Nachdem, vor ziemlich genau 2 Jahren, der erste Teil von J.K. Rowlings auf 5 Teile veranschlagte Prequel-Reihe zur unglaublich erfolgreichen Harry Potter Serie erschien, geht das Abenteuer um Newt Scamander und den gefährlichen Zauberer Grindelwald, in die zweite Runde. Da alle Hauptfiguren etabliert sind und das Setup erklärt, kann man sich nur darauf konzentrieren, eine spannende Geschichte aus der Welt der Zauberer zu erzählen. Und genau das macht „Grindelwalds Verbrechen“.
INHALT
Nach den mehr als turbulenten Ereignissen in New York, ist es Newt Scamander vor läufig verboten, England zu verlassen. Das ändert sich schlagartig, als Grindelwald bei der Überstellung aus Amerika entkommt und sich herausstellt, dass Credence, der in New York doch überlebt hat, in Paris auf der Suche nach seiner Familie ist. Theseus, Auror und Newts Bruder, will ihn anwerben um den überaus gefährlichen, jungen Man zu finden, bevor ihn Grindelwald in seine Finger bekommt.
Zunächst will sich Newt nicht einmischen, und selbst die Bitte von Albus Dumbledore, sich um die Angelegenheit zu kümmern, schlägt er zunächst aus. Erst als plötzlich Queenie mit einem äußerst verwirrten Jacob bei ihm hereinschneit und er erfährt, dass auch Tina in Paris auf der Suche nach Credence ist, fackelt er nicht lange, schnappt sich seinen alten Partner Jacob und macht sich auf den Weg in die Stadt der Liebe. Doch die finsteren Pläne von Grindelwald sind schon längst am Laufen und diese aufzuhalten, stellt sich als mehr als nur große Aufgabe heraus.
KRITIK
Während Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zwar ein absolut passables Abenteuer im Harry Potter Universum war, mangelte es dem Film doch ein wenig an einer echten Identität und einem Plot, der die über 2 Stunden Laufzeit rechtfertigte. Das lag freilich auch am Fluch des ersten Teils einer groß angelegten Franchise: Charaktere müssen etabliert, Hintergründe erklärt und Handlungsstränge, die zu einem viel späteren Zeitpunkt relevant werden, vorbereitet werden. Da bleibt nicht allzu viel Zeit für eine für sich genommen anspruchsvolle Story. Mit diesen Start-Hürden aus dem Weg, schlägt sich Teil zwei in diesem Belang um einiges besser.
Auch wenn weitere Personen eingeführt und weitere Neben-Plots angerissen werden, bleibt Grindelwalds Verbrechen doch im Großen und Ganzen eine eigenständige und durchaus spannende Geschichte, wenn man vom Ende absieht. Das ist zwar nicht ganz ein Cliffhanger, zielt aber dann doch eher auf die Dinge, die noch kommen ab, als darauf dem Film einen schönen Abschluss zu geben. Auch das ist aber eine Sache, die man in einer Welt voller, von langer Hand geplanter Franchises schon gewohnt ist und auch wirklich nur ein klein wenig negativ ins Gewicht fällt.
Eine weitere, typische Eigenschaft des zweiten Teils ist der merklich düstere Ton. Und auch hier fällt Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen nicht aus der Reihe. Der Antagonist will als tatsächliche, große Gefahr für alle etabliert werden, und um das zu bewerkstelligen, greift man für einen Familienfilm recht tief in die Kiste der bösen Taten. Ob Grindelwald einfach nur böse ist, oder ob hinter der grausamen Fassade ein vielschichtiger Charakter steckt, lässt sich soweit aber nur erahnen.
Kein echter Kritikpunkt, aber doch eine Sache, die auffällt, ist die seltsame Titelwahl. Denn während die phantastischen Tierwesen im ersten Teil noch eine wirklich große Rolle eingenommen haben, wirken sie hier bei weitem nicht mehr so relevant und müssen sich, gegenüber der filmübergreifenden Handlung, eindeutig zurücknehmen. Noch kann man aber natürlich nicht abschätzen, ob Newts Koffer und dessen Bewohner im weiteren Verlauf der Geschichte wieder an Wichtigkeit zulegen.
Was die Besetzung betrifft gibt es auch im aktuellen Teil nichts zu beklagen. Neben der bereits ins Herz geschlossenen Hauptfiguren, die weiterhin von Eddie Redmayne, Katherine Waterston und Dan Fogler verkörpert werden, macht auch Ezra Miller als Credence weiterhin eine erstklassige Figur. Johnny Depp, der ja im Vorgänger nur ein paar Sekunden zu sehen war, hat hier wesentlich mehr Screentime und liefert eine ordentliche Leistung ab, Auch wenn seine Rolle (noch?) nicht allzu viel hergibt. Noch zu erwähnen wäre der immer gern gesehene Jude Law als junger Albus Dumbledore, der aber leider nicht sonderlich viel zu tun bekommt, was sich aber in den kommenden Filmen sicher noch ändern wird.
Optisch bekommt das Publikum das erwartete Spektakel geboten, vor allem wenn die titelgebenden Tierwesen dann doch mal losgelassen werden. Special Effects und CGI Arbeit ist erwartungsgemäß auf allerhöchstem Standard. Auch für die Ohren wird viel geboten, die musikalische Untermalung spielt immer wieder mit bekannten Themen aus der Potter-Reihe und auch die Neukompositionen gehen immer mehr ins Ohr. Aus handwerklicher Sicht gibt es ebenfalls kaum Anlass zum Meckern. Grindelwalds Verbrechen ist flüssig und schlüssig geschnitten und in opulenten Bildern von der Kamera eingefangen. David Yates Regiearbeit ist solide wie eh und jäh.
FAZIT
Wer die magische Welt des Harry Potter im Allgemeinen und den ersten Teil im speziellen mochte, kann hier nichts falsch machen. Der Film ist spannender, flüssiger, aber auch um einiges düsterer als sein Vorgänger und bringt damit die übergreifende Handlung erst so richtig ins Rollen. Aber auch alle anderen bekommen hier einen erstklassig produzierten, durchwegs unterhaltsamen Fantasy-/Action-Kino geboten, der zwar nicht für die ganz Kleinen, aber ansonsten doch absolut für einen Familienabend im Kino geeignet ist. Und Lust auf den nächsten Teil macht er allemal.