Filmkritik: Justice League

Mit Justice League startete im November der inzwischen fünfte Film des DC Extended Universe. Jenem Konzept, welches Warner Bros. als mächtiges Gegenstück zu Marvels Filmuniversum dienen sollte. Nachdem Batman v. Superman und Suicide Squad nur in wenigen Bereichen überzeugen konnten, gelang mit Wonder Woman eine kleine Überraschung. Dies und die Tatsache, dass Joss Whedon dem Projekt hinzugezogen wurde lies mich dann doch ein wenig hoffen: „Justice League könnte ja vielleicht doch noch gut werden!“. Bei Adam Wests Vollbauch – was lag ich doch falsch…

INHALT

Einige Monate sind seit den Ereignissen in Batman v. Superman: Dawn of Justice vergangen. Noch immer betrauern Menschen den Tod des Mannes aus Stahl und sehen sich mit einer Realität ohne gottgleichen Beschützer konfrontiert. Dieses Vakuum, welches Supermans Abwesenheit hinterlässt, nutzt der im Exil lebende Steppenwolf für seine Rückkehr auf die Erde. Dort begibt er sich auf die Suche nach den drei Mother-Boxen, um dem blauen Planeten gewaltig auf die Pelle zu rücken. Doch hat er die Rechnung ohne die Justice League gemacht.

Clay Enos/ TM & © DC Comics

KRITIK

Justice League stand leider von Beginn an unter keinem guten Stern. Erst als Zweiteiler angelegt wurde das Drehbuch auf einen Film zurechtgestutzt, da die Vorgänger allesamt hinter den erwarteten Einnahmen zurückblieben. Ben Affleck, hoch unzufrieden mit Batman v. Superman: Dawn of Justice, dokterte teilweise am Set noch am Skript herum, um dieses seinen Vorstellungen anzupassen. Im späteren Verlauf verließ Regisseur Zack Snyder das Projekt aufgrund eines schweren familiären Schicksalsschlages. Für ihn sprang Avengers-Veteran Joss Whedon ein. Dieser hatte die Mission Justice League von der drückenden Düsternis eines Batman v. Superman: Dawn of Justice zu befreien und den Film mit der fröhlichen Heiterkeit eines Avengers zu beglücken. Das Ergebnis ist wohl einer meiner größten Kritikpunkte am Film – Batman mit der großen Klappe!

Ja, Batman v. Superman: Dawn of Justice hatte seine Schwächen, konnte aber auch mit grandiosen Einzelmomenten und mit Ben Affleck als gebrochenen und desillusionierten Batman überzeugen. Die Inszenierung eines Batmans der seine eigene Überzeugung über Bord geworfen hatte und sich von seinen Gegnern im Wesentlichen nur mehr dadurch unterschied, dass er sich selbst als „der Gute“ bezeichnete, hatte bei mir als Batman Fan von Kindesbeinen an einen Nerv getroffen. Umso mehr schmerzt es mich, dass der dunkle Ritter in Justice League zum Stichwortgeber für Oneliner seiner Teamkollegen umgeschrieben wurde oder selbst mal einen Spruch vom Stapel lässt. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe prinzipiell nichts gegen eine weniger düstere Interpretation Batmans. So mag ich zum Beispiel Joel Schumachers Batman & Robin ganz gerne, da ich ihn als (unfreiwillige) Hommage an die Adam West Ära sehe. Aber Afflecks Batman hatte viel Potenzial. Potenzial das ich seit Justice League etwas beschädigt sehe. Ich hoffe allerdings, dass Ben Affleck die Rolle nicht hinschmeißt und in The Batman die Interpretation liefert die ich mir für diese Figur wünsche.

Clay Enos/ TM & © DC Comics

Der Rest des Teams ist sympathisch gecastet. Jason Momoa verkörpert den oft unterschätzten und zu Unrecht verspotteten Superhelden Aquaman. Arthur Curry, wie der König der sieben Weltmeere im bürgerlichen Namen heißt, bekommt in Justice League eine seiner coolsten Interpretationen spendiert. Momoas Aquaman ist ein Badass der seinesgleichen sucht. Ich freue mich schon auf den Solofilm, denn leider bekommt Aquaman nur wenig zu tun und teasert seine Fähigkeiten nur an. Ezra Miller als Flash alias Berry Allen weiß auch zu überzeugen. Doch wird auch seine Backstory nur angedeutet. Dies ist allerdings im Allgemeinen ein Problem des Drehbuches von Justice League. Denn dadurch, dass The Flash, Aquaman und Cyborg noch keine Solofilme hatten bleiben sie für den Zuschauer relativ „blass“. Gerade Cyborg war mir, trotz solider Leistung von Ray Fisher recht egal. Dies hätte durch eine Einführung in einem Solofilm verhindert werden können. Denn Cyborg ist in den Comics ein sehr interessanter und zwiegespaltener Charakter der weit mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Gal Gadot als Wonder Woman muss ich wohl nicht mehr extra erwähnen, hat sie sich doch schon lange ihren Platz im Superhelden-Kino verdient.

Ciarán Hinds als Bösewicht Steppenwolf wird leider total verheizt. Zum einen erkennt man ihn unter der (fürchterlich schlechten) CGI Maske nicht, zum anderen ist Steppenwolf als Figur dünn wie ein Blatt Papier und in seiner Motivation auch nicht gerade kreativ.

Handwerklich ist Justice League bestenfalls solide. Die Spezialeffekte sind leider nicht immer auf der Höhe der Zeit. Auch sind viele Schnitte sehr hektisch gesetzt, wodurch manchmal die Übersicht etwas leidet.

Clay Enos/ TM & © DC Comics

FAZIT

Schon lange hatte ich nicht mehr ein solches Problem dabei eine rein objektive Review zu einem Film zu schreiben. Denn ich kann mir vorstellen, dass jemand der mit anderen Erwartungen an die Figuren des Films ins Kino geht, durchaus seinen Spaß haben kann. Er hat auch seine guten Elemente. So funktioniert die Chemie zwischen den Teammitgliedern wunderbar und sorgt für diverse starke Momente. Auch toll fand ich den Score von Danny Elfman. Ich freute mich jedes Mal wenn er sein eigenes Batman Theme von 1989 oder die berühmte Titelmelodie von Richard Donners Superman zitierte. Aber leider hatte ich meine Probleme mit dem Plot, der Neuausrichtung Batmans oder dem austauschbaren Gegenspieler. Gerade in Bezug auf seine Antagonisten hätten DC und Warner die Chance gehabt sich von der übermächtigen Konkurrenz durch Marvel abzuheben. Doch leider nutzen sie diese nicht. So bleibt am Ende vielleicht mit Justice League nicht der schlechteste Superheldenfilm aller Zeiten, doch in Anbetracht der schieren Masse an besseren Vertretern seines Genres, ist er ein Film, der nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.

Passende Beiträge

Das war die Vienna Comic Con 2024

Microsoft Flight Simulator 2024 im Test

Rogue Waters im Test