Charakter bleibt weitgehend passiv und dient rein als Werkzeug um die Geschichte voranzubringen. Wirklich gut gefallen hat mir Sofia Boutella. Man kauft ihr die Böse Prinzessin gerne ab, sie wirkt bedrohlich brandgefährlich, zugleich aber anmutig und verführerisch. Auf Russel Crowes Rolle will ich an dieser Stelle nicht genauer eingehen. Nur so viel: Sie ist ein Highlight des Films und macht dann trotz all der Mängel doch neugierig auf die Dinge die das Dark Universe vielleicht noch zu bieten hat.

Technisch und optisch gibt es an der Mumie nichts auszusetzen, das darf man sich aber bei einer Produktion dieser Größenordnung auch erwarten. Das Setdesign ist opulent, die Effekte überdimensional und qualitativ hochwertig. Auch das Charakter- und Kostümdesign von Ahmanet sei erwähnt, sie sieht mit einer Mischung aus Maske, Kostüm und CGI wirklich beeindruckend aus.

Bildnachweis: © Universal Pictures

 

FAZIT

Die Mumie hat viele Probleme. Das größte ist aber die Krankheit unter der zurzeit so viele große Hollywood-Produktionen leiden: Der Fokus darauf, eine riesige Franchise zu etablieren, lange bevor man abschätzen kann wie gut die Idee überhaupt ankommt, anstatt erst einmal einen guten Film zu machen und darauf aufzubauen. Das führt zu einer überladenen Story, die den ohnehin schwachen Charakteren kaum Zeit gibt sich glaubwürdig zu entwickeln und einem Ende, das zu einer erzwungenen Überleitung zum nächsten Film verkommt. Dafür ist das ganze sehr hübsch anzusehen und bietet zumindest ein technisch ordentliches, anspruchsloses Action-Kino.

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test