FILMKRITIK: My Hero Academia: Two Heroes

Letzten Dienstag hatte ich die Möglichkeit bei der Österreich-Premiere des ersten Films vom Anime-Hit My Hero Academia dabei zu sein. Die von Kōhei Horikoshi geschaffene Manga-Serie erblickte erstmals 2014 das Licht der Welt und erfreute sich schon sehr früh nach der Veröffentlichung einer großen Aufmerksamkeit. Lange ließ eine animierte Adaption nicht auf sich warten, und zwei Jahre später stand Boku no Hīrō Akademia in den Startlöchern. Mit My Hero Academia: Two Heroes bekommt der preisgekrönte Anime nun auch seinen ersten Filmableger, aber kann dieser auch überzeugen? Viele Anime-Serien haben sich schon an Filmen versucht und sind kläglich daran gescheitert. Nun ist My Hero Academia am Zug.

INHALT

My Hero Academia: Two Heroes spielt zwischen der zweiten und dritten Staffel des Anime Ablegers. Der Film beginnt mit einer Rückblende auf Toshinoris, All Mights, Vergangenheit zu der Zeit als er noch in Amerika in die Schule ging. Mit ihm der junge Schüler David Shield, welcher als Toshinoris Sidekick fungiert. Fast Forward, und wir sind in der Gegenwart. Izuku Midoriya, kurz Deku, All Mights Schüler, und der derzeitige Besitzer der Kraft One For All, befindet sich mit dem, inzwischen gealtertem, All Might in einem Flugzeug in Richtung der künstlichen Insel I-Island. Dort leben die klügsten und einflussreichsten Forscher der Welt und studieren verschiedenste Superkräfte, auch Quirks genannt. Unter anderem lebt dort auch Shield, welcher inzwischen ein hoch angesehener Professor ist. Dieser lud den Nummer 1 Helden All Might, auf die auf I-Island stattfindenden Forscher-Messe ein. Dort angekommen lernt der Protagonist Deku nicht nur neue Leute wie Melissa, David Shields Tochter, welche mit ihrem Vater gemeinsam auf I-Island lebt und die dortige Wissenschaftlerakademie besucht, kennen, sondern trifft auch auf alte Bekannte und einige seiner Klassenkollegen.

Das Böse lässt jedoch nicht lange auf sich warten, und so finden sich die Helden nur wenig später in einer misslichen Lage wieder. Einer Gruppe von Schurken gelingt es, sich zutritt zur Insel zu verschaffen, einen Großteil der Profi-Helden außer Gefecht zu setzen und die dortige Bevölkerung als Geißeln zu nehmen. Nun hängt es an Deku und seinen Freunden, das Überleben der Menschen auf I-Island sicherzustellen, und die Eindringlinge zurückzudrängen.

© K. Horikoshi / Shueisha

KRITIK

Anime-typisch nimmt sich My Hero Academia nicht allzu ernst, und behandelt auch keine kritischen Themen, die zum Nachdenken anregen. In den knapp 97 Minuten Laufzeit, versuchte das Studio BONES sich mit einem moderaten Action-Film, der den ein oder anderen Witz beinhaltet. Diese waren zu meiner Überraschung sogar teils ganz lustig, etwas was man nicht oft von mir hört. Trotzdem hat mich aber gestört, dass manche dieser Stimmungs-auflockernden Einwürfe an den komplett falschen Stellen im Film waren. Während ich gerade mit großen Augen einem actionreichen Kampf zusehe, will ich nicht mit zweitklassigen Witzen aus dem Geschehen gerissen werden.

Wo ich gerade bei Kämpfen bin: Zu meiner Überraschung wurde in My Hero Academia: Two Heroes weniger gekämpft als im Vorhinein gedacht. Vielleicht habe ich mir in dieser Hinsicht aber auch mehr erwartet als ich hätte sollen. Wenn es dann mal zur Auseinandersetzung kommt, ist das jedoch fantastisch mit anzusehen. Die schon hohe Qualität, welche die Anime-Serie auszeichnet und auch beibehält, wurde übertroffen. Die Animationen waren sehr schön, und hatten teils auch einen hyperrealistischen Look, als würde man einen bewegten Menschen sehen, der nachgezeichnet wurde. Das fiel mir aber gerade  zweimal auf, und dann auch nur in besonders geladenen Momenten. Persönlich hat mir das sehr gefallen, dieser Effekte gab den Szenen noch mehr an Ausdruck. Auch in den nicht so aufregenden Teilen des Films war My Hero Academia: Two Heroes ein Augenschmaus, was durch die gekonnte Beleuchtung und Verwendung visueller Effekte seitens BONES gelungen ist. Besonders der finale Kampf wird mir noch länger in Erinnerung bleiben, da er wie oben angeführt, nicht nur unglaublich gut animiert war, sondern auch den Aufstieg und Fall des Helden All Might sensationell widerspiegelt.

