Filmkritik: Isle of Dogs – Ataris Reise

Wenn ein neuer Film von Wes Anderson in die Kinos kommt, kann man von einer grundsätzlichen Gegebenheit ausgehen. Leute, die schon einen oder mehrere seiner Werke gesehen haben, werden schon vorher wissen, ob er ihnen gefällt oder nicht. Denn entweder liebt man seine Filme, oder eben nicht. Denn auch wenn sich die alle, was Setting, Machart und Aufbau massiv unterscheiden, so zieht sich diese für ihn so typische Art der Bildsprache und Skriptarbeit doch wie ein dicker, leuchtend roter Faden unverkennbar durch all seine Filme. So auch „Isle of Dogs“.

INHALT

In naher Zukunft beschließt die korrupte Stadtregierung Megasaki, einer riesigen japanischen Küsten-Metropole, alle Hunde auf die Müll-Insel der Stadt deportieren zu lassen, da sie angeblich gefährliche Krankheiten und Ungeziefer verbreiten.

Sechs Monate später versucht eine kleine Meute von Hunden, rund um den Streuner Chief, ihr Bestes aus ihrem Dasein auf der öden und unwirtlichen Insel zu machen. Als plötzlich ein altes Kleinflugzeug direkt vor ihrer Nase notlandet, retten sie den 12-jährigen Jungen Atari aus dem Wrack. Der ist trotz Verletzungen durch den Absturz, fest dazu entschlossen is, seinen Hund zu finden und wieder mit nach Hause zu nehmen.

Und so macht sich die seltsame Truppe auf, Spots, so der Name von Ataris vermisstem hund, zu finden. Doch währenddessen herrscht auch in Megasaki keine Ruhe. Der Bürgermeister und seine Schergen sind mit der Verbannung der Tiere noch lange nicht zufrieden, er verfolgt eine endgültige Lösung. Doch hat er dabei nicht mit Atari und seinen neuen Freunden, sowie einer kleinen Schülerzeitung und einem tierlieben Wissenschaftler gerechnet.

© 2018 Twentieth Century Fox

KRITIK

Um den offensichtlichsten Punkt gleich aus dem Weg zu räumen, Isle of Dogs ist ein Stop-Motion Animationsfilm und zwar einer der besten die mir je untergekommen sind. Selbst kleinste Details, wie sich bewegende Lautsprecher-Membranen an einem Radio, wurden akribisch umgesetzt. Die Animation, obwohl über jeden Zweifel erhaben, wirkt dabei comichaft überzogen, was aber ganz klar beabsichtigt ist. Dazu kommt Andersons unverkennbare Bildsprache (lange, feste Einstellungen, unzentrierte Bilder, seltsame Blickwinkel), die er 1:1 auch in animierter Form anwendet. Alleine als Trickfilm, ohne den Inhalt zu beachten, ist Isle of Dogs schon absolut sehenswert.

Inhaltlich bekommt man mehr oder weniger das geboten, was man von einem Wes Anderson Film erwartet. Seltsame, und doch überaus liebenswerte Charaktere, die sich mehr oder weniger absichtlich auf ein Abenteuer begeben, an deren Ende sie sich vor allem selbst finden. Das mag nach einem ausgelutschten Modus klingen, doch irgendwie schafft es Anderson immer und immer wieder, diese „Helden-Reisen“ neu zu verpacken und ein frisches Stück Film voller Witz, Rührung und einer Wagenladung Charme zu schaffen.

© 2018 Twentieth Century Fox

Das schafft er, neben der immer wieder hervorragenden Dialog-Arbeit, vor allem durch seinen doch immer recht großen Cast an liebenswerten Haupt- und Nebencharakteren. Von der Hundebande die sich nach ihren Tagen als Haustiere zurücksehnt, über die amerikanische Austauschschülerin, die nicht nur ein Herz für Hunde hat, bis zur Hündin Oracle, von der alle glauben sie könne hellsehen, obwohl sie nur gelernt hat das Fernsehen zu verstehen.

All diese schrägen Figuren werden im englischen Original von namhaften Hollywood-Größen wie Brian Cranston, Edward Norton, Jeff Goldblum und Tilda Swinton, sowie der Garde an Andersons Lieblings-Darstellern, allen voran Bill Murray, eingesprochen. In der deutschen Fassung werden weitestgehend die bekannten Synchron-Sprecher der oben genannten Schauspieler genutzt, womit die selbe Wirkung sichergestellt sein sollte, die das Original erzielt. Qualitativ gibt es an der Synchro auch nichts auszusetzen. Einzig Lesefaule seien gewarnt: Alle menschlichen Charaktere in Isle of Dogs sprechen in ihrer Muttersprache (mit einer einzigen Ausnahme japanisch) und werden oft nur untertitelt.

Der einzige echte Kritikpunkt, den ich dem Film vorwerfen kann, ist sein, nicht nur für Wes Anderson Verhältnisse, äußerst simpel gestricktes und dann doch recht vorhersehbares Handlungsgerüst. Das tut dem Spaß, als geneigter Gönner des Regisseurs zwar keinen Abbruch, denn Handlung war für ihn immer nur ein Weg seine Figuren und deren Reisen darzustellen. Trotzdem stellt diese Tatsache dann doch einen erkennbaren Rückschritt gegenüber seiner besten Werke dar.

© 2018 Twentieth Century Fox

FAZIT

Machen wir uns nichts vor, Wes Anderson Fans werden Isle of Dogs – Ataris Reise ohnehin sehen. Und auch wenn er, aufgrund der nicht wirklich überzeugenden Grundstory, sicher nicht zu des Regisseurs besten Werken gehören mag, werden eben diese Fans eine riesige Freude an dem Film haben. Alle anderen sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen. Denn auch ohne „Anderson-Bonus“ bleibt ein beeindruckender realisierter Trickfilm voller Witz, Herz und Charme, der es wert ist gesehen zu werden.

Passende Beiträge

Call of Duty®: Black Ops 6 im Test

Life is Strange: Double Exposure im Test

PRIM im Test