Filmkritik: Ghost in the Shell – ARISE: Border: 1+2

Die breite Masse dürfte mit der im Frühjahr erschienen Real-Verfilmung mit Scarlett Johansson erstmals in Kontakt mit dem Namen Ghost in the Shell gekommen sein. Dabei kann diese Franchise auf eine fast 30-jährige Geschichte zurückblicken. Auch wenn Masamune Shirow, der Mann auf dessen Manga von 1989 die gesamte Franchise beruht, schon lange nicht mehr involviert ist, kommt seine Schöpfung nicht zur Ruhe. Mit ARISE steht nun die nächste Ausbaustufe des Ghost in the Shell-Universums an. Diesmal wird die Entstehungsgeschichte der berühmt-berüchtigten Sondereinheit rund um Major Motoko Kusanagi und ihrem Team unter die Lupe genommen.

Hintergrund

Aus dem ursprünglichen Mange wurde 1995 ein animierter Film der besonders deshalb noch heute von großer Bedeutung ist, weil er es erstmalig geschafft hat, als Anime-Film international auf sich aufmerksam zu machen. Damit war er maßgeblich am späteren Boom des Genres im Westen beteiligt. Danach folgte 2004 eine von den Kritiken ebenfalls hoch gelobte Fortsetzung, Ghost in the Shell: Inocence. Es folgte eine fürs japanische Fernsehen produzierte Serie namens Ghost in the Shell: Stand Alone Complex, die es zwei Staffeln und einem abschließenden Film in Kinolänge (Ghost in the Shell: Stand Alone Complex: Solid State Society) bringen konnte. Ghost in the Shell: ARISE kommt in ganz anderer Form daher, nämlich als OVA. Soll heißen: Als Serie die, ohne vorheriger TV-Auswertung, direkt und ausschließlich für den Heimkino-Markt bestimmt ist. Damit muss man sich weder an Laufzeit-, noch Gesamtlängenregeln halten, oder sich um TV-Altersbeschränkungen kümmern. ARISE  beinhaltet vier circa einstündige Folgen und ein Finale in Spielfilmlänge und erscheint aufgeteilt auf drei DVDs beziehungsweise Blu-rays. ARISE: border: 1+2 ist seit dem 31. März 2017 erhältliche und umfasst die Episoden Ghost Pain und Ghost Whisperers.

Inhalt

Border 1: Ghost Pain

Als Major Kusanagi bei ihrer Rückkehr von einem Auslandseinsatz vom ihres Vorgesetzten erfährt, ist sie zunächst erschüttert. Er soll in windige Geschäfte verstrickt gewesen sein und das mit seinem Leben bezahlt haben. Kusanagi, die immer eine hohe Meinung vom Mann gehabt hatte, will das nicht so recht glauben und macht sich auf eigene Faust auf, die Hintergründe aufzudecken.

Border 2: Ghost Whispers

Nachdem Kusanagi ihren Militärdienst geendet hat, liegt ihr Aramaki, der Leiter der Section 9 in den Ohren, unter seiner Leitung Team als schnelle Eingreiftruppe zusammenzustellen. Noch während sie überlegt, erlebt die Stadt ein logistisches Desaster. Ein großangelegter Hacker-Angriff legt fast das komplette Verkehrsleitsystem lahm. Schnell stellt sich heraus, dahinter steckt mehr als einfache Erpressung.

Bildnachweis: © Universum Film | Szene aus „Ghost in the Shell – Arise: Border 1“

Kritik

Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Nein, mit den beiden Anime-Filmen kann die aktuelle OVA weder optisch, noch inhaltlich mithalten. Das soll aber nicht bedeuten, dass wir es hier mit einem schlechten Produkt zu tun haben. In diesen ersten Episoden wird ordentliche Sci-Fi Kost, rund um Hacker, künstliche Intelligenzen und politische Intrigen, geboten. Was man sich allerdings nicht erwarten darf sind die tief philosophischen Fragen, welche die Filme stellen. Für Kenner des Stoffes ist es durchaus interessant zu sehen, wie Major Kusanagi ihr kunterbuntes Team aus ehemaligen Polizisten, Hackern, Söldnern und dergleichen zusammenstellt. Besonders gut gefällt mir, dass hier auch mehr auf die in anderen Iterationen eher vernachlässigten Charaktere, wie Saito oder Paz, eingegangen wird. Auch die, vor allem aus den Serien bekannten, KI-Panzer, hier Logicoma genannt, sind zurück und putzig-schräg wie eh und jäh.

Optisch muss man sich auf einen sehr reduzierten Style einstellen. Die Detail Armut sowohl der Umgebungen, als auch der Charaktere, ist hier gewollt und unterstützt durchaus die trostlose Atmosphäre, die in den Mega-Städten der Zukunft herrscht. Trotzdem wirkt das ganze dadurch auch etwas billig. Auch die Charakterdesigns sind sehr minimalistisch und unterscheiden sich mitunter stark von ihren älteren Versionen. Eine Streitfrage die schon seit Jahren die Gemüter von Anime-Fans erhitzt und für Diskussionen sorgt, ist der Einsatz von CGI, oder besser, wie und wie viel davon eingesetzt werden sollte. Schon 2004 hat sich der ansonsten hochgelobte, zweite Film Ghost in the Shell: Innocence viel Schälte gefallen lassen müssen, aufgrund seiner ausschweifenden Nutzung von gerenderten Sequenzen. Leider setzt auch ARISE auf viele am Computer generierte Bilder. Deren Qualität schwankt zwischen wirklich nicht gut und brauchbar, wird aber zu keinem Moment gut.

Die deutsche Synchronisation geht absolut in Ordnung, kommt aber an die Originalfassung nicht heran. Musikalisch ist man als Kenner besseres gewohnt. Besonders die Intro und Ending Songs fallen im Vergleich zu vorangegangenen Serien sehr belanglos aus. Dafür ist die Musikuntermalung während der Folgen stimmig und versetzt mit ihren 90s Synthesizer Klängen zurück in die Blütezeit der Science-Fiction.

Bildnachweis: © Universum Film | Szene aus „Ghost in the Shell – Arise: Border 2“

Fazit

Ghost in the Shell: ARISE  ist besonders für alteingesessene Fans eine willkommene Erweiterung des Universums. Die vorliegenden ersten beiden Episoden erzählen zwar durchaus spannende und komplexe Geschichten, wirklich interessant wird das Ganze aber erst durch das erweiterte World-Buildung und das bessere Kennenlernen einiger der sekundären Charaktere. Neulingen werden zwar keine Hürden in den Weg gestellt (es ist keinerlei Vorwissen nötig, um den Inhalt zu verstehen), ob für sie das Gebotene aber genug ist, um sie in die Welt zu ziehen, darf aber bezweifelt werden. Wer mehr über Makoto, Batou, Togusa, Ishikawa und Konsorten erfahren will und mit dem neuen Design klar kommt, der kann hier nichts falsch machen.

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