Aber genug zum visuellen Teil des Films. Neben der äußerst gelungenen Qualität der Animation, war auch My Hero Academia-typisch das Audio ein Fest für die Ohren. Neben einer, sonst sehr eindringlichen Sammlung an Geräuschen und Effekten, glänzte der Film vor allem mit seiner musikalischen Untermalung. Hier wurde nicht gespart. Jede Szene wurde von einem wunderbar passendem Track unterstützt. Das große Finale gipfelte dann schließlich mit „You Say Run“, einem Track aus der Anime-Serie, welcher vor allem durch seine rein-musikalische Art und Weise, die Geschichte des Helden der seine Grenzen überschreitet, zu erzählen, an Bekanntheit im Internet und bei Fans gewann.

© K. Horikoshi / Shueisha

Und damit kommen wir schlussendlich zur Handlung, und Gott behüte, leider kann ich hier nicht annähernd so vom Film schwärmen wie in den vorangegangenen Absätzen. Das, was die Serie so von der Flut an anderen Animes dieser Art abhebt, war für mich die interessante Handlung, und vor allem das World-Building. Und ja, natürlich macht der Anime nicht alles perfekt, aber „Plus Ultra“, eine Metapher dafür, dass wir über uns hinauswachsen können, wird, obwohl es als Plot-Device genutzt wird, trotzdem glaubhaft verpackt.

Jedoch wird dieses ganze Konzept über den Haufen geworfen. Interessante Handlung, welche fesselt und Sinn ergibt? Nein. Glaubhaftes World-Building, welches in Zukunft Einfluss auf die Charaktere hat? Hier fehl am Platz. Der Fakt, dass der Film auch noch Kanon ist, lässt mich umso mehr den Kopf schütteln. Wirklich Schade, denn sonst hätte ich mir die zahlreichen Logiklöcher noch einreden lassen. Mich stört am meisten, dass sich BONES nicht um ein plausibles Ende gekümmert hat. Je länger der Film ging desto mehr Fragen hatte ich, die schlussendlich nicht beantwortet wurden. Charaktere die bis in die dritte Staffel als Tot galten, Leben plötzlich wieder – es sei gesagt, dass dieser Film vor der dritten Staffel spielt – und das ist nur der Anfang. Neben anderer kleiner, aber verkraftbaren Mängeln, bleibt auch die Frage was mit den neuen Charakteren wie Shield passiert, die in der Anime-Serie nie wieder auftauchen. Gibt es diese nicht mehr? Das lässt wirklich sehr zu wünschen übrig. Auch der Antagonist ist nur die letzten 15 Minuten des Films präsent, und wieso haben fast alle seiner Handlanger, in einer Welt voll mit Superkräften, aus unerklärlichen Gründen keine, und benutzen stinknormale Schusswaffen? Antworten darauf gibt es keine.

Am schlimmsten ist jedoch, wie der mit der Kraft des Protagonisten umgegangen wird. Im Anime kann dieser seine Kräfte nämlich nicht zu 100% benutzen, sondern lediglich 5%. Er bekommt im Laufe des Films einen Gegenstand, welcher es ihm erlaubt seine Kraft im vollen Ausmaß zu verwenden. Während dem großen Finale zerstört er diesen, danach wird nie wieder ein Wort darüber verloren? Was?! Zur Information: Einer der zentralen Handlungspunkte die Animes ist, dass der Protagonist Deku seine Superkraft nicht vollständig benutzen kann, weil sein Körper unter deren unglaublicher Belastung zugrunde geht. Dieser Gegenstand dreht somit fast alles rund um den Protagonisten und seine Kraft „One For All“ auf den Kopf. Dieser Aspekt wird einfach unter den Teppich gekehrt…

© K. Horikoshi / Shueisha

FAZIT

Alles in allem muss ich sagen, dass ich aufgrund des Studios, und der gelungenen Anime-Serie mit einer zu hohen Erwartung ins Kino gegangen bin. Ich dachte nicht, vor allem nach den ersten drei Staffeln, welche ich mehr als gut fand, dass mich der Film so enttäuschen hätte können. Versteht mich nicht falsch, für Leute, die nicht so tief in der Materie sind, keine große Erwartungshaltshaltung haben oder sich gar kaum dafür interessieren und sich den Film einfach so mal ansehen, denen mag er bestimmt gefallen. Die Handlung an sich ist zwar nicht stark, aber der Film bietet genügend Eye-Candy, um auch den weniger anspruchsvollen Zuseher zu fesseln. Trotzdem wundert es mich, dass My Hero Academia: Two Heroes Auszeichnungen gewann. War der Film ein totaler Reinfall? Nein. Aber aufgrund der vielen Logiklöcher muss ich vor allem Fans der Serie, die besonders auf solche Aspekte achten, empfehlen den Film mit Vorsicht zu genießen. Der Fanboy in mir bekommt aber trotz der mageren Umsetzung der Handlung noch immer Gänsehaut bei den eindrucksreichen Kämpfen, und ganz besonders der finalen Konfrontation.

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