Filmkritik: Die Schöne und das Biest

Als Disney ein Realfilm-Remake eines ihrer größten Klassikers angekündigte, war die Skepsis  groß. Nicht nur wegen der technischen Umsetzbarkeit auf einem ausreichend hohen Niveau, sondern auch ob die gewohnt hohen Standards aus dem Haus mit der Maus beibehalten werden können, wurde stark bezweifelt. Vor allem in der Fangemeinde des Originals kam auch immer wieder die Frage nach dem Sinn auf. Warum ein nahezu perfektes Werk neu auflegen und damit potentiell zu „verschlimmbessern“?

Inhalt

Das Mädchen Belle lebt mit ihrem Vater, einem Uhrmacher, in einem kleinen hinterwäldlerischen Dorf und langweilt sich zu Tode. Sie liebt Bücher, will die Welt sehen und interessiert sich so gar nicht für Heim, Herd, Kinder, oder gar die Avancen des hiesigen Schönlings und Kriegshelden.

Als ihr Vater von seiner jährlichen Fahrt zum großen Markt nicht zurückkehrt, findet Belle heraus, dass er auf einem dunklen Schloss, tief verborgen im nahegelegenen Wald, gefangen gehalten wird. Natürlich macht sie sich auf um ihn zu retten, stellt aber schnell fest, dass so einiges in diesem Schloss nicht mit rechten Dingen zugeht.

Jahre zuvor wurde der dort lebende Prinz, mitsamt seinen Bediensteten, von einer Hexe verwunschen. Während er in ein furchteinflößendes Biest verwandelt wurde, machte der Fluch seine Angestellten zu lebenden, sprechenden Haushaltsgegenständen. Und die Ankunft der schönen Belle soll ihrer aller Leben verändern.

© 2016 Disney Enterprises, Inc. All Rights Reserved..

Kritik

Nach allen Regeln der Logik sollte ein Film wie dieser, für jemanden wie mich nicht funktionieren. Als Mann Anfang 40, kinderlos, der den Zeichentrickfilm nie vollständig gesehen hat (und auch nie das Bedürfnis danach hatte) und sich mit ungefähr 13 Jahren das letzte Mal ein Musical angesehen hat, ist man wohl so weit vom Zielpublikum von Die Schöne und das Biest entfernt, wie man es nur sein kann.

Und doch funktioniert der Film, auch für mich. Die Geschichte ist so abgedroschen wie sie zeitlos ist. So herzzerreißend und doch zugleich kitschig. Wir alle wissen, was uns der Film sagen will, schon in den ersten Minuten, wenn wir sehen wie der herzlose und oberflächliche Prinz zum Biest wird. Schönheit alleine ist nicht alles und auch viel mehr als man mit seinen Augen sehen kann.

Warum also verkommt das alles nicht zum unansehbaren Schmachtfetzten mit fragwürdigen Untertönen? Immerhin wird hier über innere Schönheit und die Wichtigkeit anderer Werte gelehrt, ohne jedoch selbst auf atemberaubende Sets, phantastische Effekte und bestaussehende Schauspieler zu verzichten. In erster Linie liegt es an der Leichtfüßigkeit des Ganzen. „Die Moral von der Geschicht“ ist kein erhobener Zeigefinger, der uns ein schlechtes Gewissen machen soll. Sie ist einfach der Aufhänger für eine romantische Geschichte, aus der man im Idealfall etwas mitnehmen kann.

Der zweite große Grund ist die dem Hause Disney eigene Magie. Die besteht seit eh und je aus fantasievollen Bildern, unendlich liebenswerten Nebenfiguren (hier des Biests Bedienstete in Form von Kerzenhalter, Standuhr oder Teekanne) und der Gabe, sich so gut wie nie im Ton zu vergreifen. Es wird gruselig, traurig und auch albern…ohne aber jemals zu gruselig, zu traurig oder zu albern zu werden und damit in eine nicht gewollte, tonale Richtung abzugleiten.

