Filmkritik: Ghost Stories

Horrorfilme gibt es wie Sand am Meer. Neben den regelmäßig im Kino erscheinenden, gibt es eine unüberschaubare Masse an Low-Budget Produktionen die fast schon täglich Direct-to-DVD oder auf irgendwelchen Streaming-Plattformen erscheinen. Die allermeisten davon erreichen nicht mal Mittelmaß, und wirklich gute Horrorfilme haben Seltenheitswert. Umso mehr überrascht es, dass diesen April, nach A Quiet Place, nun mit Ghost Stories sogar noch ein zweites Exemplar Horrorfreunde ins Kino lockt.

INHALT

Professor Goodman hat sein Leben dem Aufklären von übernatürlichen Begebenheiten verschrieben. Es geht ihm dabei nicht darum diese Phänomene zu erklären oder zu verstehen, er will sie entkräften, als Lügen, Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen entlarven.

Eines Tages wird er aus heiterem Himmel von seinem lange totgeglaubten Vorbild, Professor Cameron, kontaktiert. Der bittet ihn, sich 3 seiner Fälle genauer anzusehen. Denn diese Fälle hat er selbst nie erklären können, weshalb sie ihn an seinem gesamten Lebenswerk zweifeln lassen.

Also macht sich Goodman auf um diese, zunächst nicht wirklich außergewöhnlich klingenden Fälle, genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch schon bald stellt sich heraus, dass weit mehr hinter diesen Stories steckt als unser Professor je für möglich gehalten hätte.

© 2018 Concorde Filmverleih GmbH

KRITIK

Einer der Gründe, warum die allermeisten Filme des Horror-Genres es nicht über die Mittelmäßigkeit hinausschaffen, ist dass sie sich zu sehr auf Klischees und Altbewährtes verlassen. Der nächste Serienkiller, das nächste verfluchte Haus, das nächste außerirdische Monster. Und abgesehen von den unterschiedlichen Schauspielern, der variierenden Produktions-Qualität und verschiedenen Settings, bekommen wir, nüchtern betrachtet, immer wieder den selben Film vorgesetzt.

Nun ist ein Film der versucht etwas anderes, neues zu machen, nicht alleine dadurch gleich ein guter. Doch wenn man sich die Perlen unter den Horrorfilmen der letzten Jahre ansieht, merkt man schon sehr schnell, dass diese fast ausschließlich (Cabin in the Woods und Get Out seien als Beispiele erwähnt) mit einer neuen, oder zumindest ganz neu aufbereiteten Idee daherkommen. Und genau in diese Kerbe schlägt auch Ghost Stories.

Auch wenn das Setup noch sehr konventionell wirkt, zeigt sich diese Einschätzung recht schnell als Trugschluss. Lose durch einen mehr oder weniger konstruiert wirkenden roten Faden zusammengehaltene Episodenfilme gibt es schon zuhauf. Und genau den Eindruck macht der Film während der ersten Hälfte. Bis dahin haben wir es mit einem durchaus kompetent geschriebenen und umgesetzten Gruselfilm zu tun, der aber nicht viel zu bieten hat, dass wir nicht schon dutzende Male gesehen hätten.

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Erst ab der zweiten Hälfte wird langsam aber sicher (und dann im dritten Akt mit einem Knall ganz offensichtlich) klar, dass es hier eigentlich um etwas ganz anderes geht. Und um hier an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten: Der Twist ist interessant und gut überlegt, funktioniert aber leider nicht ganz. Auch wenn die grundsätzliche Idee sehr ambitioniert ist und dem Film zu einer im Genre oft vermissten Identität verhilft, wirkt das Ende ein bisschen so als hätte das Skript die Sache nicht ganz zu Ende gedacht.

In allen anderen Belangen gibt es, wenn überhaupt, nur kleine Makel zu erwähnen. Wie schon erwähnt ist Ghost Stories handwerklich einwandfrei gelungen. Jump-Scares gibt es zwar, halten sich aber in Grenzen. Eine Handvoll interessanter Einstellungen und Schnitte zeigen, dass man sich viel Mühe gegeben hat. Sowohl was den Gruselfaktor, als auch visuelle Hinweise auf die auf erst am Ende stattfindende Erklärung der Hintergründe, betrifft. Einzig die stellenweise viel zu laute Musik hat mich gestört. Was sehr schade ist, denn an sich ist die gut und passt sich immer sehr gut die gezeigten Momente an.

Schauspielerisch gibt es, zumindest was die wichtigen, größeren Rollen betrifft, keinen Grund zum Meckern. Andy Nyman macht in der Rolle des skeptischen Professors seine Sache sehr gut. Besonders hervorzuheben wären aber vor allem Alex Lawther und der immer wunderbare Martin Freeman, die jeweils die zentrale Figur in einer der drei Fälle mimen. Ein paar der ganz kleinen Nebenrollen wirken ein wenig overacted, fallen aber nicht allzu störend auf.

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FAZIT

Was am Ende übrig bleibt, ist ein kompetent produzierter Horrorfilm, der zwar nicht ganz seinen eigenen Ambitionen gerecht wird, aber trotzdem weit über dem Durchschnitt dessen, was das Genre sonst zu bieten hat, zum Stehen kommt. Das eher offene Ende wird bestimmt nicht jedermanns Sache sein, ist aber in jedem Fall gewollt und keine Schwäche des Drehbuches. Die für einen Film dieser Art ebenfalls überdurchschnittlich gute Besetzung rundet das Bild schön ab. Ghost Stories ist für all jene die sich gerne gruseln und dabei auch gerne mal das Hirn einschalten, absolut empfehlenswert.

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