Filmkritik: Die Unglaublichen 2

Bis „Cars“ war man bei Pixar äußerst knausrig mit Fortsetzungen. Einzig das Flaggschiff des Studios, „Toy Story“, wurde zur Serie. Seit Disney die Firma geschluckt hat wurden die Sequels auffallend häufiger, doch auf eine Weiterführung haben viele Fans bis heute warten müssen: „Die Unglaublichen“. Jetzt endlich, nach ganzen 14 Jahren, steht die heiß ersehnte Fortsetzung bei uns in den Startlöchern. Nun stellt sich Frage, ob die Abenteuer der Familie Parr in diesem Zeitalter der Superhelden-Übersättigung noch Interessantes zu bieten haben.

INHALT

Das Jagen von Superschurken ist kein Zuckerschlecken, wenn man selbst vor dem Gesetz als kriminell gilt. Nach einer besonders zerstörerischen Materialschlacht, die die Parrs kurzfristig ins Gefängnis bringt, müssen Bob und Helen einsehen, dass sie unter diesen Umständen nicht weitermachen können. Da kommt das Angebot eines seit seiner Kindheit von Superhelden faszinierten Großindustriellen gerade recht: Er will den Superhelden, mit geschicktem Marketing und allerlei technischen Spielereien, ein neues, besseres Image verpassen und so erreichen, dass das internationale „Super“-Verbot aufgehoben wird.

Alles was er dazu braucht ist eine strahlende und die Massen einnehmende Gallionsfigur…und die soll Helen, alias Elastogirl, werden. Während also Mama medienwirksam die Werbetrommel für Superhelden rührt, wird der zutiefst in seinem Stolz gekränkte Bob zum Hausmann verdonnert. Schnell ist der mit der pubertierenden Violet, Flash’s Mathe-Aufgaben, aber vor allem dem überaus aktiven Baby Jack-Jack, überfordert.

Zu allem Überfluss legt sich Elastogirl auch noch mit einem überaus intelligenten und gefährlichen Gegner an, der sich selbst Screenslaver nennt und ganz offensichtlich etwas gegen Superhelden hat. Somit steht plötzlich nicht nur der Hausfrieden bei den Parrs auf dem Spiel, sondern auch das Wohlergehen aller Helden und auch der Stadt Metroville.

©2018 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

KRITIK

Was Pixar groß gemacht hat, ist der Spagat, den das Studio immer wieder wie mühelos zu vollführen vermag. Wenn man die reinen Cashcows (Cars, Planes) außer Acht lässt, ist immer etwas für jeden dabei. Pure Unterhaltung für die ganz Kleinen, eine lehrreiche Message für die etwas Älteren und ein bisschen was zum Nachdenken für die Erwachsenen. Genau das ist, neben den immer wieder sehr ambitionierten und originellen Ideen, was den Erfolg des Studios ausmacht. Und genau hier zieht Die Unglaublichen 2 wieder alle Register.

Zugegebenermaßen bringt das Setup alle Voraussetzung für diesen Auftrag mit, was die Sache sicher ein wenig einfacher macht. Denn die Familie Parr bieten für jede Altersklasse eine passende Identifikationsfigur. Und so überrascht es dann kaum, dass vor allem Baby Jack-Jack für den Großteil des reinen Slapsticks sorgt, während sich heranwachsende ganz leicht in Flash und vor allem Violet wiederfinden. Wenn Mama und/oder Papa dann im Kino an unzähligen Stellen wissend und mit einem wehmütigen Lächeln auf den Lippen nicken, hat der Film endgültig seinen Zaubertrick vollbracht.

Das ist aber noch lange nicht alles was der Film zu bieten hat. Zum Beispiel einen zwar aus sehr persönlichen Gründen agierenden Schurken, der aber doch die eine oder andere Frage über die heutige Gesellschaft, unsere Medienlandschaft und unseren Bezug dazu aufwirft. Auch ausgelutschte Rollenbilder werden auf mehr als nur einer Ebene hinterfragt oder gar ausgehebelt.

©2018 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

All das und noch mehr kommt in einem wunderbar unterhaltsamen und kurzweiligen Gesamtpaket daher, das wie mühelos schafft, was so viele Filme vergeigen: Das Pacing. Zwischen den halsbrecherischen Actionsequenzen gibt es immer wieder ruhige Momente, die aber nie lange genug dauern um langweilig zu werden. Witz wird in genau den richtigen Abständen eingestreut um Die Unglaublichen 2 nie zum reinen Klamauk, oder gar einem zu ernsten Filme werden lassen. Genau so müssen sich 2 Stunden Kino anfühlen.

Natürlich kann man nicht über einen neuen Pixar-Film reden, ohne von der Qualität der Animation zu schwärmen. Ein ums andere Mal überbieten sich die Spezialisten was Detailverliebtheit, brillante Animationen und die generelle optische Präsentation angehen. Wenig überraschend ist da auch das aktuelle Werk keine Ausnahme. Selbst wenn die Steigerung von einem Film zum nächsten bei weitem nicht mehr so auffällt wie noch vor 10 oder mehr Jahren, so ist sie doch jedes Mal erkennbar. Wer sich zur Vorbereitung auf den Kinobesuch Zuhause nochmal den ersten Teil ansieht, wird zuerst feststellen, wie gut dieser gealtert ist, nur um dann beim Neuen nicht glauben zu können, wie viel besser der aussieht.

Was die deutsche Synchronisation betrifft, kann ich leider keine Meinung abgeben, da ich vorab nur das englische Original zu sehen bekommen haben. Da aber alle Sprecher aus Teil 1 zurück sind, wage ich zu behaupten, dass uns gewohnt hohe Qualität erwartet. Selbes gilt freilich auch für die englische Fassung, die wie schon damals mit einigen bekannten Namen aufwarten kann. Musikalisch erwartet das Publikum ein mitreißender, vorwiegend orchestraler Soundtrack, der sich aber nie zu sehr in den Vordergrund drängt.

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FAZIT

Nach fast 15 Jahren dürfen sich Fans von Die Unglaublichen endlich glücklich wähnen, denn sie bekommen nicht nur die erwartete Fortsetzung, sondern auch ein erstklassiges und überaus amüsantes Superhelden-Spektakel für die ganze Familie. Eben genau das, was einen das Original erhoffen, beziehungsweise erwarten lässt. Die Unglaublichen 2 steht dem großen Vorbild in nichts nach, steht aber absolut auf eigenen Beinen und kann somit uneingeschränkt auch jenen empfohlen werden, die aus welch abenteuerlichen Gründen auch immer (ganz ehrlich, so schnell wie möglich ändern!), Teil 1 nicht kennen.

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