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Die Musik ist ohne Zweifel ikonisch und trägt ihren unbestreitbaren Teil dazu bei, Die Schöne und das Biest zu dem zu machen was es ist. Und auch wenn die übersetzten Texte, wie schon im gezeichneten Film von 1991, nicht an die Originale heranreichen, so ist sehr wohl zu erkennen (und anzuerkennen) auf welch hohem Niveau sich auch die Produktion der deutschen Fassung bewegt.

Selbstverständlich war viel Special Effects und CGI Arbeit nötig um das Schloss, das Biest und vor allem die lebendigen Gegenstände zu realisieren. Und auch hier kann Disney voll und ganz überzeugen, was aber angesichts der finanziellen Möglichkeiten und des im eigenen Haus vorhandenen Know-Hows nicht allzu sehr überrascht.

Allein auf Filmmagie wollte man sich aber auch nicht verlassen und hat den Film auch vorzüglich besetzt. Wäre Emma Watson beim Erscheinen des Originals nicht erst ein Jahr alt gewesen, könnte man meinen die Zeichner damals hätten sich von ihr inspirieren lassen, und sich macht ihre Sache auch ganz fabelhaft. Luke Evans hat sichtliche Freude an seiner Rolle als selbstverliebten Gaston und das überträgt sich auf den Zuseher, man kann es nur lieben ihn zu hassen. Dazu kommen, ein dieser Tage viel zu selten gesehener, Kevin Kline als Belles Vater und mit Josh Gad ein wunderbar liebenswerter LeFou. Dan Stevens ist als das Biest zwar nicht wiederzuerkennen, aber auch er macht seine Sache sehr gut.

Am Ende bleibt nun noch die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Remakes. Die Unterschiede zum ersten Film sind mit der Lupe zu suchen. Sogar optisch gleichen sich die Filme, dank moderner CGI-Effekte, wie ein Ei dem anderen. Damit ist die aktuelle Version aber auch um keinen Deut schlechter als das Original. Ist jenes vielleicht in seiner gezeichneten Form tatsächlich für ein junges Publikum nicht mehr zeitgemäß? Ich werde diese Frage nicht beantworten können, aber es wird interessant sein zu sehen, welchen der beiden Filme die nächste Generation ihren Kindern vorführen wird.

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Blu-ray: Technische Infos & Extras

Die mir vorliegende 3D Blu-ray gibt keinerlei Grund zur Kritik. Scharf, flimmerfrei und kontrastreich bleibt das Bild in 16:9 immer, auch in 3D. Dazu gibt es wunderschönen DTS-HDHR 5.1 Sound für die deutsche Fassung (DTS-HDMA 7.1 für die englische Originalfassung) und neben der deutschen und englischen, eine italienische Tonspur.

Die Extras sind, wie bei Disney üblich, recht umfangreich, aber in erster Linie für Kinder aufbereitet. Es finden sich erweiterte Songfassungen, ein Musikvideo, zusätzliche Szenen, aber auch verschiedene Featurettes zum Beispiel zum Kostümdesign und dergleichen, auf der Scheibe. Alles in allem ein gelungenes und vollständiges Paket.

Fazit

Die Schöne und das Biest ist bis auf einige, wenige Details eine 1:1 Kopie des Zeichentrickfilms von 1991. Und zwar eine überaus gut gelungene. Von der Besetzung, über die wundervollen Effekte und liebenswerten Figuren, bis zur weltbekannten und erstklassig neu aufgelegten Musik. Alles an diesem Remake ist absolut gelungen. Und doch kann es seinen Vorfahren nicht in den Schatten stellen. Ob es sich hierbei nun um eine überflüssige Kopie, oder eine Neuauflage die den nächsten Generationen gerechter wird, handelt, dass mag jeder für sich selbst entscheiden. Ein wunderbarer Film für Groß und Klein ist Die Schöne und das Biest in jedem Fall.

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