Filmkritik: John Wick: Kapitel 3

Scheinbar ohne größere Anstrengung hat sich John Wick vom Überraschungserfolg in weniger als 5 Jahren zur Kult-Franchise entwickelt. Und das obwohl sie es bis jetzt, mit Erscheinen von John Wick: Kapitel 3, gerade mal auf 2 Filme gebracht hat. Was ist es also, dass den kaltblütigen Killer so beliebt macht, und kann der neue Teil mit seinen Vorgängern mithalten?

INHALT

Johns Zeit läuft ab. Nur Minuten nach dem Ende des letzten Films hetzt er durch New York, auf der Suche nach Unterschlupf. Die eine Stunde Vorsprung bis zu seiner Exkommunikation, die ihm der Chef des Intercontinental, gewährt hat, ist fast abgelaufen. Das bisschen Zeit, das ihm bleibt, nutzt er, um sich von einem Arzt zusammenflicken zu lassen.

Auf die Sekunde genau eine Stunde nach Ablauf dieses Ultimatums klingeln die Telefone eines jeden Gangsters, Mörders und sonstiger Ganoven. Es ist so weit, die Jagd ist eröffnet. 14 Millionen Dollar sind auf den Kopf von John ausgesetzt und jeder will zumindest ein Stückchen davon. Doch der hat einen Plan, der es ihm ermöglicht, aus New York zu entkommen. Alles was er dafür tun muss, ist sich durch die halbe Stadt zu kämpfen.

Während Mr. Wick sich also auf den Weg macht und dabei haufenweise Leichen hinterlässt, trifft eine Richterin des hohen Rates im Intercontinental ein. Letzterer ist nämlich gar nicht glücklich darüber, dass ein Ratsmitglied auf neutralem Boden getötet wurde und dem Täter auch noch eine Gnadenfrist eingeräumt worden ist.

© 2019 Concorde Filmverleih GmbH

KRITIK

Meiner Ansicht nach kann man den großen Erfolg der jungen Franchise an drei großen Punkten festmachen. Der erste ist die aberwitzige, aber doch irgendwie geerdete und fast noch glaubwürdige Action-Choreografie und deren fantastische visuelle Umsetzung. Anstatt wie wild zu schneiden, wird hier draufgehalten und was man dadurch zu sehen bekommt ist weit mehr als nur Action, es wird zum hypnotisierenden Tanz der rohen Gewalt. Hier haben sich die Macher auch im dritten Teil genug Neues einfallen lassen, um die atemlosen Sequenzen frisch zu halten. Schon bekanntes sieht man nur selten.

Der zweite Grund ist der so weit hergeholte wie faszinierende Background, über eine Unterwelt, die von einer Schattenorganisation bis ins kleinste Detail durchorganisiert ist. Im ersten Teil nur angedeutet, wurde schnell klar, dass die Idee beim Publikum sehr gut ankommt und es neugierig auf mehr davon gemacht hat. Folglich legte man in der Fortsetzung mehr Focus auf diesen Aspekt der Geschichte. Und nun, in John Wick: Kapitel 3, wird der Hohe Rat und seine Machenschaften fast zu so etwas wie einem zweiten Protagonisten.

Womit wir vermutlich auch am Knackpunkt angekommen wären. Auch der dritte Teil hält, zumindest was die Action angeht, an den alten Tugenden fest, die den ersten zu einem so großen und überraschenden Erfolg gemacht haben. Beim Plot hat sich allerdings einiges getan. Während zu Anfang die Story simpler nicht sein hätte können, wird diese immer mehr zum Epos. So seltsam das vielleicht klingen mag, aber auch ohne Magie oder Drachen fühlt man sich fast schon in eine Fantasy-Welt versetzt, so abgedreht und weitab der Glaubwürdigkeit fühlt man sich im aktuellen Film. Dabei sei gesagt, dass dies nicht zwingend als Kritik zu verstehen ist. Denn wenn man willens ist, sich auf diese wilde Reise einzulassen, anstatt sie allzu sehr zu hinterfragen, macht sie umso größeren Spaß.

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Das letzte Geheimnis dieser Erfolgsgeschichte bringt uns zur Besetzung und damit zu Keanu Reeves. Ihm passt der Anzug des John Wick nach wie vor wie angegossen und seine ursprüngliche Besetzung war zweifelsfrei ein Geniestreich. Dabei hilft auch seine Besessenheit, klar zu erkennen in den im Internet herumschwirrenden Videos, die in beim beinharten Training für diese Rolle zeigen. Die stoische, aber ganz und gar nicht emotionslose Art, wie er den legendären Killer verkörpert sitzt einfach, auch im dritten Anlauf. Neu dabei ist eine ganz offensichtlich ebenfalls gut trainierte Halle Berry, sowie Marc Dacascos, der auch auf seine alten Tage noch so manchen beeindruckenden Move zu bieten hat. Die beiden, sowie die schon aus den Vorgängern bekannte Riege, machen auch was das Schauspielerische angeht, eine durchwegs gute Figur.

Zu guter Letzt gilt es noch ein Blick auf die technischen und handwerklichen Aspekte von John Wick: Kapitel 3 zu werfen. Die könnte man ohne weiteres als vierten Erfolgs-Pfeiler bezeichnen, auch wenn sie wohl am wenigsten auffallen. Die Cinematographie ist superb und das nicht nur wenn es Action zu präsentieren gibt. Der Schnitt verzichtet zwar auf große Experimente, sitzt dafür aber zu jedem Moment. Die SFX- und Stuntarbeit ist wie gewohnt von allererster Güte und macht sogar den Eindruck, sich von Film zu Film immer noch ein wenig weiterzuentwickeln. Wie auch schon in den Vorgängern, wird die manchmal treibende, manchmal gemächlich beschwingte Musik, ebenfalls in die Choreografie mit eingewoben, was mich wieder zum Tanz- bzw. Ballett-Vergleich zurückführt.

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FAZIT

Ein weiteres Mal ist den Machern hier ein ganz großer Wurf im Action-Genre gelungen. Alle die Tugenden der Vorgänger nennt auch John Wick: Kapitel 3 sein eigen. Jedoch ist der schon im zweiten Teil aufkommende Wandel von der puren Gewalt-Orgie, hin zu einem fast schon fantastischen Epos, nun endgültig voll im Gang. Daran mag sich vielleicht der eine oder andere stoßen, wenn er puren Realismus und einfach gestrickte Plots in seiner Gewalt-orgie bevorzugt. Für alle anderen jedoch ist der dritte Eintrag in die Reihe um den nicht aufzuhaltenden Killer ein atemloser und erstklassig umgesetzter Ritt, der gerne noch ein bisschen länger dauern dürfte. Glücklicherweise verspricht das Ende aber ein Wiedersehen und einen neuen Ritt.

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