Nachdem die recht erfolgreiche Franchise 2007 mit „Ocean’s 13“ ein jehes Ende – sowohl für Danny Ocean und auch das Publikum – nahm, ist der Ganoven-Staraufmarsch zurück. Dass es sich dabei um keine Fortsetzung im herkömmlichen Sinne handelt, verrät schon der Titel. „Ocean’s 8“ will das Genre des Heist-Abenteuers wiederbeleben und setzt dabei alles auf Frauenpower.
INHALT
Debby Ocean, ihres Zeichens die jüngere Schwester des legendären Diebes Danny, wird nach über 5 Jahren Haft entlassen und hat nur 2 Dinge im Kopf: Sich an ihrem Ex, der für ihren Aufenthalt im Knast verantwortlich ist, zu rächen und ein Ding zu drehen, das ihrem großen Namen alle Ehre macht. Jede freie Minute im Gefängnis hat sie damit verbracht, an ihrem Plan zu tüfteln und nun kann sie ihn endlich ausführen.
Doch natürlich braucht sie zuerst ein Team. Und das soll nicht nur aus Profis, sondern auch ausschließlich aus Frauen bestehen, denn Männern traut Debby verständlicherweise so gar nicht mehr über den Weg. Zusammen mit ihrer langjährigen Kumpanin Lou macht sie sich daran, die besten und verlegensten Ladies in der Branche um sich zu scharen, denn ihr Ziel ist nichts Geringeres als das Metropolitan Museum of Art in New York, eines der bestbewachtesten Gebäude Amerikas.
KRITIK
Jeder der auch nur einen der Ocean’s Filme gesehen hat weiß was ihn hier inhaltlich erwartet. Ein Heist-Abenteuer, in dem eine wilde, aber charmante Truppe von Gentlemen-Gangstern einen unmöglich scheinenden Coup über die Bühne bringt. Und zwar mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem coolen Spruch auf den Lippen. Abgesehen davon, dass Ocean’s 8 die Gentlemen mit Ladies ersetzt, ändert sich an dieser Formel rein gar nichts.
Das soll an dieser Stelle aber gar nicht als Kritik verstanden werden, funktioniert das Rezept doch augenscheinlich auch ganz ohne Testosteron genauso gut. Die Chemie zwischen den Damen stimmt, ebenso wie der Witz und das abenteuerliche Setup. Es sollte also dem gender-bending Gangster-Spaß nichts im Wege stehen. Und doch hapert es eben genau beim Spaß. Es mangelt dem Film an Höhepunkten, ein Spannungsbogen will nicht wirklich aufkommen und das Ende zaubert noch ein aus dem Nichts auftauchendes Gimmick aus dem Hut, dass das schwächelnde Finale aber auch nicht retten kann.
All diese Probleme sind in erster Linie einem schwachen Drehbuch geschuldet, dass zwar seinen Charakteren sehr viel Zeit und Spielraum einräumt (was auch gut ist), aber darauf vergisst, eine interessante Handlung zu erzählen. Ganz abgesehen davon, dass es dem „meisterlichen“ Plan an großen Finessen fehlt und zu keinem Zeitpunkt ein Zweifel daran herrscht, dass dieser am Ende aufgeht, ist die vermeintliche Überraschung gegen Ende meilenweit vorauszusehen.
Aber es gibt nicht nur negatives zu berichten. Der Cast funktioniert im Großen und Ganzen einwandfrei. Mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Helena Bonham Carter, Dakota Fanning, oder auch der überraschend passenden Rihanna, hat man ein beachtliches Damen-Ensemble zusammengestellt, das sichtlich Spaß bei der Sache hat. Auch die Rollen außerhalb der ungewöhnlichen Girl-Clique sind gut und zum Teil recht prominent besetzt.
Ein weiteres Plus ist der funkige und sehr passende Soundtrack. Der lehnt sich eindeutig an den Vibe der Vorgänger an, was aber nicht irritiert, sondern dem Ganzen gut tut. Was Regie und Schnitt betrifft gibt es kaum Anlass zur Kritik, alles sitzt, passt und sieht gut aus. Absolut kompetent, aber nicht unbedingt einfallsreich inszeniert, könnte man sagen. Special Effects oder Stunts gibt es hier so gut wie gar nicht zu bestaunen, dafür einige wirklich fabelhafte Kostüme und wunderbare Abendroben.
FAZIT
Wenn man beim Drehbuch genauso viel Wert daraufgelegt hätte, eine spannende Heist-Story zu erzählen, wie auf die Chemie des illustren Damen-Kränzchens, das in dessen Mittelpunkt steht, hätte Ocean’s 8 wohl ein richtig guter Film werden können. Aufgrund der kompetenten Inszenierung, der guten Besetzung und der coolen Stimmung, die er verbreitet, bleibt der Film trotzdem brauchbare Unterhaltung. Was nichts an der Tatsache ändert, dass man ihn spätestens auf dem Weg zum Auto nach dem Kino wieder vergessen hat. Für ein eventuelles Ocean’s 9 besteht da eindeutig noch Spielraum nach oben.