Filmkritik: Jurassic World: Das gefallene Königreich

Dinosaurier gehen immer, so sagt man. Und der Erfolg gibt dem Spruch auch nach etlichen Jahren Pause recht, wie wir seit Jurassic World wissen. Auch das filmische Qualität nur eine untergeordnete Rolle spielt, wenn genug große und gefährliche Echsen für Chaos sorgen, haben wir gelernt. Nun sind die immer noch federlosen Raptoren und diverse andere ausgestorbene Saurier zurück und machen einen weiteren Umstand deutlich: Untertitel, die in irgendeinem Zusammenhang mit dem tatsächlichen Film haben, sind überbewertet.

INHALT

Nach den katastrophalen Ereignissen im neuen Saurier-Park, steht es schlecht um die auf der Insel zurückgelassenen Tiere. Der ruhend geglaubte Vulkan dort steht nämlich kurz vor dem Ausbruch und droht all das neu geschaffene Leben wieder zu zerstören. Claire, die von der toughen Geschäftsfrau und Leiterin des Parks zur Dinosaurier-Aktivistin geworden ist, versucht das mit allen Mitteln zu verhindern.

Unerwartete Unterstützung erhält sich von Benjamin Lockwood, seines Zeichens Milliardär und ehemaliger Freund und Geschäftspartner des ursprünglichen Vaters der Jurassic Park Idee: Richard Hammond. Owen, der sich aufs Land zurückgezogen hat um sich ein Haus zu bauen, lässt sich ebenfalls dazu überreden, mit auf die Insel zu kommen um die Echsen zu retten, denn nur er kann Blue, die von ihm aufgezogene und hochintelligente Raptorendame, aufspüren.

Auf der Insel angekommen, müssen sie feststellen, dass der Vulkan bereits aus allen Rohren Feuer und Lava spuck und ihnen die Zeit davonläuft. Doch damit nicht genug, denn schnell stell sich zudem heraus, dass bei dieser großangelegten Rettungsaktion nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

© Universal Pictures

KRITIK

Der größte Fehler den man beim Schauen von Jurassic World: Das gefallene Königreich machen kann, ist darüber nachzudenken. Die Gedankensprünge des Drehbuchs, die den gezeigten Handlungsbogen ermöglichen sind, gelinde gesagt, abenteuerlich. Das fängt schon bei der grundsätzlichen Prämisse an, setzt sich über die Motivationen der Charaktere fort und endet mit absolut keinen Sinn ergebenden zeitlichen Abläufen. Da wundert es eigentlich kaum, dass der neue Unter- bzw. Zusatztitel keinen, auch nur irgendwie nachvollziehbaren Bezug zum Film hat.

Schafft man es allerdings, alles denken in Popcorn und Nachos zu ersticken, macht die Sache auch weiterhin Spaß. Das liegt nicht zuletzt an den sympathischen Hauptcharakteren, aber vor allem an den Sauriern. Die schaffen es auch im mittlerweile fünften Anlauf, das Publikum in Staunen zu versetzen. Auch dieses Mal wieder visuell erstklassig umgesetzt, sind und bleiben sie die wahren Stars der Filme. Zudem hat man mit Blue sogar so etwas wie einen prähistorischen Nebendarsteller und Sympathieträger geschaffen.

© Universal Pictures

Natürlich darf man sich Realismus ebenso wenig erwarten wie eine schlüssige Handlung. Das betrifft nicht nur die eingangs erwähnten Federn, auch die Temperatur von Lava scheint je nach Einstellung massiv zu schwanken und für jeden Saurier gibt es einen genau passenden Käfig, auch wenn man nicht weiß welche man eigentlich einfängt. Aber das alles spielt natürlich keine Rolle, immerhin gibt es einen neuen, noch gefährlicheren Super-Raptor aus dem Gen-Labor. Der inhaltliche Lichtblick des Films ist eindeutig das Ende. Mit dem gebotenen Setup für die (wohl sichere Fortsetzung) ließe sich so einiges anfangen.

Wie schon erwähnt, gibt es an den aus Jurassic World bekannten Charakteren kaum etwas auszusetzen, wenn man mal von ihrer grundsätzlichen Motivation absieht. Bryce Dallas Howard als Claire und Chris Pratt als Owen machen ihre Sache gut, genau wie ihre beiden neuen Sidekicks, dargestellt von Justice Smith und Daniella Pineda. Alle anderen machen zwar auch nichts falsch, allerdings geben ihre Rollen so wenig her, dass ein Lob dafür kaum verdient wäre. Einzig Jeff Goldblum sollte noch Erwähnung finden. Der ist zwar umwerfend wie immer, doch sollte man sich durch sein Erscheinen im Trailer keine Hoffnung auf mehr als einen kurzen Gastauftritt machen.

Technisch gibt es, wie schon angedeutet, kaum etwas auszusetzen. Regie und Schnitt sind kompetent umgesetzt, Interessante Konzepte oder irgendetwas, das über „1×1 des Filmemachens“ hinausgeht, sucht man aber vergebens. Noch mehr als schon im Vorgänger vermisst man hier auch die selbst zur Legende gewordene Filmmusik. Nur an zwei oder drei Stellen klingen bekannte Themen kurz an, nur um sich dann wieder in nichtssagendem Bombast von der Stange zu verlieren.

© Universal Pictures

FAZIT

Sicher, man kann Jurassic World: Das gefallene Königreich als der puren Unterhaltung dienendes Popcorn-Kino durchgehen lassen. Zudem zieht auch der Dinosaurier-Bonus immer noch. Doch wenn man nur ein kleines bisschen genauer hinsieht und das ganze Spektakel objektiv betrachtet, muss man sich doch eingestehen, dass uns hier ein schwacher B-Movie in Hochglanz-Verpackung vorgesetzt wird. Die Handlung ist dumm, die Charaktere eindimensional und kaum nachvollziehbar und alle physikalischen Gesetze gelten nur dann, wenn man sie braucht. Eigentlich schade, denn die alte Jurassic Park Franchise hat zumindest erst beim dritten Teil ein so niedriges Niveau erreicht.

Passende Beiträge

Flint: Treasure of Oblivion im Test

ANTONBLAST im Test

The Spirit of the Samurai im Test