Filmkritik: Gemini Man

Will Smith hat in den letzten Jahren kein allzu gutes Händchen bewiesen, was die Auswahl seiner Rollen betrifft. Der frühere Hit-Garant hat mittlerweile eine nicht unbedenkliche Ansammlung an Kassenflops (After Earth) und von der Kritik zerrissener Streifen (Collateral Beauty) in seiner Vita. Sein neuester Film, Gemini Man, ein Action-Kracher mit Science-Fiction Touch lässt, nach den Trailern und einem Blick auf die Crew hinter der Kamera, auf Besserung hoffen.

INHALT

Wenn es um dreckige Jobs für die Regierung geht, gibt es keinen Besseren als Henry Brogan. Unerreichter Scharfschütze, Experte im Waffengebrauch und Nahkampf, vertraut mit allen Tricks des offenen und verdeckten Kampfes. Nachdem sein letzter Auftrag fast schiefgegangen ist, beschließt er sich zur Ruhe zu setzen. Als er aber herausfindet, dass ihm seine Vorgesetzten bei eben jenem letzten Auftrag unter falschen Voraussetzungen losgeschickt haben, will er der Sache auf den Grund gehen.

Leider stößt Henry’s Neugier auf keine Gegenliebe in der Organisation und bevor er es sich versieht, hat er ein Tötungs-Kommando auf dem Hals. Gemeinsam mit der jungen Agentin Danny, die ihn beschatten hätte sollen, entledigt er sich der Truppe und verschwindet im Untergrund. Doch schon bald ist den beiden ein weiterer Killer auf den Fersen und der ist aus ganz anderem Holz geschnitzt. Ein Gegner, der Henry mehr als nur ebenbürtig ist, der nicht nur dieselben Fähigkeiten wie er besitzt, sondern auch genau wie er zu denken scheint. So als würde er sich selbst jagen.

© 2019 PARAMOUNT PICTURES

KRITIK

Der wohl bemerkenswerteste und außergewöhnlichste Aspekt von Gemini Man ist der Fakt, dass Smith hier in einer Doppelrolle zu sehen ist. An sich noch kein Novum, vor allem in einer Sci-Fi Story rund um geklonte Soldaten, jedoch ist hier sein anderes Ich um 25 Jahre jünger als er selbst. Auch wenn es schon eine Handvoll digitaler Verjüngungen im Kino zu sehen gab, so glaubwürdig wie hier hat das noch nie ausgesehen. Der junge Gegenspieler sieht aus als wäre er auf direktem Wege aus Der Prinz von Bel Air entsprungen. Die Software-Zauberer schaffen es, die Illusion von zwei nebeneinander existierenden Will Smiths aus verschiedenen Dekaden, durchgehend aufrecht zu erhalten und das Publikum nicht weiter darüber nachdenken zu lassen.

Selbes kann leider nicht über die Story, beziehungsweise das Drehbuch gesagt werden. Ganz abgesehen davon, dass der Plot rund um einen Protagonisten, der plötzlich seinem (oder mehreren) Klon gegenübersteht, nicht gerade neu ist, fehlt es auch an schreiberischer Qualität. So sorgt, neben ein paar Dialogen zu Beginn, vor allem das furchtbar schmalzige Ende fast schon zum Fremdschämen. Niemand auf dieser Erde führt derartig gespreizte und kitschige Unterhaltungen. Dazu kommt ein Bösewicht, dessen Motivation an keiner Stelle wirklich Sinn macht und meilenweit vorhersehbare Wendungen. Überhaupt bleiben so gut wie alle Nebenfiguren hauchdünnes Beiwerk, das nur zu Exposition oder Plot-Weiterführung da zu sein scheint.

Wirklich gut ist dagegen die Action gelungen. Das gilt ganz besonders für Sequenzen, die ganz ohne „Klon-Superkräfte“ auskommen, und die sind glücklicherweise in der Mehrzahl. Bis auf ein paar Momente des ersten Zusammentreffens der beiden Smiths und das etwas angehobene Finale, bleibt die Action angenehm nah am Boden der Realität und ist überraschend gut inszeniert. Ja so gut sogar, dass man sich stellenweise an Highlights wie John Wick oder Atomic Blonde erinnert fühlt. Teils lange, aus kreativen Perspektiven eingefangene Einstellungen, erzeugen immer wieder ein bemerkenswertes Maß an Spannung. Leider wird der Spaß viel zu oft und zu lange vom, wie oben erwähnt, wenig aufregenden Plot unterbrochen.

© 2019 PARAMOUNT PICTURES

Wie schon vielleicht schon aus den vorausgegangenen Zeilen zu entnehmen ist, kann Gemini Man aus technischer Sicht voll und ganz überzeugen. Kamera-Zauberer Dion Beebe liefert hier hervorragende Arbeit ab und auch Ang Lee enttäuscht nicht am Regie-Stuhl. Das CGI an Will Smith’s Gesicht stellt einen neuen Maßstab dar und auch der Rest der Effekte kann absolut überzeugen. Dazu gibt es eine Handvoll cooler Stunts und Setpieces. Der Soundtrack verblasst ein wenig bei all dem, was fürs Auge geboten wird ein wenig, was ihn zwar nicht schlecht macht, aber eben auch kaum erwähnenswert. Auch was die Besetzung betrifft, gibt es nichts aufregendes zu berichten. Smith macht seine Sache gut, ohne allerdings jemals wirkliche Klasse zu erreichen. Der Rest des Casts macht seine Sache ebenfalls gut, allerdings gibt keine der Rollen genug her um wirklich gutes Spiel zu ermöglichen.

FAZIT

Gemini Man hat wohl nicht das Zeug, Will Smith den lange ersehnten Blockbuster-Erfolg zu schaffen. Ein Sci-Fi Action Film, der es irgendwie schafft, den Sci-Fi Teil bis zum Finale in der Backstory zu verstecken und der bekannten Plotline nichts wirklich Neues hinzuzufügen hat. Dazu kommen teils schmerzhaft lächerliche Dialoge und ein klitsch-triefendes Ende. Einzig die optische Umsetzung und die Action können wirklich überzeugen. Und auch wenn das für den geneigten Kinogänger für einen unterhaltsamen Abend ausreichen mag, für eine über das Mittelmaß hinausreichende Wertung tut es das leider nicht.

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test