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Filmkritik: Hereditary – Das Vermächtnis

Schon im Vorfeld hat der Horrorfilm des Regie-Neulings Ari Aster nicht zu unterschätzende Wellen geschlagen. Auf den Festivals des vergangenen Jahres immer wieder in höchsten Tönen gelobt, wurde Aster schon als das neue Wunderkind des surrealen Horrors bezeichnet. Nun läuft der Film im Kino und es ist nicht schwer zu erkennen, wie es zu alle dem Lob für den Regisseur kommt. Sein Film ist aber trotzdem ein zweischneidiges Schwert.

INHALT

Schon beim Begräbnis der eben verstorbenen Großmutter der Familie Graham, wird klar, dass dies keine ganz gewöhnliche Familie ist. Das Verhältnis zwischen der Verschiedenen und ihrer Tochter Annie schien mehr als nur angespannt, Sohn Peter und Tochter Charlie wirken sehr verschlossen. Besonders letztere scheint aus unerfindlichen Gründen ganz besonders and der schwierigen Großmutter gehangen zu haben. Ehemann Steve wirkt irgendwie verloren dazwischen und versucht seine Familie zusammenzuhalten.

Annie, die davon lebt, kunstvolle Puppenhäuser zu bauen, scheint mit dem Tod ihrer Mutter trotz allen Problemen, die sie miteinander hatten, nur sehr schwer klarzukommen. Sie träumt schlecht, hat seltsame Erscheinungen und vor allem das Verhalten ihrer Tochter wird immer seltsamer. Als sie Peter aufbrummt, seine kleine Schwester auf eine Party mitzunehmen, ahnt sie nicht, was für schwere Folgen diese Entscheidung mit sich bringt. Ihr Leben und vor allem auch ihre Psyche, geraten vollkommen aus den Fugen. Und so entwickelt sich für die gesamte Familie ein ungeahnter Horrortrip.

© Foto: Splendid Film GmbH
© Foto: Splendid Film GmbH

KRITIK

Man muss es dem Regie-Anfänger Aster schon lassen. Er versteht es vorzüglich, durch eigentlich harmlose Bilder, ein unangenehmes Gefühl zu provozieren. Es ist beeindruckend mit wie wenigen, auf den gesamten Film verteilten, tatsächlichen Horrorfilm-Momenten er es schafft eine so verstörende Atmosphäre zu erzeugen. Das gelingt ihm vorrangig durch bewusst viel zu lange Einstellungen, das fast vollständige Fehlen der im Genre so üblichen Jump-Scares und das Spiel mit den Erwartungen des Publikums. Denn während man (aus purer Gewohnheit) ständig darauf wartet, erschrocken zu werden, passieren die in anderen Filmen als Schreckmomente ausgespielten Szenen hier fast beiläufig.

Die tatsächlichen Schocker, und davon gibt es ein paar recht heftige, kommen dafür völlig unerwartet. Das verleiht Hereditary etwas, das den meisten Mainstream-Horrorfilmen fehlt: Unvorhersehbarkeit. Spätestens nach einer ganz bestimmten Szene am Ende des ersten Aktes, ist klar, dass hier mit allem gerechnet werden muss man sich als Zuschauer keinerlei Hoffnungen machen darf, vorhersehen zu können, wohin sich der Film entwickelt. Das ist zwar sehr erfrischend in einem Genre, dass sich in den letzten Jahren fast ausschließlich selbst kannibalisiert, hilft aber leider nicht dabei, über die Probleme des Skripts hinwegzutäuschen.

Denn diese Unvorhersehbarkeit ist nicht nur Stilmittel um den Horror zu forcieren, es ist nicht zuletzt auch eine Folge des konfusen Drehbuchs. Was in der ersten Hälfte der Laufzeit noch ganz gut als Psychogram einer in den Wahnsinn abrutschenden Frau und dessen Folgen für ihre Familie funktioniert, wird in der zweiten Hälfte unvermittelt und wenig nachvollziehbar zu etwas ganz anderem, um dann in einem Ende zu kulminieren, das aus einem gänzlich anderen Film stammen könnte. Überraschenderweise schafft es Hereditary trotzdem irgendwie, die Spannung aufrecht zu erhalten, was wieder als großes Lob für den Regisseur ausgelegt werden darf.

© Foto: Splendid Film GmbH
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Einen nicht unwesentlichen Teil dazu, tragen auch die durch die Bank hervorragenden Schauspieler bei. Allen voran die wunderbare Toni Collette, die als Mutter Annie fürchterliches mitmachen muss und die Fratze tiefster Verzweiflung mühelos meistert. Ebenfalls ins Auge sticht Milly Shapiro in ihrer ersten Filmrolle als Tochter Charlie. Sie mimt das undurchsichtige und gruselige Mädchen ganz fabelhaft. Auch Gabriel Byrne soll nicht unerwähnt bleiben. Der in den letzten Jahren viel zu selten gesehene Schauspieler brilliert als Vater Steve, der in all dem Chaos und Wahnsinn verzweifelt versucht, seine Familie zu retten. Alex Wolff als Sohn der Grahams macht seine Sache ebenfalls gut, sticht aber nicht hervor.

Neben der Regie, fallen auch Schnitt und die Kamera sehr positiv auf. Etliche unkonventionelle Einstellungen und bewusst den Ton brechende Schnitte, fügen sich in das beunruhigende Gesamtbild ein. Auch der zumeist atonale Soundtrack und die unnatürliche Soundkulisse tragen ihren Teil dazu bei. An Special Effects gibt es nicht allzu viel zu sehen, doch was geboten wird geht im Großen und Ganzen in Ordnung, auch wenn man hier schon erkennen kann, dass kein großes Budget zur Verfügung gestanden ist.

© Foto: Splendid Film GmbH
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FAZIT

Es ist eigentlich jammerschade, die unbestreitbaren, handwerklichen Qualitäten von Hereditary – Das Vermächtnis, and einem scheinbar so planlosen Skript verschwendet zu sehen. Man wird das Gefühl nicht los, hier Teile von zumindest 2 verschiedenen Filmen, die ineinander geschnitten wurden, zu sehen. Dass es der Film trotz diesem Umstand und der Tatsache, dass eigentlich kaum etwas passiert, schafft seine Atmosphäre und Spannung so lange zu halten, spricht Bände über das Potential des jungen Regisseurs und seines Teams. Bleit eigentlich nur zu hoffen, dass man dem Mann für sein nächstes Projekt ein gutes, ausgereiftes Drehbuch zu Verfügung stellt.

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