Dumbo, der Animations-Kultfilm rund um den kleinen Elefanten mit den viel zu großen Ohren wurde ganz im Sinne des Realverfilmungstrends nun durch Regisseur Tim Burton neu interpretiert. Nach seiner Arbeit an den beiden Alice im Wunderland – Filmen war mir klar, dass mich kein konventionelles Remake erwartet und war gespannt, welchen Zauber der Regisseur dem Klassiker einhauchen würde. Ich erinnere mich nur zu gut an das Original aus dem Jahre 1941, besonders die Traum-Parade der Seifenblasen-Elefanten, und war besonders neugierig, inwieweit diese ikonischen Szenen vorkommen werden.
INHALT
Florida, 1919: Der ehemalige Dressur-Reiter des Zirkus der Medici Brüder, Holt Farrier (Colin Farrell), kehrt nach langer Zeit von der Front des Ersten Weltkrieges zurück. Während seiner Abwesenheit ist seine Frau verschieden und das Verhältnis zu seinen beiden Kindern nun besonders angeschlagen. Da Holt im Zuge des Krieges einen seiner Arme verloren hat, kann er nun auch nicht mehr reiten. Doch der Direktor Max Medici (Danny DeVito) hat bereits eine Idee, denn er hat kürzlich die trächtige Elefantendame Jumbo erstanden, und jemand muss den Nachwuchs entsprechend dressieren. Bald ist es auch schon so weit und Jumbo Jr. erblickt das Licht der Welt. Doch der Kleine hat viel zu große Ohren, weswegen er in der Vorführung von allen verspottet und auf den Namen Dumbo getauft wird. Das gefällt der stolzen Mama natürlich gar nicht und so kommt es dazu, dass sie in ihrer Rage das Zelt zum Einsturz bringt.
Holts wissbegierige Tochter Milly (Nico Parker) kümmert sich nun liebevoll um den kleinen Dumbo, der wie sie, sehr am Verlust der Mutter leidet. Als der Elefant beim Training eine Feder einatmet und niest, entblößt sich sein wahres Talent – er kann fliegen! Und so fasst Milly den Plan Dumbos Mama mithilfe der Einnahmen zurückzukaufen. Das fliegende Elefantenbaby lockt nicht nur Zuschauer, sondern auch den mysteriösen Mr. Vandevere (Michael Keaton), seines Zeichens Besitzer des modernsten Vergnügungsparkes des Landes an. Dieser kauft den gesamten Zirkus auf und Dumbo wird die neue Attraktion seines Dreamland. Dort tritt er mit der Luftakrobatin Colette (Eva Green) auf, die den kleinen Dickhäuter und Milly schnell in ihr Herz schließt. Als sich herausstellt, dass im Dreamland auch Dumbos Mutter gehalten wird, doch Mr. Vandevere nicht an der Wiedervereinigung der Familie interessiert ist, nimmt Milly ihren gesamten Mut zusammen, um Dumbo und seine Mama doch noch zu vereinen.
KRITIK
Lobend zu erwähnen sind die zahlreichen Hommagen an das Zeichentrick-Original. Beide Filme beginnen mit ähnlichen Kamera-Einstellungen der Zugfahrt des Zirkus durch Florida und auch die Geburt des kleinen Elefanten wird durch einen Storch angekündigt. Tim Burton hat dem Original auf jeden Fall seine Ehre gezollt und die Geschichte um den fliegenden Dickhäuter innovativ neuinterpretiert. Dumbo liefert visuell beeindruckende Bilder und fängt einen mit seiner typischen Burton-Atmosphäre ein. Besonders die Gestaltung der Zirkuskulissen und Attraktionen des Dreamland sehen fantastisch aus und wirken in 3D besonders lebendig. Vor allem die Farbwahl, die die jeweiligen Settings und Stimmungen wiederspiegeln, stechen beim Anschauen ins Auge. Während der ländliche Zirkus der Medici Brüder in warmen Farben gestaltet wurde, entschied man sich zur Gestaltung des Dreamland für kühle Blautöne, die diesem ein futuristisches und kaltes Gefühl verleihen.
Zu den visuell beeindruckenden Kulissen gesellt sich ein stimmiger Soundtrack aus der Feder von Komponisten Danny Elfman, der bereits zum 17. Mal mit Tim Burton zusammenarbeitet. Die Musik unterstreicht die einzelnen Momente perfekt und setzt die Themen des Originals geschickt ein. Besonders das wohl bekannteste Lied des Zeichentrick-Klassikers, ‚Baby Mine‘ hat auch in der heutigen Version nichts an Gefühl eingebüßt und wurde gleich zwei Mal im Film verwendet. Hier war ich etwas enttäuscht, denn in den Trailern wurde das Lied von der norwegischen Künstlerin Aurora gesungen und natürlich habe ich diese Version im Abspann erwartet, doch leider hat man sich für eine Version der bekannten Indie-Band Arcade Fire entschieden.
Ich muss gestehen, ich finde den Original-Animationsfilm schon sehr traurig und hatte gehofft, dass die Neuauflage etwas heiterer ausfällt. In diesem Punkt habe ich mich aber leider getäuscht. Es war stellenweise schlimm mitanzusehen, wie die Elefantenmutter und ihr Kind behandelt und anschließend getrennt werden. Leuten, die, wie ich, sehr nah am Wasser gebaut sind, spreche ich hier eindeutig die Empfehlung aus Taschentücher in den Saal mitzunehmen! Die traurige Stimmung zieht sich konsequent durch den gesamten Film und ich muss sagen, dass ich froh war, zu wissen, dass es sich um einen Disney Film handelt – denn die sind ja bekannt dafür ein Happy End zu haben.
Das Cast wurde stimmig gewählt – Danny DeVito als Zirkusdirektor passt einfach wie die Faust aufs Auge und Szenen mit ihm waren herrlich mit anzusehen. Lobend erwähnt werden darf auch die junge Nico Parker und die wie immer wunderbare Eva Green. Nur mit der Rolle Colin Farrells konnte ich nicht so recht warm werden. Ich hätte mir hier mehr Emotion und Tiefgang in der Darstellung des frischen Witwers und Kriegsveteranen von ihm gewünscht. Generell hatte ich das Gefühl, dass Dumbo zu viele Darsteller, die den Plot vorantreiben besitzt, um auf jeden speziell einzugehen und ihm so mehr Komplexität zu verleihen. So bleiben am Ende viele eindimensionale Charaktere übrig, die einem kaum im Gedächtnis bleiben.
FAZIT
Dumbo ist meiner Meinung nach ein sehr ernster und düsterer Film geworden, der für meinen Geschmack zu wenig auflockernde Momente besitzt. Freigegeben ist der Film ab sechs Jahren, doch ich frage mich, ob einige Elemente nicht zu unheimlich für Kinder sein könnten. Auch Personen, die gerade American Horror Story: Freakshow angesehen, und festgestellt haben, dass sie sich ein wenig vor dem Zirkus und Clowns fürchten, sollten sich vielleicht für einen anderen Film entscheiden. Rein ästhetisch und visuell gesehen ist Dumbo spektakulär und zahlt sich alleine deswegen aus, angesehen zu werden. Meiner Meinung nach handelt es sich primär um einen Film für Tim Burton-Fans, dem leider ein ganz klein wenig gut gelaunter Disney Zauber fehlt.